Wie angenehm wäre es aus Sicht der Forschung, wenn sich das Internet nach nunmehr zwei Jahrzehnten öffentlicher Präsenz endlich einmal als vollständig, abgrenzbar und fertig präsentierte. Stattdessen müssen wir ein Ziel beobachten, dass sich agiler denn je gibt. Websites streben inzwischen gar keinen endgültigen Zustand mehr an. Sie befinden sich als perpetual beta vielmehr im Zustand der ständigen Verbesserung, so wie gute Apps sich durch regelmäßige Aktualisierungen auszeichnen. Die Definitionen von Crossmedia eilen der Realität in ähnlicher Weise hinterher. In den neunziger Jahren konstatierten die Kartellwächter erstmals das Phänomen des Crossmedialen, also der Möglichkeit, unterschiedliche Mediengattungen in demselben Konzern zu vereinen. Ungefähr zur Jahrtausendwende entdeckte das Cross-Marketing die Vorteile, Werbebotschaften über verschiedene Medienkanäle aufeinander abgestimmt zu kommunizieren. Designerinnen begannen, angesichts der andauernden Diversifikation von Plattformen und Endgeräten, plattformübergreifende Konzepte zu entwickeln. Auch der Journalismus nahm diesen Trend in der Folge auf. Unter dem Begriff multimediale Produktion lag der Fokus dabei zunächst noch auf der Frage, wie einmal produzierte Inhalte für unterschiedliche Kanäle adaptiert werden können. Inzwischen integriert das nunmehr crossmediale Arbeiten verschiedene Inhalte und Interaktionsformen über unterschiedliche Kanäle zu einem für die Nutzerinnen konsistenten Gesamtprodukt. Was die unterschiedlichen Gewerke in ihren jeweils spezifischen Begriffen von Crossmedia eint, ist aber die Erkenntnis, dass ein crossmediales Produkt mehr sein muss und sein kann als die bloße Summe seiner Teile. Auf welch fruchtbaren Boden die Idee des Crossmedialen heute fällt, zeigt das erstaunliche Spektrum der Referentinnen auf der Konferenz Think Cross - Change Media im Frühjahr 2012 in Magdeburg: Interaction Designerinnen, Programmiererinnen, Marketingexpertinnen, Journalistinnen, Beraterinnen, Politologinnen, Kommunikationspsychologinnen, politische und gesellschaftliche Akteurinnen aus großen Institutionen, NGOs und Start-ups diskutierten die Bedeutung von Crossmedia zwischen Theorie und Praxis. Der vorliegende Band gibt einen Ausschnitt dessen wieder: Crossmedia heißt nicht nur, über die verschiedenen Mediengrenzen hinweg zu produzieren, sondern auch interdisziplinär zu denken.
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