The old man, whose name is Santiago, is a fisherman who lives alone near Havana. Incredibly poor, he sleeps in a shack and sets out each day on a small skiff to try to catch himself some fish to eat or sell. For awhile, the boy, named Manolin, accompanied the old man each day, to learn from him and assist him. Unfortunately, the old man went weeks without catching anything, so the boy's parents made him stop accompanying the old man. When the story begins, the boy is probably around twelve years old, and the old man has gone eighty-four days without catching a fish. The boy comes to his shack to talk to the old man about baseball, as they both greatly admire Joe DiMaggio, and supplies the old man might need. The boy likes to bring the old man whatever he can, such as food, bait, and clothing. He also helps the old man carry his heavy mast and sail out to his boat each morning. They drink a cup of coffee together before the old man heads out on his skiff alone.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 06.10.2012Der alte Mann träumte von den Löwen
Nach mehr als fünfzig Jahren erscheint Hemingways "Der alte Mann und das Meer" in neuer Übersetzung. Der Klassiker erstrahlt in schlichter Schönheit.
Von Paul Ingendaay
Was immer die Philologen über die Bedeutung der short stories von Ernest Hemingway sagen mögen, "Der alte Mann und das Meer" ist vermutlich seine berühmteste Geschichte geblieben. Ihre parabelhafte Schlichtheit und eine gewisse Schwierigkeit, sie anders als auf die akzeptierte Weise zu deuten, stehen in krassem Gegensatz zur offenen Form der modernen Erzählung, der Hemingway selbst so wichtige Impulse gegeben hatte.
Doch die Merkwürdigkeiten gehen noch weiter. Als der Autor den "Alten Mann und das Meer" 1951 in seiner Finca bei Havanna schrieb, hatte er mehrere Jahre Krankheit, privater Schwierigkeiten und schöpferischer Flauten hinter sich. Sein im Vorjahr erschienener Roman "Über den Fluss und in die Wälder" galt einhellig als misslungen. Er fühlte sich wie der Restposten der goldenen literarischen Ära des Modernismus, deren Vertreter allmählich starben und ihn allein zurückließen.
Auch die Zuerkennung des Nobelpreises 1954 unter ausdrücklicher Berufung auf die 1952 veröffentlichte Meeresgeschichte, die der Autor für das Beste hielt, was er in diesen Jahren geschrieben hatte, brachte ihm keine unvermischte Freude. Die Auszeichnung, die er viel früher verdient zu haben glaubte, gab ihm das Gefühl, selbst der alte Mann zu sein, der nach drei entbehrungsreichen Tagen auf See mit einem von Haien abgenagten Schwertfisch nach Hause kommt - zwar nicht besiegt, aber glücklos, geschunden und müde. Hemingway war außerstande, zur Preisverleihung nach Stockholm zu reisen; statt dessen schickte er eine kurze Rede, in der von der "Demut" des Schriftstellers die Rede war, der seine großen Vorläufer kenne. "Der alte Mann und das Meer", vorabgedruckt im "Life"-Magazin und bis heute ein Bestseller, sollte zu Lebzeiten seine letzte Buchveröffentlichung bleiben. Zehn Jahre nach der Niederschrift, 1961, setzte Hemingway seinem Leben in Ketchum (Idaho) selbst ein Ende.
Manchmal nehmen Klassiker eine andere Färbung an, wenn man sie neu liest, und so ging es mir diesmal bei der vierten oder fünften Lektüre dieser schlichten, von der berühmten John-Huston-Verfilmung überlagerten Erzählung, die wir statt mit einem wettergegerbten Kubaner (oder einem in Kuba lebenden Spanier von den Kanarischen Inseln) eher mit dem gütigen Gesicht von Spencer Tracy verbinden. Da ist zunächst der bezwingende Trick, mit dem Hemingway das kleine Fischerboot des alten Santiago, der vierundachtzig Tage lang hinausgefahren ist, ohne etwas zu fangen, zu einer seiner beiden Bühnen macht. (Die andere ist das Meer.) Der Alte spricht nicht nur mit sich selbst, er redet auch mit seiner Hand, mit dem Schwertfisch, mit den Haien. Dass er zu den Fischen und den Vögeln spricht, dürfte mitverantwortlich dafür sein, dass sein Leiden als Passionsgeschichte gedeutet wurde, auch wenn das schon eine gute Weile her ist.
