A masterpiece of chilling narration' GUARDIAN
'Wise, graceful, classic myth-making' THE SCOTSMAN
The wizard Alder comes from Roke to the island of Gont in search of the Archmage, Lord Sparrowhawk, once known as Ged. The man who was once the most powerful wizard in the Islands now lives with his wife Tenar and their adopted daughter Tehanu. Alder needs help: his beloved wife died and in his dreams she calls him to the land of the dead - and now the dead are haunting him, begging for release. He can no longer sleep, and the Wizards of Earthsea are worried.
But there is more at stake than the unquiet rest of one minor wizard: for the dragons of Earthsea have arisen, to reclaim the lands that were once theirs. Only Tehanu, herself daughter of a dragon, can talk to them; it may be that Alder's dreams hold the key to the salvation of Earthsea and all the peoples who live there.
'Wise, graceful, classic myth-making' THE SCOTSMAN
The wizard Alder comes from Roke to the island of Gont in search of the Archmage, Lord Sparrowhawk, once known as Ged. The man who was once the most powerful wizard in the Islands now lives with his wife Tenar and their adopted daughter Tehanu. Alder needs help: his beloved wife died and in his dreams she calls him to the land of the dead - and now the dead are haunting him, begging for release. He can no longer sleep, and the Wizards of Earthsea are worried.
But there is more at stake than the unquiet rest of one minor wizard: for the dragons of Earthsea have arisen, to reclaim the lands that were once theirs. Only Tehanu, herself daughter of a dragon, can talk to them; it may be that Alder's dreams hold the key to the salvation of Earthsea and all the peoples who live there.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.05.1995Gemeinsam alt werden
Wie es kommt, daß der Fantasy-Roman im Seniorenheim landet
Es war kein Geringerer als Wieland, der in seinem letzten größeren Prosawerk, dem "Hexameron von Rosenhain" von 1804, begründete, warum die didaktische Wirkung eines idealen Helden sich im Regelfall ins Gegenteil verkehrt: "Da der Abstich der Menschen, mit dem wirs in unserem ganzen Leben zu thun haben, von den Bürgern dieses herrlichen Landes Nirgendwo gar zu auffallend und schreyend ist." Die Bewohner Utopiens bewohnen unerreichbare Höhen, die dem Leser so fern erscheinen müssen, daß sie den Aufstieg gar nicht erst beginnen. Wieland kannte indes die Fantasy-Bücher unseres Jahrhunderts noch nicht.
In ihnen wird von Helden erzählt, die Übermenschliches und Allzumenschliches durch Magie zu vereinigen verstehen. Diesen Wesen fühlt der Leser sich nahe, gerade weil sie ihm so fern sind. Sie befriedigen die archaische Sehnsucht nach dem Retter der Menschheit vor dem Elend des Daseins. Das macht die Fantasy-Literatur so anfällig für religiöse wie für totalitäre Deutungen. Die Zauberer, Zwerge, Ritter und Drachen dieser Bücher agieren in einer mythischen Vorzeit unserer Welt, die für sämtliche Sagen und Glaubenslehren Platz bietet. Ein Jung-Siegfried mit der Sanftmut eines Taoisten ist im Fantasy-Roman ebenso normal wie ein brudermordender Buddha. Diese Gestalten agieren wie im Hobbesschen Naturzustand, doch sie bemühen sich, eine zuvor verlorene Ordnungsinstanz wiederzuerrichten. So erhalten sie zusätzlich den Anschein des Nachzeitigen, einer Epoche nach dem Zusammenbruch unserer Zivilisation. Im Fantasy-Mythos ist immer ein noch früheres goldenes Zeitalter präsent, in dem Zwerge und Riesen, Menschen und Drachen oder Zauberer und Hexen friedlich beisammen lebten. Mit seiner Wiederherstellung endet im Regelfall die Erzählung. Kurz: Alle Fantasy-Literatur spielt im mythisch verbrämten Kalten Krieg, wo die Feinde des Reichs der Finsternis auf den Triumph des Guten warten.
Die Herstellung der entsprechenden Bücher geschieht nur zu oft durch die Verquickung immergleicher Ingredienzien: Brabbel, brabbel, das Ganze gut gemischt - und fertig ist ein neuer Roman um einen armen Underdog, der sich vom Ziegenhirten zum Großmagier emporarbeitet. Deshalb hat dieser schüttere Zweig der Literatur bislang erst wenige Blüten hervorgetrieben, deren Duft und Farben von Dauer gewesen wären. Unweigerlich fällt jetzt selbst dem Laien der Name Tolkien ein, doch auch dessen erstaunlich komplexe Romanzyklen um das mythische Gebiet von Mittelerde sind weniger immergrüne Zierde ihres Genres geblieben, als vielmehr fruchtbarer Dünger für dessen immer neue Sprößlinge geworden.
