From the author of Globalization and its Discontents, Joseph Stiglitz's The Roaring Nineties: Why We're Paying the Price for the Greediest Decade in History blows the whistle on the devastation wrought by the free market mania of the nineties. This is the explosive story of how capitalism US-style got its comeuppance: how excessive deregulation, government pandering to big business and exorbitant CEO salaries all fed the bubble that burst so dramatically amid corporate scandal and anti-globalization protest. As chief economic advisor to the president at the time, Stiglitz exposes the inside of what went wrong, but also reveals how Bush's administration is now making things worse - much worse - for the economy, the US and the rest of the world. Stiglitz takes us one step further, showing how a more balanced approach to the market and government can lead not only to a better economy, but a better society. 'A searing critique of Dubyanomics ... the nobel laureate who took on the IMF is now turning his guns on the American president. Stiglitz knows when to pick a fight' Observer 'One of the most important economic and political thinkers of our time' Independent on Sunday 'Stiglitz has become a hero to the anti-globalization movement' Economist 'An iconic figure ... Stiglitz's book will encourage those who wish to halt the partial Americanization that has already taken place in Europe' Daily Telegraph Joseph Stiglitz was Chief Economist at the World Bank until January 2000. He is currently University Professor of the Columbia Business School and Chair of the Management Board and Director of Graduate Summer Programs, Brooks World Poverty Institute, University of Manchester. He won the Nobel Prize for Economics in 2001 and is the author of the best-selling Globalization and Its Discontents, Making Globalization Work, Freefall and The Price of Inequality, all published by Penguin.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 09.11.2003Der Kater kommt nach dem Rausch
Das Beste ist der Titel: Die "Roaring Nineties" beschreiben das Gefühl der späten neunziger Jahre. Haussierende Börsen und robustes Wachstum ließen die Wellen des Konjunkturzyklus vergessen. Die schöne neue Welt des Internets versprach jedem, er könne ein erfolgreicher Unternehmer werden, das Kapital werde ihm nachgeschmissen, und ein Arbeitseinkommen sei unnötig. Eine ganze Generation von Berufsanfängern erlebte die Wirtschaftswelt von ihrer luxuriös-blendenden Seite. Kultur und Kapital fusionierten, heraus kam ein ganz neues Lebensgefühl.
So manisch die neunziger Jahre waren, so depressiv artete der Katzenjammer danach aus. Plötzlich glauben alle wieder, die Fratze des kalten Marktes zu erkennen: Gierige Manager und anonyme Finanzmärkte haben sich gegen ehrliche Menschen und gutmeinende Politiker verschworen. Ein wenig von dieser Depression - zuzüglich einer Portion Besserwisserei - atmet auch das neue Buch des Wirtschaftsnobelpreisträgers Joseph Stiglitz. Wie ein Detektiv sucht Stiglitz die Schuldigen für Boom und Bubble. Und siehe da, die Bösewichte sind rasch gefunden: Die Wut der Deregulierung, böswillige Bilanzmanipulateure und fehlgeleitete Steuerpolitiker tragen die Hauptverantwortung. Besonders böse ist Stiglitz auf die Deregulierung: Die Privatisierung von Telekommunikation und Strom sei verantwortlich für Überinvestitionen, was letztlich zum Platzen der Spekulationsblase geführt haben. Zuviel Dynamik, zuwenig Statik. Zuviel Markt, zuwenig Staat. Stiglitz ist ein Prediger im akademischen Gewand. Doch war nicht Stiglitz selbst in den späten neunziger Jahren Chef des Wirtschaftsberaterstabs von Präsident Bill Clinton? Der Autor leugnet es nicht, verschiebt aber die Verantwortung: auf die Politik Ronald Reagans, welche die Roaring Nineties erst ausgelöst habe, und auf die Macht der Märkte, denen niemand mehr die Stirn habe bieten können.
Das ist alles ein bißchen dürftig. Zumal man von einem Nobelpreisträger eigentlich mehr erwartet hätte. Es fehlt vor allem der wirtschaftshistorische Vergleich mit früheren technischen Revolutionen (etwa der Eisenbahn). Hätte Stiglitz die damit jeweils verbundenen Produktivitäts-, also Wohlstandsgewinne gewürdigt - sein Blick auf die Roaring Nineties wäre weniger negativ ausgefallen.
ank.
Joseph E. Stiglitz: The Roaring Nineties. W.W. Norton, 25,95 Dollar.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das Beste ist der Titel: Die "Roaring Nineties" beschreiben das Gefühl der späten neunziger Jahre. Haussierende Börsen und robustes Wachstum ließen die Wellen des Konjunkturzyklus vergessen. Die schöne neue Welt des Internets versprach jedem, er könne ein erfolgreicher Unternehmer werden, das Kapital werde ihm nachgeschmissen, und ein Arbeitseinkommen sei unnötig. Eine ganze Generation von Berufsanfängern erlebte die Wirtschaftswelt von ihrer luxuriös-blendenden Seite. Kultur und Kapital fusionierten, heraus kam ein ganz neues Lebensgefühl.
So manisch die neunziger Jahre waren, so depressiv artete der Katzenjammer danach aus. Plötzlich glauben alle wieder, die Fratze des kalten Marktes zu erkennen: Gierige Manager und anonyme Finanzmärkte haben sich gegen ehrliche Menschen und gutmeinende Politiker verschworen. Ein wenig von dieser Depression - zuzüglich einer Portion Besserwisserei - atmet auch das neue Buch des Wirtschaftsnobelpreisträgers Joseph Stiglitz. Wie ein Detektiv sucht Stiglitz die Schuldigen für Boom und Bubble. Und siehe da, die Bösewichte sind rasch gefunden: Die Wut der Deregulierung, böswillige Bilanzmanipulateure und fehlgeleitete Steuerpolitiker tragen die Hauptverantwortung. Besonders böse ist Stiglitz auf die Deregulierung: Die Privatisierung von Telekommunikation und Strom sei verantwortlich für Überinvestitionen, was letztlich zum Platzen der Spekulationsblase geführt haben. Zuviel Dynamik, zuwenig Statik. Zuviel Markt, zuwenig Staat. Stiglitz ist ein Prediger im akademischen Gewand. Doch war nicht Stiglitz selbst in den späten neunziger Jahren Chef des Wirtschaftsberaterstabs von Präsident Bill Clinton? Der Autor leugnet es nicht, verschiebt aber die Verantwortung: auf die Politik Ronald Reagans, welche die Roaring Nineties erst ausgelöst habe, und auf die Macht der Märkte, denen niemand mehr die Stirn habe bieten können.
Das ist alles ein bißchen dürftig. Zumal man von einem Nobelpreisträger eigentlich mehr erwartet hätte. Es fehlt vor allem der wirtschaftshistorische Vergleich mit früheren technischen Revolutionen (etwa der Eisenbahn). Hätte Stiglitz die damit jeweils verbundenen Produktivitäts-, also Wohlstandsgewinne gewürdigt - sein Blick auf die Roaring Nineties wäre weniger negativ ausgefallen.
ank.
Joseph E. Stiglitz: The Roaring Nineties. W.W. Norton, 25,95 Dollar.
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