Der erste und kürzere Teil des Romans ist im Jahr 1912 angesiedelt. In diesem werden die Figuren eingeführt, die den Leser durch die gesamte Handlung auf aktive oder passive Weise begleiten. Elinor und Toby sind Geschwister. Sie stammen aus gutem Haus stehen und sich gefühlsmäßig so nah, schier
unzertrennlich, fast wie Zwillinge. Beide bewahren das Geheimnis einer gemeinsamen Nacht.
Elinor…mehrDer erste und kürzere Teil des Romans ist im Jahr 1912 angesiedelt. In diesem werden die Figuren eingeführt, die den Leser durch die gesamte Handlung auf aktive oder passive Weise begleiten. Elinor und Toby sind Geschwister. Sie stammen aus gutem Haus stehen und sich gefühlsmäßig so nah, schier unzertrennlich, fast wie Zwillinge. Beide bewahren das Geheimnis einer gemeinsamen Nacht.
Elinor besucht eine Londoner Kunstschule und belegt zusätzlich einen Anatomiekurs. Toby erfüllt seine Pflicht im Royald Army Medical Corps an der Front in Frankreich, bis eines Tages im Jahr 1917 die Nachricht „Vermisst, vermutlich gefallen“ die Familie Brooke darüber in Kenntnis setzt, dass der Sohn und Bruder nicht mehr heimkehren wird. Dieser Verlust schmerzt Elinor maßlos und sie sucht in der Kunst Vergessen. So nimmt sie nach längerem Zögern, sie will nichts mit dem Krieg zu tun haben, das Angebot ihres ehemaligen Dozenten Henry Tonks an, ihm, dem Chirurgen und Maler, bei der zeichnerischen Dokumentation der verstümmelten Gesichter der Soldaten zu assistieren.
Auf diese Weise kommt sie auch Kit Neville, dem ehemaligen Kommilitonen näher, der als einziger in Tobys Nähe war, aber über die Geschehnisse schweigt. Aber Elinor muss wissen, was geschehen ist.
Mit „Tobys Zimmer“ greift Pat Barker ein Thema neu auf, das bereits Kern ihrer „Regeneration-Trilogie“ war – der Erste Weltkrieg. Die Autorin schildert jedoch weniger das Kriegsgeschehen an sich, sie zeigt auf, was der Krieg mit den Menschen gemacht hat, wie er sich auf sie ausgewirkt hat. Sie beschreibt grauenvolle Gesichtsverletzungen, die Versuche diese zu behandeln und die Behandlungsverläufe zeichnerisch festzuhalten. Henry Tonk und auch die sogenannte „Blechnasenabteilung“ hat es wirklich gegeben. Pat Barker setzt ihnen mit ihrem Roman ein Denkmal.
Geschickt baut sie einen Spannungsbogen auf, so dass es dem Leser schwerfällt sich von dem Roman loszureißen. Man fühlt, leidet und trauert mit, man versteht und kann tief in die Seelen der vom Krieg gezeichneten Menschen blicken, egal ob sie selbst im Krieg waren oder zu den Daheimgeblieben gehören.
„Tobys Zimmer“ hat aber im englischen Original noch eine Vorgeschichte, denn es ist eigentlich die Fortsetzung von „Life Class“. Ich hoffe sehr, dass dieser Roman auch noch den deutschen Lesern zugänglich gemacht wird.
Pat Barkers Roman „Tobys Zimmer“ ist nicht nur vom Inhalt ein hervorragendes Werk, er ist auch noch äußerst schön anzusehen. Ohne den üblichen Schutzumschlag, sozusagen schutzlos, nur mit einem farbigen, gut in die Zeit passenden Foto auf dem Buchdeckel präsentiert es sich dem Leser.
„Tobys Zimmer“ ist ein eindringliches und bewegendes Buch, in dem der Krieg die Handlung nie vordergründig bestimmt, ihr aber die grundlegende Richtung gibt.