Studienarbeit aus dem Jahr 2001 im Fachbereich Geschichte Europas - Neueste Geschichte, Europäische Einigung, Note: 2,3, Humboldt-Universität zu Berlin (Institut für Geschichtswissenschaften), Veranstaltung: Hauptseminar: Frankreich und Deutschland 1918-1933: Politik, Wirtschaft und Kultur, Sprache: Deutsch, Abstract: Über das Verhältnis Thomas Manns zu Frankreich lässt sich mit Sicherheit sagen: Es ist zwiespältig. Zwei Frankreichbilder bestimmen die Schriften dieses Autors. Einmal die polemisch gegen Frankreich anmutenden Passagen der "Betrachtungen eines Unpolitischen" aus dem Jahre 1918 und andererseits die dem einst verachteten Land überraschend entgegengebrachte Sympathie in der "Pariser Rechenschaft" (1926). Im Fortgang meiner Untersuchung wird sich zeigen, wieweit diese beiden Schriften programmatisch sind für den Verlauf der politischen Entwicklungen in der Zwischenkriegszeit. Diese Arbeit beleuchtet die spannungsreichen Jahre, insbesondere die Phase der gescheiterten Annäherung zwischen Frankreich und Deutschland, die bis hin zu den Verträgen von Locarno dauerte. Immer wieder stellt sich hierbei die Frage, ob und wenn ja warum neben der Politik auch das intellektuelle Engagement versagte. Auch die Gruppierungen der Schriftsteller konnten damals kaum Einfluss auf das Weltgeschehen nehmen. Anhand der für die Beziehung zwischen Frankreich und Deutschland wichtigen Schriften Thomas Manns möchte ich nach den Ursachen dieser relativen "Hilflosigkeit" der französischen und der deutschen kulturellen Eliten forschen. Warum konnten die kulturellen Initiativen, die von so viel Geist und gutem Willen gekennzeichnet waren, letztlich nichts ausrichten? Im ersten Teil meiner Arbeit gehe ich auf den bei Thomas Mann in den Betrachtungen eines Unpolitischen immer wieder thematisierten Gegensatz zwischen Kultur und Zivilisation ein. Vermutlich ist dies nicht nur eine bestimmende Komponente des Denkens Thomas Manns, sondern auch bezeichnend für das Verhältnis zwischen Frankreich und Deutschland in der Zwischenkriegszeit. Im zweiten Teil meiner Arbeit gehe ich speziell auf Thomas Manns Verhältnis zu Frankreich ein. Untersucht wird hier vor allem anhand der zwei Schriften Thomas Manns "Pariser Rechenschaft" und "Die geistigen Tendenzen des heutigen Deutschlands" seine Stellung während der deutschen-französischen Annäherungszeit von Locarno. Um der Frage nach den Wurzeln des deutsch-französischen Konflikts nachzugehen, ziehe ich neuere Forschungsbeiträge von Hans Manfred Bock und Ruth Beuter heran. Des weiteren stützt sich diese Hausarbeit auf ältere Literatur. Die Thomas Mann Biographie von Hans Mayer und die Arbeit des französischen Forschers Louis Leibrich werden mit einbezogen. [...]