In Zeiten schwarz-grüner Annäherung darf man das Buch aber auch als christlich-ökologischen Traktat lesen. Der Mensch, der die Schöpfung achtet, hat nur das Recht, mit fairen Mitteln das ihm Gemäße zu jagen und zu töten. Schon damals, als die Fischfangindustrie hochgerüstete Flotten in See stechen ließ, war "Der alte Mann und das Meer" anachronistisch, genau wie Hemingway selbst. Doch darin lag sein Credo, ob man eine Erzählung wie "Das kurze, glückliche Leben des Francis Macomber" liest oder seine Geschichten über den Stierkampf: Das Tier darf nur getötet werden, wenn es im Duell eine Chance hatte. Daher die euphorische Anrede des Schwertfischs als "Bruder", der im selben unbarmherzigen Existenzkampf steckt wie der Mensch. Daher Hemingways sehr spanische Mitleidlosigkeit, wenn es seine Figuren bei der Jagd oder der Auseinandersetzung mit dem Tier erwischt.
Überhaupt die Tiere! Ein kleiner Zoo wandert über die Seiten dieser Erzählung, nicht nur Meeresvögel und alle Arten Fische (Makrelen, Sardinen, Barracudas, Schwertfische, Fliegende Fische, Haie), sondern auch Hunde, Katzen, Pferde, Schildkröten, Tümmler, Delfine und Löwen. Das Bild von Löwen am Strand ist das letzte, was dem alten Mann bleibt. Es steht für eine frühere Welt, für Schönheit, Gesundheit, Jugend, Anmut. Wahrscheinlich hat sich Hemingway hier ein kleines Monument des Lebenswillens errichtet, einer Kraft, die ihn selbst am Ende verließ. Nicht jedoch den alten Fischer, der (im Buch und im wirklichen Leben) viel älter wurde als sein Autor. Der allerletzte Satz lautet: "Der alte Mann träumte von den Löwen."
Sagen wir, so lautet er jetzt, in der ebenso zupackenden wie nuancierten Neuübersetzung von Werner Schmitz, die sowohl ein Ohr für einfachen Sprechstil als auch die gelegentliche Archaik dieses Textes hat. Davor hieß es sechzig Jahre so: "Der alte Mann schlief und träumte von den Löwen." Warum "schlief"? Der letzte Absatz des englischsprachigen Originals, der aus drei kurzen Sätzen besteht, sagt doch schon im ersten und zweiten dieser Sätze, dass der Alte schlief. Zuerst sagt er, dass er "wieder" schlief. Und dann, dass er "mit dem Gesicht nach unten" schlief. Man könnte auch sagen: erst temporal, dann modal. Nachdem wir also hinlänglich informiert sind, dass der alte Fischer schläft, erfahren wir am Ende, dass er "von den Löwen" träumt. Annemarie Horschitz-Horst, eine Frau, die seit Ewigkeiten die "einzig autorisierte Übersetzung" Hemingways ins Deutsche geliefert hat, fand es jedoch besser, das "schlief" ein drittes Mal zu verwenden. Hätte Hemingway das getan, würden wir es schlucken. Da Hemingway es aber nicht getan hat, sondern nur Annemarie Horschitz-Horst, finden wir es einen Übergriff.
Der Grund für die fällige Neuübersetzung ist also mindestens ein doppelter. Einmal sind die bisherigen Übertragungen in die Jahre gekommen und haben einen unverkennbar ältlichen Sprachduktus, der nicht frei von Geschwätzigkeit ist und bei einem Meister des Komprimierens wie Hemingway stört; zum anderen hat sich die Übersetzerin, die gute Lobbyarbeit betrieben hatte, einige Freiheiten mit dem Text genommen. Hemingway selbst verstieg sich 1946 in einem Brief an Ernst Rowohlt zu dem Satz: "Sie war die beste Übersetzerin, die ich je in irgendeiner Sprache hatte." Das war nicht ganz wörtlich zu nehmen, denn außer im Englischen war Hemingway in keinem Idiom sattelfest, doch seinem deutschen Verlag verwehrte es mehr als ein halbes Jahrhundert lang die Neuübertragung.
Da aber das Alter alle milder macht, haben sich die Rechteinhaber und der Rowohlt Verlag darauf verständigt, dass fünf Hemingway-Titel neu übersetzt werden dürfen. In der neuen Fassung ist "Der alte Mann und das Meer" ein großartiges Vorlesebuch, nicht nur für die Jungen (Kampf! Meer! Abenteuer!), sondern auch für Rentner. Das Stichwort heißt hier: Schmerzmanagement.
