Winner of the 2010 W.J.M. Mackenzie Prize for Best Political Science Book of the Year 2010
The relentless rise of Communism was the most momentous political development of the first half of the twentieth century. No political change has been more fundamental than its demise in Europe and its decline elsewhere. In this hugely acclaimed book Archie Brown provides an indispensable history that examines the origins of the ideology, its development in different countries, its collapse in many states following the Soviet perestroika, and its current incarnations around the globe.
The Rise and Fall of Communism explains how and why Communists came to power; how they were able, in a variety of countries on different continents to hold on to power for so long; and what brought about the downfall of so many Communist systems. A groundbreaking work from an internationally renowned specialist, this is the definitive study of the most remarkable political and human story of our times.
The relentless rise of Communism was the most momentous political development of the first half of the twentieth century. No political change has been more fundamental than its demise in Europe and its decline elsewhere. In this hugely acclaimed book Archie Brown provides an indispensable history that examines the origins of the ideology, its development in different countries, its collapse in many states following the Soviet perestroika, and its current incarnations around the globe.
The Rise and Fall of Communism explains how and why Communists came to power; how they were able, in a variety of countries on different continents to hold on to power for so long; and what brought about the downfall of so many Communist systems. A groundbreaking work from an internationally renowned specialist, this is the definitive study of the most remarkable political and human story of our times.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 19.05.2009Der Glaube an die Formbarkeit der Welt
Archie Browns Geschichte des Kommunismus nimmt die Propaganda beim Wort
Solange die sozialen Verhältnisse Ungleichheit und Ungerechtigkeit erzeugen, werden Menschen der Versuchung nicht widerstehen können, nach Lösungen zu suchen, die scheinbar endgültig sind. Und deshalb ist die Frage, was der Kommunismus war, nicht nur für das Verständnis des vergangenen, sondern auch des gegenwärtigen Geschehens von Belang. Aber was war der Kommunismus? Eine Idee? Eine Bewegung, die sich aus Ideen hervorbrachte? Wer nur von Ideen spricht, wird auf die Frage, was der Kommunismus war, keine zufriedenstellende Antwort bekommen.
Zwar hatten alle kommunistischen Regime eindeutige Vorstellungen darüber, wie mit der Vielfalt der Wirklichkeit zu verfahren sei. Aber die Antworten, die Kommunisten auf diese Herausforderung gegeben haben, waren so verschieden wie die Wirklichkeiten, die sie verändern wollten. Das ist auch der Grund, warum das kommunistische Experiment in der Sowjetunion und in China mehrere Millionen Menschen das Leben kostete oder um ihre Freiheit brachte, während die späte Diktatur in der DDR zwar für viele Menschen bedrückend, aber kaum mehr lebensbedrohlich gewesen ist. Es gab in der DDR keine Deportationen von Bauern, keine Massenerschießungen nach Quoten, keinen GULag und keinen unberechenbaren Staatsterror, dem jedermann zum Opfer hätte fallen können. Das alles versteht man, wenn zu Bewusstsein kommt, dass sich der Versuch europäischer Kommunisten, sich in Übereinstimmung mit sowjetischen Vorstellungen vom Kommunismus zu bringen, anderen kulturellen Mustern folgte als die Experimente Maos oder Pol Pots. Wenn wir wissen wollen, was die kommunistischen Regime jeweils waren, an verschiedenen Orten und unter verschiedenen Umständen, hilft uns der Hinweis auf den Kommunismus nicht weiter.
Das ist auch der Grund, warum Archie Browns Geschichte des Kommunismus misslungen ist. Der Kommunismus, sagt Brown, sei ein System gewesen, das von einer Staatspartei regiert, von einer Planwirtschaft gelenkt und von einer marxistischen Ausschließlichkeitsideologie mit Heilserwartung legitimiert worden sei. Aber was ist mit einer solchen Definition überhaupt gewonnen, wenn sie es nicht zugleich ermöglicht, die Verschiedenheit jener Herrschafts- und Glaubenssysteme zu beschreiben, die sich kommunistisch nannten? Darauf weiß Brown keine Antwort. Seine Geschichte begnügt sich damit, zu erzählen, was sich in den Ländern, die kommunistisch regiert wurden, politisch ereignet hat. Dabei erfährt man nur, was in ungezählten Überblicksdarstellungen zur Geschichte der Sowjetunion und anderer kommunistischer Länder schon gesagt worden ist.
