Die vierzigstimmige Motette Spem in alium von Thomas Tallis, organisiert in acht Chören zu fünf Stimmen, stellt nach vorherrschender Meinung den Höhepunkt der Vokalpolyphonie des 16. Jahrhunderts dar. Dabei wird sie jedoch häufig außerhalb des Kontextes einer großbesetzten Mehrchörigkeit in Europa gesehen, aus der besonders Alessandro Striggios Motette Ecce beatam lucem und seine kürzlich wiederentdeckte Missa sopra 'Ecco si beato giorno' hervorzuheben sind. Dieses Buch versucht, die Lücke zu schließen und einen Vergleich zwischen Tallis und Striggio anzustellen. Dazu soll zunächst näher auf die historischen Hintergründe von Thomas Tallis' Spem in alium und der italienischen Vokalpolyphonie des 16. Jahrhundert eingegangen werden. Daraufhin werden Funktion und Aussage des Textes analysiert, ein kurzer Exkurs geht hier auf die Verwendung als königliche Huldigungsmusik mit dem Text 'Sing and glorify' ein. Es folgt die Analyse der Motette, die sich in drei Unterabschnitte zur äußeren Struktur und Symmetrie, zu den Harmonieverläufen und schließlich zur Organisation der vierzig Stimmen im Detail gliedert. Abschließend beschäftigt sich das Werk mit Alessandro Striggios Ecce beatam lucem und versucht, in einer vergleichenden Analyse musikalische Anhaltspunkte für einen möglichen Einfluss Striggios auf Tallis aufzuzeigen. Aufgehängt ist dieser Vergleich an den in Briefen dokumentierten Englandaufenthalt Striggios 1567 im Zuge einer Reise zu den großen Fürsten- und Königshöfen Europas als 'Botschafter' der Medici.
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