Bruce Chatwin provides a fascinating background to indigenous Australian life.
The songlines are the invisible pathways that criss-cross Australia, tracks connecting communities and following ancient boundaries. Along these lines, Aboriginals passed the songs which revealed the creation of the land and the secrets of its past. In this magical account, Chatwin recalls his travels across the length and breadth of Australia seeking to find the truth about the songs and unravel the mysteries of their stories.
The songlines are the invisible pathways that criss-cross Australia, tracks connecting communities and following ancient boundaries. Along these lines, Aboriginals passed the songs which revealed the creation of the land and the secrets of its past. In this magical account, Chatwin recalls his travels across the length and breadth of Australia seeking to find the truth about the songs and unravel the mysteries of their stories.
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Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.11.2004 Band 37
Am Anfang waren die Lieder
Bruce Chatwins Roman „Traumpfade”
Am Anfang war nicht das Wort, sondern das Lied: „The Songlines” heißt die englische Originalausgabe des autobiografischen Romans, mit dem der fahrende Sänger Bruce Chatwin im Jahr 1987 literarischen Weltruhm erlangte, während sein amerikanischer Namensvetter Bruce Springsteen mit dem Song „Badland” die internationalen Charts stürmte. Songlines - das sind verschlungene Wege, die Lieder durch ein weites Land tragen. Nur Ureinwohner kennen diese Pfade, weil nur sie zu hören verstehen, was ihnen die Vorfahren einst vorsangen und welche Lieder sie in die Welt trugen.
Eine uralte Geschichte wird immer wieder neu erzählt („Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben”) und ist immer wieder neu zu erzählen. Es handelt sich um einen der bezauberndsten und nachhaltigsten aller literarischen Mythen, der so alt ist, dass er von Homer bis James Joyce und darüber hinaus niemals langweilig zu werden droht. Im Buch heißt das Land Australien, und Chatwin ist sein Prophet. Es könnte aber auch - zumal der zweite Protagonist den schillernden Namen Arkady trägt - Arkadien heißen oder Nomadenland. Sicher ist freilich, dass Chatwin, der studierte Archäologe und vormalige Kunstexperte des Londoner Auktionshauses Sothebys, am 19. Dezember 1982 auf dem Flughafen von Sydney landete, dort seinen Rucksack umschnallte und ins Landesinnere aufbrach.
Mit dem Vorsatz, zu „verstehen, wie eine Songline funktioniert”, machte sich der britische Schriftsteller-Nomade, der zuvor schon Asien, Afrika und Lateinamerika bereist hatte, mit leichtem Gepäck auf den Weg. Neben beschriebenen Karteikärtchen führte er Aufzeichnungen früherer Reisen in kleinen, schwarzen Notizbüchern der Marke „Moleskine” mit sich: In der australischen Wüste plante Chatwin dieses Material zu sichten und es zu einer großen theoretisch, archäologisch und ethnografisch fundierten Abhandlung auszuarbeiten, die zeigen sollte, wie der Druck der sesshaften Zivilisation die nomadenhafte Natur des Menschen verdrängte. Doch dazu hätte Chatwin wohl selber sesshaft werden müssen, was mit seiner herzhaft erfrischenden Unverträglichkeit gegenüber einer solch beengenden Daseinsform nur schwer zu vereinbaren wäre. Anstelle einer spröden Abhandlung entstand so ein traumwandlerischer Roman über eine Truppe versprengter Europäer, abtrünniger Missionare und Spinoza lesender Nachfahren der Aborigines, die sich zusammentun, um die Songlines vor einer gewaltsamen Zerstückelung durch den Bau neuer Eisenbahnlinien zu verteidigen. Ein Roman wie eine Wunderkammer, der vom Handel mit Liedern erzählt: Skizzenhafte Schilderungen, Reportagen, Gespräche und ein für alle Lebenslagen nützliches Kompendium von Zitaten zum Thema „Gehen und Wandern”, sowie zu Grundfragen der menschlichen Ruhelosigkeit. Am besten ist dieses Werk wie ein Brevier im Gehen zu lesen, solange man noch nicht so recht weiß, oder wissen will, wohin die Reise geht.