Wozu braucht man eine Geschichte der russischen Revolution und des Bürgerkrieges, der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg, der nationalsozialistischen Besatzungspolitik, wozu eine Geschichte des Langen Marsches und der Kulturrevolution in China, des Korea-Krieges und der Kuba-Krise, der amerikanisch-sowjetischen Beziehungen und des "Prager Frühlings", wenn sie nicht zugleich davon erzählt, was der Kommunismus als Idee, als Lebensform und Herrschaftsstil war? Dieses Problem wird vor allem in jenen Passagen deutlich, in denen Brown selbst auf die Verschiedenheit jener Experimente verweist, die ihren Urhebern als kommunistisch galten. Für Pol Pot, schreibt Brown, seien die Schriften von Marx und Lenin bedeutungslos gewesen, als er sich dazu entschlossen habe, Hunderttausende ermorden zu lassen, und auch Stalin habe sich den Kommunismus nur als blutige Diktatur eines Alleinherrschers vorstellen können. Maos Kulturrevolution aber hält Brown für einen authentischen Ausdruck kommunistischer Herrschaftspraxis, obwohl sie doch vor allem der Versuch eines Despoten war, seine Macht durch die Erzeugung von Chaos und Gewalt zu erweitern. Wer könnte all das über Wladyslaw Gomulka, Alexander Dubcek oder die Eurokommunisten in Italien und Frankreich sagen?
Menschen haben eine Geschichte, und sie leben in einer kulturellen Ordnung, die es ihnen ermöglicht, Ideen auf eine Weise zu haben, die sich anderen Menschen nicht erschließt. Deshalb waren Stalin und Pol Pot, Castro und Honecker, die von sich behauptet hatten, sie seien Kommunisten, auch nicht Repräsentanten ein und desselben. Es ist nicht einmal wahrscheinlich, dass sie die gleichen Träume von der schönen neuen Welt träumten. Eine Geschichte des Kommunismus, die die Propaganda beim Wort nimmt, hat ihr Thema verfehlt.
Man erfährt in diesem Buch aber auch nichts über die Gemeinsamkeiten, die Kommunisten überall auf der Welt aneinander gebunden haben. Denn Kommunisten haben Überzeugungen und Handlungsgewohnheiten geteilt, die ihnen eine gemeinsame Sprache und einen gemeinsamen Stil ermöglichten: den Glauben an die Erreichbarkeit eindeutiger Ordnungen und die Formbarkeit der Welt, die Verteidigung von Ideen gegenüber der Wirklichkeit, die Organisation der Wirtschaft im Modus der Kampagne und den Kampf gegen Abweichler in den eigenen Reihen. Man könnte auch sagen, dass es eine kommunistische Art des Sprechens, des Herrschens und des Wirtschaftens gab, einen kommunistischen Stil und ein kommunistisches Milieu. Browns Darstellung teilt darüber nichts mit. Warum war das Milieu des Kommunismus für viele Menschen attraktiv, im Westen ebenso wie im Osten Europas? Welche Faszination ging von ihm aus, und welche Werthaltungen erzeugte es? Auf diese Fragen müsste eine Geschichte des Kommunismus Antworten geben. Archie Brown hat solche Fragen nicht gestellt, und deshalb hat er auch keine Antworten gefunden, die den Nachgeborenen das kommunistische Experiment erklären.
JÖRG BABEROWSKI
Archie Brown: Aufstieg und Fall des Kommunismus. Propyläen Verlag, Berlin 2009. 944 S., 29,90 [Euro].
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Archie Browns Geschichte des Kommunismus nimmt die Propaganda beim Wort
Solange die sozialen Verhältnisse Ungleichheit und Ungerechtigkeit erzeugen, werden Menschen der Versuchung nicht widerstehen können, nach Lösungen zu suchen, die scheinbar endgültig sind. Und deshalb ist die Frage, was der Kommunismus war, nicht nur für das Verständnis des vergangenen, sondern auch des gegenwärtigen Geschehens von Belang. Aber was war der Kommunismus? Eine Idee? Eine Bewegung, die sich aus Ideen hervorbrachte? Wer nur von Ideen spricht, wird auf die Frage, was der Kommunismus war, keine zufriedenstellende Antwort bekommen.
Zwar hatten alle kommunistischen Regime eindeutige Vorstellungen darüber, wie mit der Vielfalt der Wirklichkeit zu verfahren sei. Aber die Antworten, die Kommunisten auf diese Herausforderung gegeben haben, waren so verschieden wie die Wirklichkeiten, die sie verändern wollten. Das ist auch der Grund, warum das kommunistische Experiment in der Sowjetunion und in China mehrere Millionen Menschen das Leben kostete oder um ihre Freiheit brachte, während die späte Diktatur in der DDR zwar für viele Menschen bedrückend, aber kaum mehr lebensbedrohlich gewesen ist. Es gab in der DDR keine Deportationen von Bauern, keine Massenerschießungen nach Quoten, keinen GULag und keinen unberechenbaren Staatsterror, dem jedermann zum Opfer hätte fallen können. Das alles versteht man, wenn zu Bewusstsein kommt, dass sich der Versuch europäischer Kommunisten, sich in Übereinstimmung mit sowjetischen Vorstellungen vom Kommunismus zu bringen, anderen kulturellen Mustern folgte als die Experimente Maos oder Pol Pots. Wenn wir wissen wollen, was die kommunistischen Regime jeweils waren, an verschiedenen Orten und unter verschiedenen Umständen, hilft uns der Hinweis auf den Kommunismus nicht weiter.
