Es fängt mit einem kleinen, alten Afghan-Teppich an, den Herr Eschenbach, ein erfahrener Teppichhändler, im Iran für eine Million Euro kauft und nach Deutschland einführt. Der Teppich soll eine geheime Botschaft enthalten, die die Welt verändern wird. Herr Eschenbach will die Botschaft entziffern,
aber er kommt nicht dazu. Erst passieren seltsame Dinge: Er wird in seinem Umkreis als verrückter…mehrEs fängt mit einem kleinen, alten Afghan-Teppich an, den Herr Eschenbach, ein erfahrener Teppichhändler, im Iran für eine Million Euro kauft und nach Deutschland einführt. Der Teppich soll eine geheime Botschaft enthalten, die die Welt verändern wird. Herr Eschenbach will die Botschaft entziffern, aber er kommt nicht dazu. Erst passieren seltsame Dinge: Er wird in seinem Umkreis als verrückter Paranoiker abgekanzelt, seine Frau will eine Scheidung und spätestens als er von der Bildfläche plötzlich verschwindet, wird es ernst. Scheich Tabrizi, im englischen Exil mit seinem Hof lebend, hat großes Interesse an dem Teppich und scheut keine Kosten und Mühen, auch die Menschenleben nicht, um den Afghan in die Finger zu bekommen, denn von der geheimen Botschaft verspricht er sich schon einiges, u.a. eine Sensation in der islamischen Welt und die Macht. Die Kanzlei, die Eschenbach kurz vor seinem Verschwinden beauftragt hat, übergibt die Sache an Margarete Pfennig, eine junge, aufstrebende Anwältin. Und Grete legt los.
Entführung, Folter, Mord auf der spannenden Jagd nach dem sagenumwobenen Teppich, uvm. erwartet den Leser der Tödlichen Sure. Man ist immer mitten drin, nicht nur wenn die Ermittler nach und nach die Situation erkunden und ihre oft waghalsigen wie gefährlichen Aktionen durchführen, auch im Reich Tabrizis bekommt man einschlägige Einblicke in seine Machenschaften.
Dabei werden die aktuellen Themen der heutigen Gesellschaft faszinierend wie realistisch dargeboten: Umgang mit den Kindern der Einwanderer, Rolle der Frau im Okzident wie im Orient, Vertrauen, Freundschaft und Liebe sind in den Erzählteppich gekonnt hineingewoben worden und weisen sowohl eine sehr gute Recherche wie auch ein tiefes Verständnis der behandelten Themen auf.
Gerade dabei sehe ich Parallele zum Krimi aus Amsterdam „Das Büro der einsamen Toten“ von Britta Bolt. Dort spielen die Kinder der Migranten aus dem Orient auch eine große, ja tragende Rolle. In beiden Romanen (Bolt, Thorberg) wird gezeigt, wie orientierungslose Jugendliche zu Mördern mutieren, ohne, dass sie solche Karriere von sich aus anstreben oder sich so etwas wünschen.
Die Geschichte an sich ist leicht: es wird, mitunter gefährlich und rasant, nach dem alten Teppich gejagt. Es gibt dabei feinen Humor und ein gutes Stück Ironie, viele lebenskluge Beobachtungen und gelungene Sätze, sowie realistische Darstellungen der von Islam geprägten, wie der westlichen Gesellschaft.
Die beiden Ermittler, F. und Grete, habe ich sehr gerne durch ihre Abenteuer begleitet – es wird u.a. nach England und Iran gereist- und ich würde gerne wieder von den beiden und ihren Abenteuern hören.
F. ist schon ein Schmuckstück vom Ermittler. Ein promovierter Philosoph, gleichzeitig ein Yogalehrer, der als Privatdetektiv gearbeitet hat und doch noch den letzten Fall auf Gretes Drängen annimmt.
Grete erscheint ihr Bürojob doch etwas zu Dröge, da jagt sie viel lieber mit F. den Geheimnissen des alten Teppichs nach. Dass dies auch im Interesse von ihrem Mandanten, wie der Kanzlei geschieht, passt schon ganz gut.
Die Professorin Rank-Kühnemann, Inhaberin des Lehrstuhls Orientalistik und Islamwissenschaften an F.s Uni, hat mir auch sehr gut gefallen. Sie begleitet F. bei seinen Ermittlungen im Iran, sorgt u.a. dafür, dass das Geheimnis der letzten Sure gelüftet wird, die Botschaft an die Nachkommen gelangt und ein Desaster verhindert wird.
Die Handlung ist spannend. Mal temporeich, mal langsamer, mal romantisch oder humorig angehaucht.
Die Sprache ist schön klar und leicht zu lesen.
Die Idee an sich, wie ihre Auflösung mit der dazugehörigen Botschaft, finde ich hervorragend. Die Umsetzung und die Komplexität der Themen ist sehr gut gemeistert worden. Insgesamt gesehen, gefällt mir das Werk viel besser, als die hochgejubelten Bemühungen mancher bekannter Bestsellerautoren.
Fazit: Ich halte den Roman für sehr gelungen. Daher vergebe ich die wohl verdienten 5 Sterne und eine uneingeschränkte Leseempfehlung.