Studienarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Psychologie - Sozialpsychologie, Note: 1,0, Ludwig-Maximilians-Universität München (Psychologie), Veranstaltung: Seminar Lektürekurs Sozialpsychologie, Sprache: Deutsch, Abstract: Menschliches Erleben und Verhalten, wie es uns tagtäglich begegnet, kann man recht gut mit Theorien der Sozialpsychologie beschreiben, erklären und vorhersagen. Dies gilt besonders für das Erleben und Verhalten in besonderen Kontexten wie Glaube und Religion, da hier oftmals extremer Druck auf den Betroffenen lastet. So kann man psychische Vorgänge bei der Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas gut mit den im Folgenden beschriebenen sozialpsychologischen Theorien verdeutlichen. Kritiker der Zeugen Jehovas sind der Ansicht, dass der einzelne Zeuge in einem unsichtbaren Käfig lebt. Falls dies so ist, kann dem entgegnet werden, dass es dennoch sehr viele unter ihnen schaffen, ein zufriedenstellendes Leben zu führen. Genau dazu dienen Verhaltens- und Erlebnisweisen, die in den fünf sozialpsychologischen Theorien beschrieben und erklärt werden können. Von der Wachturmgesellschaft (WTG), dem weltweiten Führungsgremium der Zeugen Jehovas in New York wird außerdem versucht, die menschlichen Grundbedürfnisse der Zeugen Jehovas in der Weise zu lenken , dass psychische Probleme jeglicher Art oder bestimmte für die eigene Lehre unangenehme Kognitionen erst gar nicht entstehen oder zumindest schnell wieder beseitigt werden können. Anhand der Lektüre der meisten deutschsprachigen Bücher über die Zeugen Jehovas, darunter auch Bücher von ZJ-Aussteigern, sowie durch jahrelange Besuche von Versammlungen der Zeugen Jehovas und Gespräche mit vielen ihrer Mitglieder konnte ich mir ein ausreichend klares Bild über diese Glaubensgemeinschaft verschaffen und im Folgenden Wertungen nicht immer vermeiden. Laut Leon Festinger (1957) streben Menschen ein Gleichgewicht (Konsonanz) sowohl zwischen relevanten Kognitionen (Meinungen, Einstellungen, Wissenseinheiten) , als auch zwischen Kognitionen und Verhaltensweisen an. Es entstehen unangenehme Dissonanzen, wenn aus dem einen das Gegenteil des anderen erfolgt (Beispiel: Rauchen und das Wissen um die Schädlichkeit des Rauchens). Zugleich entsteht ein Bestreben, diese Dissonanzen zu beseitigen. Dies kann geschehen, indem man mit dem Verhalten konsonante Kognitionen hinzufügt („ich kenne jemand, der wurde trotz Rauchens 100 Jahre alt“), dissonanten Kognitionen verdrängt, vergisst oder abwertet oder das Verhalten (das Rauchen) einstellt.