VOLKER BREIDECKER
Bruce Chatwin
Foto: J. Kasmin
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Eine Dienstleistung der DIZ München GmbH
Am Anfang waren die Lieder
Bruce Chatwins Roman „Traumpfade”
Am Anfang war nicht das Wort, sondern das Lied: „The Songlines” heißt die englische Originalausgabe des autobiografischen Romans, mit dem der fahrende Sänger Bruce Chatwin im Jahr 1987 literarischen Weltruhm erlangte, während sein amerikanischer Namensvetter Bruce Springsteen mit dem Song „Badland” die internationalen Charts stürmte. Songlines - das sind verschlungene Wege, die Lieder durch ein weites Land tragen. Nur Ureinwohner kennen diese Pfade, weil nur sie zu hören verstehen, was ihnen die Vorfahren einst vorsangen und welche Lieder sie in die Welt trugen.
Eine uralte Geschichte wird immer wieder neu erzählt („Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben”) und ist immer wieder neu zu erzählen. Es handelt sich um einen der bezauberndsten und nachhaltigsten aller literarischen Mythen, der so alt ist, dass er von Homer bis James Joyce und darüber hinaus niemals langweilig zu werden droht. Im Buch heißt das Land Australien, und Chatwin ist sein Prophet. Es könnte aber auch - zumal der zweite Protagonist den schillernden Namen Arkady trägt - Arkadien heißen oder Nomadenland. Sicher ist freilich, dass Chatwin, der studierte Archäologe und vormalige Kunstexperte des Londoner Auktionshauses Sothebys, am 19. Dezember 1982 auf dem Flughafen von Sydney landete, dort seinen Rucksack umschnallte und ins Landesinnere aufbrach.
Mit dem Vorsatz, zu „verstehen, wie eine Songline funktioniert”, machte sich der britische Schriftsteller-Nomade, der zuvor schon Asien, Afrika und Lateinamerika bereist hatte, mit leichtem Gepäck auf den Weg. Neben beschriebenen Karteikärtchen führte er Aufzeichnungen früherer Reisen in kleinen, schwarzen Notizbüchern der Marke „Moleskine” mit sich: In der australischen Wüste plante Chatwin dieses Material zu sichten und es zu einer großen theoretisch, archäologisch und ethnografisch fundierten Abhandlung auszuarbeiten, die zeigen sollte, wie der Druck der sesshaften Zivilisation die nomadenhafte Natur des Menschen verdrängte. Doch dazu hätte Chatwin wohl selber sesshaft werden müssen, was mit seiner herzhaft erfrischenden Unverträglichkeit gegenüber einer solch beengenden Daseinsform nur schwer zu vereinbaren wäre. Anstelle einer spröden Abhandlung entstand so ein traumwandlerischer Roman über eine Truppe versprengter Europäer, abtrünniger Missionare und Spinoza lesender Nachfahren der Aborigines, die sich zusammentun, um die Songlines vor einer gewaltsamen Zerstückelung durch den Bau neuer Eisenbahnlinien zu verteidigen. Ein Roman wie eine Wunderkammer, der vom Handel mit Liedern erzählt: Skizzenhafte Schilderungen, Reportagen, Gespräche und ein für alle Lebenslagen nützliches Kompendium von Zitaten zum Thema „Gehen und Wandern”, sowie zu Grundfragen der menschlichen Ruhelosigkeit. Am besten ist dieses Werk wie ein Brevier im Gehen zu lesen, solange man noch nicht so recht weiß, oder wissen will, wohin die Reise geht.
VOLKER BREIDECKER
Bruce Chatwin
Foto: J. Kasmin
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That Chatwin is one of the most distinct and original writers we have is confirmed by the publication of another quite remarkable book Nicholas Shakespeare