Psychotherapeutische Behandlung von Straftätern ist nach Aufsehen erregenden Verbrechen im Bereich der Sexual- und Jugendkriminalität wieder stark in den Blickpunkt öffentlichen Interesses gerückt. In der aufgeheizten Diskussion, verstärkt durch die neu ausgebrochene Konkurrenz unter den therapeutischen Schulen, kommt die Frage nach den Inhalten der Straftäterbehandlung leicht zu kurz. Das Buch, in 1. Auflage 1999 erschienen, trägt Erfahrungen von Therapeutinnen und Therapeuten im Justizvollzug zusammen, die nach einem tiefenpsychologisch orientierten Konzept Straftäter behandeln. 57 ausführliche Fragebögen bilden die empirische Basis der Arbeit. Es wurden Einstellungen, Meinungen und Beschreibungen der eigenen Praxis bezüglich behandlungstechnischer Fragen erhoben: Setting, Motivation, Indikation, Therapieverlauf, Übertragung Gegenübertragung, Widerstand, Gruppentherapie. Besonderes Augenmerk legt die Arbeit auf die Wechselwirkungen zwischen Therapie und institutionellem Zwangsrahmen. Idealtypisch lassen sich zwei Modelle unterschieden: Das 'quasi-ambulante' Setting behandelt die Einflüsse der Institution in gleicher Weise wie das Lebensumfeld eines Patienten in Freiheit. Das Modell der Behandlung in einer besonderen Einrichtung (Sozialtherapie, Behandlungsgruppe) berücksichtigt mehr die Persönlichkeitsmerkmale vieler Delinquenter. Ihre psychotherapeutische Behandlung erfordert einerseits einen klaren institutionellen Rahmen, andererseits ein soziales Milieu, das sich deutlich von dem durch subkulturelle Einflüsse und Rigidität geprägten Klima in Anstalten herkömmlicher Prägung unterscheidet. Aus den Ergebnissen der Untersuchung folgert der Autor Konsequenzen, wie Psychotherapie im Strafvollzug fortentwickelt werden kann. Zum Autor: Dr. Willi Pecher, geb. 1958, Diplom-Psychologe, 1998 Promotion in klinischer Psychologie an der Universität Basel. Er ist tätig als therapeutischer Leiter der Betreuungsabteilung in der Justizvollzugsanstalt München und als Lehrbeauftragter an der Bayrischen Beamtenfachhochschule.
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