Das ist auch der Grund, warum Archie Browns Geschichte des Kommunismus misslungen ist. Der Kommunismus, sagt Brown, sei ein System gewesen, das von einer Staatspartei regiert, von einer Planwirtschaft gelenkt und von einer marxistischen Ausschließlichkeitsideologie mit Heilserwartung legitimiert worden sei. Aber was ist mit einer solchen Definition überhaupt gewonnen, wenn sie es nicht zugleich ermöglicht, die Verschiedenheit jener Herrschafts- und Glaubenssysteme zu beschreiben, die sich kommunistisch nannten? Darauf weiß Brown keine Antwort. Seine Geschichte begnügt sich damit, zu erzählen, was sich in den Ländern, die kommunistisch regiert wurden, politisch ereignet hat. Dabei erfährt man nur, was in ungezählten Überblicksdarstellungen zur Geschichte der Sowjetunion und anderer kommunistischer Länder schon gesagt worden ist.
Wozu braucht man eine Geschichte der russischen Revolution und des Bürgerkrieges, der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg, der nationalsozialistischen Besatzungspolitik, wozu eine Geschichte des Langen Marsches und der Kulturrevolution in China, des Korea-Krieges und der Kuba-Krise, der amerikanisch-sowjetischen Beziehungen und des "Prager Frühlings", wenn sie nicht zugleich davon erzählt, was der Kommunismus als Idee, als Lebensform und Herrschaftsstil war? Dieses Problem wird vor allem in jenen Passagen deutlich, in denen Brown selbst auf die Verschiedenheit jener Experimente verweist, die ihren Urhebern als kommunistisch galten. Für Pol Pot, schreibt Brown, seien die Schriften von Marx und Lenin bedeutungslos gewesen, als er sich dazu entschlossen habe, Hunderttausende ermorden zu lassen, und auch Stalin habe sich den Kommunismus nur als blutige Diktatur eines Alleinherrschers vorstellen können. Maos Kulturrevolution aber hält Brown für einen authentischen Ausdruck kommunistischer Herrschaftspraxis, obwohl sie doch vor allem der Versuch eines Despoten war, seine Macht durch die Erzeugung von Chaos und Gewalt zu erweitern. Wer könnte all das über Wladyslaw Gomulka, Alexander Dubcek oder die Eurokommunisten in Italien und Frankreich sagen?
Menschen haben eine Geschichte, und sie leben in einer kulturellen Ordnung, die es ihnen ermöglicht, Ideen auf eine Weise zu haben, die sich anderen Menschen nicht erschließt. Deshalb waren Stalin und Pol Pot, Castro und Honecker, die von sich behauptet hatten, sie seien Kommunisten, auch nicht Repräsentanten ein und desselben. Es ist nicht einmal wahrscheinlich, dass sie die gleichen Träume von der schönen neuen Welt träumten. Eine Geschichte des Kommunismus, die die Propaganda beim Wort nimmt, hat ihr Thema verfehlt.
Man erfährt in diesem Buch aber auch nichts über die Gemeinsamkeiten, die Kommunisten überall auf der Welt aneinander gebunden haben. Denn Kommunisten haben Überzeugungen und Handlungsgewohnheiten geteilt, die ihnen eine gemeinsame Sprache und einen gemeinsamen Stil ermöglichten: den Glauben an die Erreichbarkeit eindeutiger Ordnungen und die Formbarkeit der Welt, die Verteidigung von Ideen gegenüber der Wirklichkeit, die Organisation der Wirtschaft im Modus der Kampagne und den Kampf gegen Abweichler in den eigenen Reihen. Man könnte auch sagen, dass es eine kommunistische Art des Sprechens, des Herrschens und des Wirtschaftens gab, einen kommunistischen Stil und ein kommunistisches Milieu. Browns Darstellung teilt darüber nichts mit. Warum war das Milieu des Kommunismus für viele Menschen attraktiv, im Westen ebenso wie im Osten Europas? Welche Faszination ging von ihm aus, und welche Werthaltungen erzeugte es? Auf diese Fragen müsste eine Geschichte des Kommunismus Antworten geben. Archie Brown hat solche Fragen nicht gestellt, und deshalb hat er auch keine Antworten gefunden, die den Nachgeborenen das kommunistische Experiment erklären.
JÖRG BABEROWSKI
Archie Brown: Aufstieg und Fall des Kommunismus. Propyläen Verlag, Berlin 2009. 944 S., 29,90 [Euro].
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Superb...a hugely readable book Simon Heffer Daily Telegraph