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Das zentrale Thema in der deutschen Ökonomie des 20. Jahrhunderts
Peter Koslowski (Herausgeber): The Theory of Capitalism in the German Economic Tradition. Springer-Verlag, Berlin/Heidelberg 2000, 575 Seiten, 189 DM.
Die Theorie des Kapitalismus ist nach Peter Koslowski, Direktor des Centrums für Ethische Ökonomie und Wirtschaftskultur des Forschungsinstituts für Philosophie in Hannover, das zentrale Thema in der deutschen ökonomischen Tradition des zwanzigsten Jahrhunderts. Für die marxistischen Wirtschaftswissenschaftler und die Frankfurter Schule sei der Kapitalismus ebenso der Hauptuntersuchungsgegenstand gewesen wie für die Historische Schule der deutschen Nationalökonomie, für die postmarxistische Theorie des Ordo- und Neoliberalismus sowie für den Solidarismus, allgemein bekannt als katholische Soziallehre, die Koslowski allumfassend als "Christian Social Thought" bezeichnet.
Wegen dieser inhaltlichen Breite vereinigt der Tagungsband eine Reihe von sehr unterschiedlichen Beiträgen zu den genannten Denkschulen, die entsprechend dem gesamten Forschungsprojekt "Economics and Ethics in the Historial School - Achievements and Present Relevance" noch durch Ausführungen zur Interpretation des japanischen Kapitalismus in historischer Perspektive (Kichiro Yagi, Kyoto), zur Historischen Schule in Schweden (Hans de Geer, Stockholm), zum Historismus im Wirtschaftsrecht (Sibylle Hofer, Frankfurt), zu Karl Poppers Kritik am Historizismus (Adam Chmielewski, Breslau) und zur Historismus-Relativismus-Debatte in der deutschen Nationalökonomie im späten neunzehnten Jahrhundert (Annette Wittkau-Horgby, Hannover) ergänzt werden.
Durch biographisch unterlegte Beiträge zu Werk und Methode von Walter Eucken (Helge Peukert, Frankfurt), Franz Böhm (Knut Nörr, Tübingen) und Alfred Müller-Armack (Christian Watrin, Köln) wird vor allem der Ordo- und Neoliberalismus ausführlich in einen kritischen Bezug zur Historischen Schule gesetzt. Zudem grenzen Manfred Streit und Michael Wohlgemuth vom Max-Planck-Institut zur Erforschung von Wirtschaftssystemen in Jena die neoliberale Konzeption Friedrich August von Hayeks von ordoliberalen Vorstellungen ab - im Hinblick auf die unterschiedlichen Bewertungen von Wettbewerb, institutionellem Wandel und sozialer Gerechtigkeit.
Diese Ausführlichkeit wäre auch der Erörterung der Kapitalismuskritik der Frankfurter Schule dienlich gewesen. Mit nur einem Beitrag zur frühen Frankfurter Schule (Harry Dahms, Florida State University) wird der Sammelband der Bedeutung dieser Denkschule, welche die öffentlichen und oft kapitalismuskritischen Debatten in der Bundesrepublik Deutschland bis in die neunziger Jahre maßgeblich beeinflußt hat, nicht einmal annähernd gerecht.
NORBERT TOFALL
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
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