»Die poetische Kraft der Theorie« bezieht sich für Alexander Kluge weniger auf reine »Philosophie« oder die abgesonderte »Lust am Denken« als vielmehr auf die altgriechische Praxis der »Theoria«. Wie der antike Theoretiker namens Theoros, der als Gesandter aus fremden Ländern heimkehrte, um von anderen Völkern und Kulturen zu erzählen, strebt Kluges Interesse an der poetischen Kraft der Theorie nach der Anreicherung der menschlichen Wesenskräfte, die subjektive Erfahrung von Differenz in einer Krisenzeit auszudrücken, in der die Werkzeuge des Erzählens verarmt sind. Diese Ausgabe des Jahrbuchs erkundet Kluges Theorie dieses narrativen Potenzials im stürmischen Zeitalter der Digitalität, das von Algorithmen regiert, mit Informationen überflutet und von sozialen Unruhen zerrüttet ist. "The poetic power of theory" has for Alexander Kluge less to do with pure "philosophy" or the solitary "pleasures in thinking" than with the ancient Greek practice of "theoria". Like the ancient theoretician called theoros, who returned home from foreign lands to tell of other peoples and cultures, Kluge's interest in the poetic force of theory seeks to fortify humankind's essential powers for expressing the subjective experience of difference at a time of crisis when the necessary tools for narration have become impoverished. The sixth volume of the yearbook queries Kluge's theory of narrative's potential in the stormy age of digitality governed by algorithms, flooded with information, and disrupted by social conflict.