Studienarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Didaktik für das Fach Deutsch - Literatur, Werke, Note: 2,3, Christian-Albrechts-Universität Kiel, Sprache: Deutsch, Abstract: Hunger – dieses Wort spielt in unserer Gesellschaft, die von Maßlosigkeit geprägt ist, nur noch eine untergeordnete Rolle. Heute bedeutet die Phrase Ich habe Hunger bei uns allenfalls Ich habe Appetit, wirklichen Hunger kennen wir nicht. Zur Entstehungszeit von Kafkas Erzählung „Der Hungerkünstler“ war die Einstellung zum Hunger noch anders, denn das Jahr 1922 lag in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg. Somit war Hunger ein allgegenwärtiger Begleiter und wurde zum Massenphänomen. Dieses Erscheinung gibt es auch noch heutzutage. Rund eine Milliarde Menschen – ein sechstel der Weltbevölkerung – ist chronisch unterernährt. Paradoxerweise gibt es in westlichen Industrieländern, die Hunger sonst nur aus den Nachrichten kennen, zwei selbst induzierte, lebensbedrohliche Hungersyndrome, nämlich Anorexie und Bulimie. Demnach ist bei uns Huger nur als Krankheitssymptom präsent. Häufiger ist in Europa das gegenteilige Phänomen, das als Adipositas bezeichnet wird. Somit ergibt sich auch heute noch ein Ungleichgewicht in Hinblick auf die Verteilung von Nahrungsmitteln. Nahrung ist ein essenzieller Bestandteil des Lebens. Der Verzicht erfordert somit eine Überwindung des Lebenserhaltungstriebes, der uns zum Essen zwingt. Auch in der Literatur spielt dieses Motiv häufiger eine Rolle, wie etwa in Kafkas Werk Ein Hungerkünstler . Diese Erzählung wurde schon auf viele Arten interpretiert. Besonders schlüssig hat zum Beispiel Ingeborg Henel argumentiert, während die Aussagen von Thomas Maier, der den Hungerkünstler als „Super-Jesus“ tituliert, doch eher fragwürdig erscheinen. Kafka selbst soll, so einige Forscher, an Anorexia nervosa gelitten und so eigene Erfahrungen mit Hunger beschrieben haben. Das Hungermotiv, das diese Erzählung dominiert, steht auch in der vorliegenden Hausarbeit im Vordergrund. Für eine bessere Einordnung der Hungerkunst wird deshalb zunächst eine kurze Geschichte der derselben und ihrer Formen dargestellt. Anschließend wird die Erzählung Ein Hungerkünstler analysiert. Wie ist das Hungern dargestellt? Welche Rolle spielen die Wächter, der Impresario, das Publikum und der Panther? Diese Fragen werden beantwortet. Anschließend wird die Frage betrachtet, welche Rolle der Hungerkünstler einnimmt und wie er sich selbst sieht. Schließlich werden mögliche Deutungen der Erzählung diskutiert und die Ergebnisse in einem Fazit zusammengefasst.