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Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,7, Freie Universität Berlin (Institut für Deutsche und Niederländische Philologie), Veranstaltung: Proseminar „Aufbruch in die Moderne? – Literatur um 1900 (1880-1914)“, Sprache: Deutsch, Abstract: Im Jahr 1888, nicht lange vor Sigmund Freuds Schriften zur Psychoanalyse, veröffentlichte Gerhart Hauptmann seine „novellistische Studie“ Bahnwärter Thiel. Trotz vieler Naturschilderungen schuf er damit nicht etwa ein „freundliches Stillleben“, sondern das „beklemmende Psychogramm eines gepeinigten…mehr

Produktbeschreibung
Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,7, Freie Universität Berlin (Institut für Deutsche und Niederländische Philologie), Veranstaltung: Proseminar „Aufbruch in die Moderne? – Literatur um 1900 (1880-1914)“, Sprache: Deutsch, Abstract: Im Jahr 1888, nicht lange vor Sigmund Freuds Schriften zur Psychoanalyse, veröffentlichte Gerhart Hauptmann seine „novellistische Studie“ Bahnwärter Thiel. Trotz vieler Naturschilderungen schuf er damit nicht etwa ein „freundliches Stillleben“, sondern das „beklemmende Psychogramm eines gepeinigten Menschen“. – Nicht ohne Grund wird daher von der Erzählung gesagt, sie markiere den Übergang zur Moderne. Bereits im Titel deutet sich an, wie in der Person „Bahnwärter Thiel“ Beruf und Name verschmelzen, zu einem Konzept des Seins werden. Entfremdung und Ich-Dissoziation des ‚Helden’, die so typisch sind für die Literatur um 1900 und mehr noch für die des Expressionismus, werden thematisiert. Nachdem die erste Frau des Bahnwärters, Minna, bei der Geburt des gemeinsamen Sohnes Tobias(chen) verstorben ist, heiratet Thiel die Kuhmagd Lene. Nicht nur äußerlich bildet diese das komplette Gegenstück zur ersten. – Die Beziehung Thiels zu den beiden Frauenfiguren, zur toten ‚Femme fragile’ und zur lebenden ‚Femme fatale’, ist für den schicksalhaften Ausgang der Erzählung fortan von zentraler Bedeutung. Denn die Frauen wurden vom Autor als Typen konzipiert, die innerhalb der Erzählung bestimmte Funktionen ausüben. Um ihnen gleichermaßen einen Platz in seinem Leben zu willigen, schafft sich Bahnwärter Thiel zwei ‚Räume’. – Wie es von diesen Grundvoraussetzungen ausgehend schließlich zur Katastrophe – dem Wahnsinn und Morden Thiels – kommt, soll im Folgenden herausgearbeitet werden. Dabei steht im Vordergrund der Betrachtung die Unabwendbarkeit des Unglücks. – Auch die Frage, ob der Schluss eher überraschend kommt oder vielmehr als Konsequenz eines schleichenden Prozesses angesehen werden sollte, ist diesbezüglich von Bedeutung. Dazu wird zunächst die Charakterisierung des Bahnwärters untersucht – besonders, ob in dieser womöglich bereits Eigenschaften zu erkennen sind, die Thiel für den späteren Wahnsinn prädestinieren. Anschließend wird dessen Beziehung zu den beiden Frauenfiguren näher beleuchtet, bevor dann Überlegungen zum Hergang der Katastrophe erfolgen. Zum Schluss wird die Schlüsselfunktion des Kindes Tobiaschen innerhalb der Erzählung dargelegt. Doch zuerst lohnt es sich, einen Blick auf die besondere Rolle des Erzählers im Bahnwärter Thiel zu werfen, da diese für die Leserwahrnehmung sehr wichtig ist.