Die Geisteswissenschaften haben einen Ursprung in den Räumen und Medien von Großausstellungen. Entlang der drei interdisziplinären Theaterausstellungen in Wien 1892, Berlin 1910 und Magdeburg 1927 zeichnet das Buch nach, wie sich die Theaterwissenschaft, die Musik-, Literatur-, Film- und Rundfunkwissenschaft um 1900 innerhalb von Großausstellungen formierten. Plastische Modelle, Rundfunkübertragungen, Lehrfilme, bebilderte Geschichtsbücher, Gliederungspläne und Wunschlisten verhandelten, veranschaulichten und verbreiteten dort das Wissen der Geisteswissenschaften. Lotte Schüßler zeigt, dass die deutschsprachigen Geisteswissenschaften sich um die Wende zum 20. Jahrhundert nicht allein an Universitäten etablierten und ihre Diskurse mit Büchern und Vorlesungen bestritten. Mindestens ebenso bedeutend waren die öffentlichen Räume nationaler und internationaler Großausstellungen, wo anschauliche visuelle und auditive, neue und alte Medien geisteswissenschaftliches Wissen formten und einem allgemeinen Publikum präsentierten.