So auch für die Amerikanerin Ursula Kroeber Le Guin und ihre "Erdsee"-Tetralogie, die Mittelerde zu einem Archipel von zahllosen Inseln in einem endlosen Ozean zerteilt, die aber im übrigen dieselben Motive aufweist wie ihr großes Vorbild. Allerdings bei weitem nicht dieselbe erzählerische Sorgfalt: Le Guin berichtet von neun Meistern und zählt dann nur acht auf, sieben Menschen kennen angeblich den Namen des Erzmagiers, doch die nachfolgende Liste weist neben lediglich sechs Menschen noch zwei Drachen aus. Nebenfiguren verschwinden ansatzlos, wenn ihre Autorin das Interesse an ihnen verliert, ähnlich lieblos sind die Kampfszenen konzipiert. Kaum etwas, das Fantasy reizvoll machen kann, findet sich in "Erdsee".
Die ersten drei Bücher des Zyklus erschienen zwischen 1968 und 1972, der bislang letzte Teil wurde nahezu zwanzig Jahre später verfaßt. Es ist daher wenigstens interessant zu beobachten, wie sich der Inhalt der Erzählung von einer klassisch ausgerichteten Fantasy-Sage zum bloß lärmenden Sprachrohr ihrer Autorin wandelt. Standen zunächst jeweils die Entwicklungsgeschichten dreier jugendlicher Helden, des Zauberers Ged, der Priesterin Tenar und des Prinzen Arren, im Mittelpunkt, so schildert der Abschluß der Tetralogie vornehmlich das Leben Tenars als Mittvierzigerin, Mutter, Witwe und Ausländerin. Der Feminismus hält auf den Inseln der Erdsee Einzug, wenn Le Guin sich verzweifelt bemüht, die von ihr selbst errichteten Grundfesten ihrer Mythologie, die patriarchalische Herrschaft der Magier, zu stürzen. Und auch die in den ersten drei Büchern geradezu peinlich verschwiegene Sexualität triumphiert nun über die Tolkiensche Keuschheit der Protagonisten, läßt sie lieben, erniedrigen und vergewaltigen.
So bricht in den Blumenkinder-Kosmos der späten sechziger Jahre die Wirklichkeit einer Autorin herein, die sich nun selber ihren späten sechziger Jahren nähert. Der nunmehr machtlose Ged, die alternde Tenar, der etablierte Arren - sie alle befinden sich (wie ihre Erfinderin) nur noch auf Warteschleife bis zu ihrer Ablösung durch neue Helden. In dem geheimnisvollen Drachenkind Tehanu hat Le Guin noch einmal ein Kind in die Sage eingeführt, das wohl Protagonistin für weitere Folgen sein soll. Doch wie könnte diese Altfrauen-Prosa noch einmal die Verve entwickeln, die eine junge Heldin verlangt? Mit ihrem letzten Teil ist die Erdsee-Tetralogie im Seniorenheim gelandet. Ihre Helden sind uns ferner denn je - eben weil sie uns zu ähnlich geworden sind. ANDREAS PLATTHAUS
Ursula Kroeber Le Guin: "Erdsee". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Margot Paronis und Hilde Linnert. Weitbrecht Verlag, Stuttgart 1995. 719 S., geb., 44,- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Wie es kommt, daß der Fantasy-Roman im Seniorenheim landet
Es war kein Geringerer als Wieland, der in seinem letzten größeren Prosawerk, dem "Hexameron von Rosenhain" von 1804, begründete, warum die didaktische Wirkung eines idealen Helden sich im Regelfall ins Gegenteil verkehrt: "Da der Abstich der Menschen, mit dem wirs in unserem ganzen Leben zu thun haben, von den Bürgern dieses herrlichen Landes Nirgendwo gar zu auffallend und schreyend ist." Die Bewohner Utopiens bewohnen unerreichbare Höhen, die dem Leser so fern erscheinen müssen, daß sie den Aufstieg gar nicht erst beginnen. Wieland kannte indes die Fantasy-Bücher unseres Jahrhunderts noch nicht.
In ihnen wird von Helden erzählt, die Übermenschliches und Allzumenschliches durch Magie zu vereinigen verstehen. Diesen Wesen fühlt der Leser sich nahe, gerade weil sie ihm so fern sind. Sie befriedigen die archaische Sehnsucht nach dem Retter der Menschheit vor dem Elend des Daseins. Das macht die Fantasy-Literatur so anfällig für religiöse wie für totalitäre Deutungen. Die Zauberer, Zwerge, Ritter und Drachen dieser Bücher agieren in einer mythischen Vorzeit unserer Welt, die für sämtliche Sagen und Glaubenslehren Platz bietet. Ein Jung-Siegfried mit der Sanftmut eines Taoisten ist im Fantasy-Roman ebenso normal wie ein brudermordender Buddha. Diese Gestalten agieren wie im Hobbesschen Naturzustand, doch sie bemühen sich, eine zuvor verlorene Ordnungsinstanz wiederzuerrichten. So erhalten sie zusätzlich den Anschein des Nachzeitigen, einer Epoche nach dem Zusammenbruch unserer Zivilisation. Im Fantasy-Mythos ist immer ein noch früheres goldenes Zeitalter präsent, in dem Zwerge und Riesen, Menschen und Drachen oder Zauberer und Hexen friedlich beisammen lebten. Mit seiner Wiederherstellung endet im Regelfall die Erzählung. Kurz: Alle Fantasy-Literatur spielt im mythisch verbrämten Kalten Krieg, wo die Feinde des Reichs der Finsternis auf den Triumph des Guten warten.
