In Deutschland werden jährlich mehr als zwei Millionen Tiere zu Versuchszwecken eingesetzt - Tendenz steigend. Der Tierversuch ist in vielen Bereichen, wie Grundlagen- und medizinischer Forschung, Toxikologie und Produktentwicklung, etabliert und zum Teil sogar gesetzlich vorgeschrieben. Die Durchführung von Tierversuchen erzeugt jedoch von jeher ein Spannungsfeld, das sich häufig in emotional zugespitzten Diskussionen zwischen Befürwortern und Gegnern entlädt. Skandale wie die Contergan-Katastrophe Ende der 50er Jahre sowie jüngst der Eklat um das Arzneimittel TG1412 schüren zusätzlich das Misstrauen gegenüber dem wissenschaftlichen Wert von Prüfstrategien für Human-Arzneimittel, die auf Tierversuchen basieren. Winfried Ahne, Professor für Zoologie und Virologie an der LMU München, stellt die kontroversen Standpunkte sachlich fundiert gegenüber. Der Autor beleuchtet die gängige Tierversuchspraxis aus der Perspektive von Natur- und Rechtswissenschaft, Philosophie und Ethik, kehrt bei seiner kritischen Auseinandersetzung jedoch immer wieder zu den Fragen zurück: Sind Tierversuche ethisch zu rechtfertigen? Welche Alternativen gibt es? Der Leser erhält mit dem Werk aber auch einen umfassenden Einblick in ein Thema, das Menschen heutzutage und in früheren Zeiten immer wieder beschäftigt hat. Dabei spannt der Autor mit erzählerischem Geschick einen weiten Bogen - vom Codex Chammurapi ca. 2 000 v. Chr. bis hin zur aktuellen Diskussion um Sinn und Nutzen von Tierversuchen. Das Buch ist nicht nur wegen seiner interdisziplinären Konzeption ein spannender und informativer Beitrag zum Thema Tierversuche, sondern auch ein Plädoyer für den rücksichtsvollen Umgang mit Tieren.
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