Auch nach dem Machtverlust, den das Kriegsende 1918 für die deutschsprachige Brünner Bevölkerung bedeutete, blieb das Theater wichtiger Bezugspunkt im gesellschaftlichen Leben und einer der bevorzugten Orte, an denen sich Identitätskonzepte in Diskursen und sozialen Praktiken manifestierten. Katharina Wessely zeigt die Rolle des Theaters für die Entwicklung und Diskussion der verschiedenen Identitätskonzepte der Brünner Deutschen auf. »Theater« wird dabei als komplexes System verstanden: als Ort künstlerischer Umsetzung dramatischer Texte, als Interaktionsraum zwischen Bühne und Publikum, als Betrieb und Organisationsform sowie als Diskussionsraum.
»Eine beachtliche Studie [...], die nicht nur eine Lücke der städtischen Kulturgeschichte Brünns schließt, sondern auch ein Beispiel für die Umsetzung einer Darstellungsperspektive gibt, welche die Vorstellung einer absoluten Trennlinie zwischen deutschen und tschechischen Stadtmilieus durch ein differenziertes Bild ersetzt.« Peter Becher, Bohemia, 53 (2013) »Die Arbeit von Katharina Wessely leistet [...] einen wichtigen Beitrag das Forschungsdefizit für die Kultur- und Alltagsgeschichte der Ersten Republik, das jenseits der Kulturmetropole Prag für Böhmen und Mären besteht, zu verkleinern und bildet die Voraussetzung für eine zukünftige tschechisch-deutsche Theatergeschichte Brünns.« Elisabeth Großegger, H-Soz-u-Kult, 02.10.2013