Die Herstellung der entsprechenden Bücher geschieht nur zu oft durch die Verquickung immergleicher Ingredienzien: Brabbel, brabbel, das Ganze gut gemischt - und fertig ist ein neuer Roman um einen armen Underdog, der sich vom Ziegenhirten zum Großmagier emporarbeitet. Deshalb hat dieser schüttere Zweig der Literatur bislang erst wenige Blüten hervorgetrieben, deren Duft und Farben von Dauer gewesen wären. Unweigerlich fällt jetzt selbst dem Laien der Name Tolkien ein, doch auch dessen erstaunlich komplexe Romanzyklen um das mythische Gebiet von Mittelerde sind weniger immergrüne Zierde ihres Genres geblieben, als vielmehr fruchtbarer Dünger für dessen immer neue Sprößlinge geworden.
So auch für die Amerikanerin Ursula Kroeber Le Guin und ihre "Erdsee"-Tetralogie, die Mittelerde zu einem Archipel von zahllosen Inseln in einem endlosen Ozean zerteilt, die aber im übrigen dieselben Motive aufweist wie ihr großes Vorbild. Allerdings bei weitem nicht dieselbe erzählerische Sorgfalt: Le Guin berichtet von neun Meistern und zählt dann nur acht auf, sieben Menschen kennen angeblich den Namen des Erzmagiers, doch die nachfolgende Liste weist neben lediglich sechs Menschen noch zwei Drachen aus. Nebenfiguren verschwinden ansatzlos, wenn ihre Autorin das Interesse an ihnen verliert, ähnlich lieblos sind die Kampfszenen konzipiert. Kaum etwas, das Fantasy reizvoll machen kann, findet sich in "Erdsee".
Die ersten drei Bücher des Zyklus erschienen zwischen 1968 und 1972, der bislang letzte Teil wurde nahezu zwanzig Jahre später verfaßt. Es ist daher wenigstens interessant zu beobachten, wie sich der Inhalt der Erzählung von einer klassisch ausgerichteten Fantasy-Sage zum bloß lärmenden Sprachrohr ihrer Autorin wandelt. Standen zunächst jeweils die Entwicklungsgeschichten dreier jugendlicher Helden, des Zauberers Ged, der Priesterin Tenar und des Prinzen Arren, im Mittelpunkt, so schildert der Abschluß der Tetralogie vornehmlich das Leben Tenars als Mittvierzigerin, Mutter, Witwe und Ausländerin. Der Feminismus hält auf den Inseln der Erdsee Einzug, wenn Le Guin sich verzweifelt bemüht, die von ihr selbst errichteten Grundfesten ihrer Mythologie, die patriarchalische Herrschaft der Magier, zu stürzen. Und auch die in den ersten drei Büchern geradezu peinlich verschwiegene Sexualität triumphiert nun über die Tolkiensche Keuschheit der Protagonisten, läßt sie lieben, erniedrigen und vergewaltigen.
So bricht in den Blumenkinder-Kosmos der späten sechziger Jahre die Wirklichkeit einer Autorin herein, die sich nun selber ihren späten sechziger Jahren nähert. Der nunmehr machtlose Ged, die alternde Tenar, der etablierte Arren - sie alle befinden sich (wie ihre Erfinderin) nur noch auf Warteschleife bis zu ihrer Ablösung durch neue Helden. In dem geheimnisvollen Drachenkind Tehanu hat Le Guin noch einmal ein Kind in die Sage eingeführt, das wohl Protagonistin für weitere Folgen sein soll. Doch wie könnte diese Altfrauen-Prosa noch einmal die Verve entwickeln, die eine junge Heldin verlangt? Mit ihrem letzten Teil ist die Erdsee-Tetralogie im Seniorenheim gelandet. Ihre Helden sind uns ferner denn je - eben weil sie uns zu ähnlich geworden sind. ANDREAS PLATTHAUS
Ursula Kroeber Le Guin: "Erdsee". Roman. Aus dem Amerikanischen übersetzt von Margot Paronis und Hilde Linnert. Weitbrecht Verlag, Stuttgart 1995. 719 S., geb., 44,- DM.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
A masterpiece of chilling narration GUARDIAN