Ernest Hemingway: "Der alte Mann und das Meer".
Aus dem Englischen von Werner Schmitz. Rowohlt Verlag, Reinbek 2012. 152 S., geb., 18,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Nach mehr als fünfzig Jahren erscheint Hemingways "Der alte Mann und das Meer" in neuer Übersetzung. Der Klassiker erstrahlt in schlichter Schönheit.
Von Paul Ingendaay
Was immer die Philologen über die Bedeutung der short stories von Ernest Hemingway sagen mögen, "Der alte Mann und das Meer" ist vermutlich seine berühmteste Geschichte geblieben. Ihre parabelhafte Schlichtheit und eine gewisse Schwierigkeit, sie anders als auf die akzeptierte Weise zu deuten, stehen in krassem Gegensatz zur offenen Form der modernen Erzählung, der Hemingway selbst so wichtige Impulse gegeben hatte.
Doch die Merkwürdigkeiten gehen noch weiter. Als der Autor den "Alten Mann und das Meer" 1951 in seiner Finca bei Havanna schrieb, hatte er mehrere Jahre Krankheit, privater Schwierigkeiten und schöpferischer Flauten hinter sich. Sein im Vorjahr erschienener Roman "Über den Fluss und in die Wälder" galt einhellig als misslungen. Er fühlte sich wie der Restposten der goldenen literarischen Ära des Modernismus, deren Vertreter allmählich starben und ihn allein zurückließen.
Auch die Zuerkennung des Nobelpreises 1954 unter ausdrücklicher Berufung auf die 1952 veröffentlichte Meeresgeschichte, die der Autor für das Beste hielt, was er in diesen Jahren geschrieben hatte, brachte ihm keine unvermischte Freude. Die Auszeichnung, die er viel früher verdient zu haben glaubte, gab ihm das Gefühl, selbst der alte Mann zu sein, der nach drei entbehrungsreichen Tagen auf See mit einem von Haien abgenagten Schwertfisch nach Hause kommt - zwar nicht besiegt, aber glücklos, geschunden und müde. Hemingway war außerstande, zur Preisverleihung nach Stockholm zu reisen; statt dessen schickte er eine kurze Rede, in der von der "Demut" des Schriftstellers die Rede war, der seine großen Vorläufer kenne. "Der alte Mann und das Meer", vorabgedruckt im "Life"-Magazin und bis heute ein Bestseller, sollte zu Lebzeiten seine letzte Buchveröffentlichung bleiben. Zehn Jahre nach der Niederschrift, 1961, setzte Hemingway seinem Leben in Ketchum (Idaho) selbst ein Ende.
Manchmal nehmen Klassiker eine andere Färbung an, wenn man sie neu liest, und so ging es mir diesmal bei der vierten oder fünften Lektüre dieser schlichten, von der berühmten John-Huston-Verfilmung überlagerten Erzählung, die wir statt mit einem wettergegerbten Kubaner (oder einem in Kuba lebenden Spanier von den Kanarischen Inseln) eher mit dem gütigen Gesicht von Spencer Tracy verbinden. Da ist zunächst der bezwingende Trick, mit dem Hemingway das kleine Fischerboot des alten Santiago, der vierundachtzig Tage lang hinausgefahren ist, ohne etwas zu fangen, zu einer seiner beiden Bühnen macht. (Die andere ist das Meer.) Der Alte spricht nicht nur mit sich selbst, er redet auch mit seiner Hand, mit dem Schwertfisch, mit den Haien. Dass er zu den Fischen und den Vögeln spricht, dürfte mitverantwortlich dafür sein, dass sein Leiden als Passionsgeschichte gedeutet wurde, auch wenn das schon eine gute Weile her ist.
