Die Stadt Herat und ihre Einbettung in die historische Provinz Khurasan in Ost-Iran stehen im Zentrum dieses Buches, das den Wandel regionaler Strukturen und ihrer Wahrnehmung im Übergang von der frühen Neuzeit zur Moderne zum Gegenstand hat. Anhand persischer Primärquellen wird die Wechselwirkung zwischen politischem Geschehen, kulturellem Gedächtnis und Raumvorstellungen nachgezeichnet. Zu Beginn des Betrachtungszeitraums fungiert Herat als die Hauptstadt des Timuridenreichs, und die Region wird unter den Vorzeichen politischer und spiritueller Zentralität wie auch wirtschaftlicher Blüte thematisiert. Die folgenden Jahrhunderte bis zur Eingliederung Herats in das heutige Afghanistan sind von einem graduellen Verlust dieser Vorrangstellung geprägt. Entsprechend verlagert sich das Gewicht der Quellen von verwaltungstechnischer und landschaftsmalerischer Detailfreude zu größeren strategischen und ökologischen Zusammenhängen, die die gesamte Provinz Khurasan betreffen. Mit den Grenzziehungen und der Aufteilung der Region zwischen Iran, Afghanistan und Transkaspien im späten 19. Jahrhundert werden ehemals elastische Territorialvorstellungen durch hierarchische und zentralistische Staatsentwürfe ersetzt. Die Analyse der Inwertsetzung Khurasans durch politische und literarische Akteure über einen langen Zeitraum verdeutlicht die Tragweite dieser Veränderung und eröffnet neue Perspektiven für die Erforschung regionaler Macht- und Raumgefüge.
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