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Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Theaterwissenschaft, Tanz, Note: 1,3, Universität Leipzig (Institut für Theaterwissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: „Als ich in die Probe kam, waren die Schauspieler auf der Bühne, und es gab gerade Krach zwischen Friedhelm Ptok, der den Karlos spielte, und Kurt Hübner. ‚König Philipp‘ sollte gerade auftreten, und Kurt Hübner, der Regisseur, hatte gesagt: „In diesem Moment treten alle Schauspieler einen Schritt zurück.“ Ptok fragte, warum. Und Hübner sagte (ich vereinfache etwas): „Weil es so ist, wenn dein König auftritt.“ ’68 war nicht…mehr

Produktbeschreibung
Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Theaterwissenschaft, Tanz, Note: 1,3, Universität Leipzig (Institut für Theaterwissenschaft), Sprache: Deutsch, Abstract: „Als ich in die Probe kam, waren die Schauspieler auf der Bühne, und es gab gerade Krach zwischen Friedhelm Ptok, der den Karlos spielte, und Kurt Hübner. ‚König Philipp‘ sollte gerade auftreten, und Kurt Hübner, der Regisseur, hatte gesagt: „In diesem Moment treten alle Schauspieler einen Schritt zurück.“ Ptok fragte, warum. Und Hübner sagte (ich vereinfache etwas): „Weil es so ist, wenn dein König auftritt.“ ’68 war nicht mehr so weit weg, es brodelte schon ein bißchen. Die jungen Schauspieler wollten keinen Schritt mehr zurücktreten, sie fanden diese Haltung autoritär. Es gab einen Riesenaufstand über diesen einen Gang. Künstlerische Vorgänge können unmittelbar politische Bedeutungen habe, wenn man Theater ernsthaft betreibt. Daß ein Schritt nach hinten oder nicht so eine Bedeutung haben kann, ist es, was Theater aufregend macht.“ Was Peter Zadek hier beschreibt ist der Kern dessen, um was es in dieser Arbeit gehen soll, nämlich die Frage, inwieweit gesellschaftliche und politische Fragen mit dem Theater verzahnt sind. Wie sich direkte politische Fragen auf dem Theater formulieren und wie sie dargestellt werden. In diesem Fall ist die Antwort einfach: die traditionelle Rolle des Königs als Respektsperson und Autorität wird von den jungen Schauspielern in Frage gestellt, entspricht nicht mehr ihrem Verständnis von Umgang mit den Autoritäten, einem Kernproblem auch von Schillers „Don Karlos“, das Hübner 1959 in Ulm inszenierte und von dessen Proben Zadek hier berichtet. Eine autoritäre Haltung wurde abgelehnt und sollte daher auch nicht mehr auf der Bühne dargestellt werden. Dagegen stand die Auffassung Hübners, dass Königen ein solcher Respekt entgegengebracht werden müsse, das sei nun mal so (über weitere Argumente kann man an dieser Stelle nur spekulieren, aber der mögliche Wunsch nach einer Darstellung, wie es gewesen sein könnte, zu jener Zeit in der das Stück spielt, mag eine Rolle gespielt haben). Die Überzeugung der Schauspieler von 1959, eine solche autoritäre Haltung sei nicht zeitgemäß und Autoritäres überhaupt abzulehnen, wollten diese auch auf der Bühne kenntlich machen. Die Geste oder genau die Bewegung ist also zu einem enormen Teil mit politischer Bedeutung aufgeladen und wird als Zeichen für Machtkonstellationen genommen. Macht wiederum spiegelt sich in den kleinsten Gesten wieder, die auf der Bühne hervorgebracht und ebenso rezipiert werden.