In Zeiten schwarz-grüner Annäherung darf man das Buch aber auch als christlich-ökologischen Traktat lesen. Der Mensch, der die Schöpfung achtet, hat nur das Recht, mit fairen Mitteln das ihm Gemäße zu jagen und zu töten. Schon damals, als die Fischfangindustrie hochgerüstete Flotten in See stechen ließ, war "Der alte Mann und das Meer" anachronistisch, genau wie Hemingway selbst. Doch darin lag sein Credo, ob man eine Erzählung wie "Das kurze, glückliche Leben des Francis Macomber" liest oder seine Geschichten über den Stierkampf: Das Tier darf nur getötet werden, wenn es im Duell eine Chance hatte. Daher die euphorische Anrede des Schwertfischs als "Bruder", der im selben unbarmherzigen Existenzkampf steckt wie der Mensch. Daher Hemingways sehr spanische Mitleidlosigkeit, wenn es seine Figuren bei der Jagd oder der Auseinandersetzung mit dem Tier erwischt.
Überhaupt die Tiere! Ein kleiner Zoo wandert über die Seiten dieser Erzählung, nicht nur Meeresvögel und alle Arten Fische (Makrelen, Sardinen, Barracudas, Schwertfische, Fliegende Fische, Haie), sondern auch Hunde, Katzen, Pferde, Schildkröten, Tümmler, Delfine und Löwen. Das Bild von Löwen am Strand ist das letzte, was dem alten Mann bleibt. Es steht für eine frühere Welt, für Schönheit, Gesundheit, Jugend, Anmut. Wahrscheinlich hat sich Hemingway hier ein kleines Monument des Lebenswillens errichtet, einer Kraft, die ihn selbst am Ende verließ. Nicht jedoch den alten Fischer, der (im Buch und im wirklichen Leben) viel älter wurde als sein Autor. Der allerletzte Satz lautet: "Der alte Mann träumte von den Löwen."
Sagen wir, so lautet er jetzt, in der ebenso zupackenden wie nuancierten Neuübersetzung von Werner Schmitz, die sowohl ein Ohr für einfachen Sprechstil als auch die gelegentliche Archaik dieses Textes hat. Davor hieß es sechzig Jahre so: "Der alte Mann schlief und träumte von den Löwen." Warum "schlief"? Der letzte Absatz des englischsprachigen Originals, der aus drei kurzen Sätzen besteht, sagt doch schon im ersten und zweiten dieser Sätze, dass der Alte schlief. Zuerst sagt er, dass er "wieder" schlief. Und dann, dass er "mit dem Gesicht nach unten" schlief. Man könnte auch sagen: erst temporal, dann modal. Nachdem wir also hinlänglich informiert sind, dass der alte Fischer schläft, erfahren wir am Ende, dass er "von den Löwen" träumt. Annemarie Horschitz-Horst, eine Frau, die seit Ewigkeiten die "einzig autorisierte Übersetzung" Hemingways ins Deutsche geliefert hat, fand es jedoch besser, das "schlief" ein drittes Mal zu verwenden. Hätte Hemingway das getan, würden wir es schlucken. Da Hemingway es aber nicht getan hat, sondern nur Annemarie Horschitz-Horst, finden wir es einen Übergriff.
Der Grund für die fällige Neuübersetzung ist also mindestens ein doppelter. Einmal sind die bisherigen Übertragungen in die Jahre gekommen und haben einen unverkennbar ältlichen Sprachduktus, der nicht frei von Geschwätzigkeit ist und bei einem Meister des Komprimierens wie Hemingway stört; zum anderen hat sich die Übersetzerin, die gute Lobbyarbeit betrieben hatte, einige Freiheiten mit dem Text genommen. Hemingway selbst verstieg sich 1946 in einem Brief an Ernst Rowohlt zu dem Satz: "Sie war die beste Übersetzerin, die ich je in irgendeiner Sprache hatte." Das war nicht ganz wörtlich zu nehmen, denn außer im Englischen war Hemingway in keinem Idiom sattelfest, doch seinem deutschen Verlag verwehrte es mehr als ein halbes Jahrhundert lang die Neuübertragung.
Da aber das Alter alle milder macht, haben sich die Rechteinhaber und der Rowohlt Verlag darauf verständigt, dass fünf Hemingway-Titel neu übersetzt werden dürfen. In der neuen Fassung ist "Der alte Mann und das Meer" ein großartiges Vorlesebuch, nicht nur für die Jungen (Kampf! Meer! Abenteuer!), sondern auch für Rentner. Das Stichwort heißt hier: Schmerzmanagement.
Ernest Hemingway: "Der alte Mann und das Meer".
Aus dem Englischen von Werner Schmitz. Rowohlt Verlag, Reinbek 2012. 152 S., geb., 18,95 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
It is unsurpassed in Hemingway's oeuvre. Every word tells and there is not a word too many