Magisterarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 1,5, Freie Universität Berlin (Institut für Deutsche und Niederländische Philologie), Sprache: Deutsch, Abstract: Zentrum und Spezifik literaturwissenschaftlicher Biographik ist die Realisierung des Brückenschlags zwischen Lebensbeschreibung und Werkanalyse. Die Gliederung dieser Arbeit orientiert sich an der historischen Entwicklung der Biographie im deutschsprachigen Raum seit dem 18. Jh. Die Ausgangsfrage ist, welche theoretischen Konzepte von Autorschaft und welche Identitäts- sowie Geschichtsmodelle die Herausbildung der modernen Biographie bedingten, ihr zur Popularität verhalfen oder sie ausschlossen vom akademischen Forschen. Die Analyse von Biographien über Marieluise Fleißer (ca. ein Drittel der Arbeit) erfordert eine besondere Aufmerksamkeit für die Rolle der Kategorie "Geschlecht" in biographischen Darstellungen. Darum werden die Ausführungen zur Herausbildung der modernen Biographie verknüpft mit Überlegungen zu den für diesen Zeitraum relevanten Geschlechts- und Autorschaftskonzeptionen. Wie prägt das sich im 18. Jh. herauskristallisierende Individualitätsmodell die Darstellungsmuster von Biographien und welche spezifischen Auswirkungen hat es bis heute auf die Biographien von Autorinnen? Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf dem Zusammenhang zwischen Autormodellen, ästhetischer Wertung von literarischen Texten und der Positionierung von Autorinnen im literarischen Kanon. In Auseinandersetzung mit der traditionellen Erfassung "weiblicher" Autorschaft wird versucht, einen Ansatz zu erarbeiten, der zum einen der kritischen Analyse von traditioneller Frauen-Biographik dienen kann, der zum anderen die literarische Produktivität von Frauen darstellbar machen lässt. Erkenntnisse aus Dekonstruktion, Diskursanalyse und den Gender Studies bilden das Fundament dieser Arbeit. Die Biographie wird hier in der Debatte um den "Tod" und die "Rückkehr des Autors" verortet und daran anknüpfend gefragt, ob mit der Wiederkehr des Autors auch die "Revitalisierung der Autorin" und die Wiederbelebung der Biographie einhergeht. Marieluise Fleißer wurde als Beispiel gewählt, weil die komplexe Beziehung zwischen Literatur und Leben in ihrem Fall verstärkt auf ein einfaches Entsprechungsverhältnis mit selbsttherapeutischer Funktion reduziert wird. An 3 Biograpien wird gezeigt, wie traditionelle Deutungsmuster das Verknüpfen von Fleißers Leben und Werk in Biographien prägen. Zusätzlich soll mit dem besonderen Fokus auf ihr Drama "Der Tiefseefisch" detailliert dargestellt werden, wie die Biographen den "Brückenschlag zwischen Lebensbeschreibung und Werkanalyse" realisierten.