Spannend, überraschend und überzeugend – eine tolle Fortsetzung
Meine Meinung:
„Es war nicht vorbei, es fing alles wieder von vorne an“ (S. 95)
„Töte ihn, dann darf sie leben“ ist nach „Schwesterlein muss sterben“ der zweite Thriller um die Psychologin Merette Schulman des Autorenpaars
Ulrike Gerold und Wolfram Hänel. Man kann ihn sicherlich auch separat ohne die Vorkenntnis des ersten…mehrSpannend, überraschend und überzeugend – eine tolle Fortsetzung
Meine Meinung:
„Es war nicht vorbei, es fing alles wieder von vorne an“ (S. 95)
„Töte ihn, dann darf sie leben“ ist nach „Schwesterlein muss sterben“ der zweite Thriller um die Psychologin Merette Schulman des Autorenpaars Ulrike Gerold und Wolfram Hänel. Man kann ihn sicherlich auch separat ohne die Vorkenntnis des ersten Bandes lesen, empfehlen würde ich es aber nicht, da „Töte ihn, dann darf die leben“ doch sehr stark auf den Geschehnissen des ersten Thrillers aufbaut.
Dementsprechend ist es mir auch sehr leicht gefallen, in die knapp 370 Seiten lange Story hineinzukommen. Sie startet auch gleich mit einem sehr spannenden und unheilvollen Szenario in den schwarzen Tiefen der norwegischen Wälder. Nach den ersten 20 Seiten werden aber Tempo und Spannung erstmal wieder zurückgefahren, um zum für den schon im ersten Teil typischen Stil zurückzukehren: Eine unterschwellig brodelnde, stets latent vorhandene Gefahr, die wie ein Damoklesschwert über Merette und ihrer Familie hängt. Auch Killer Aksel bleibt sich treu und spielt wieder seine bekannten, perfiden Psychospiele mit Merette. Die ganz große Überraschung ist den beiden Autoren für meinen Geschmack schon ca. zur Mitte des Buches gelungen, als auf einmal durch eine „Beichte“ eine längst vergangene Geschichte zutage kommt. Hier ergibt sich streckenweise schon fast ein zweiter Krimi im Ersten. Selbstverständlich verknüpfen die beiden Autoren die Handlungsstränge aus den verschiedenen Zeiten und lassen ihren Thriller auf ein für mich erneut sehr überraschendes und spannendes Finale zulaufen. Die Aufklärung der Geschehnisse, die am Ende präsentiert wird, ist im großen Ganzen nachvollziehbar, auch wenn sich die Autoren hierfür den schier unendlichen „Möglichkeiten“ der menschlichen Psyche bedienen, was vielleicht nicht jedermanns Geschmack ist. Mir persönlich hat es jedoch gefallen.
Die Protagonisten waren mir ja schon aus dem ersten Teil größtenteils bekannt. Angereichert wurde das Set um eine überschaubare Anzahl neuer Charaktere. Während bei „Schwesterlein muss sterben“ eine für mein Empfinden deutliche Charakterentwicklung stattgefunden hat, war dies bei „Töte ihn, dann darf die leben“ – mit einer Ausnahme – eher ein bisschen nebensächlich. Gleich stark, oder vielleicht sogar noch ein bisschen intensiver, habe ich die für mich sehr gelungene Beschreibung der Landschaft, der wilden Natur der norwegischen Wälder und Seen empfunden. Ohne selbst in Norwegen gewesen zu sein, erscheint mir die Beschreibung als sehr authentisch, so dass ich mir beim Lesen ein gutes Bild der Settings machen konnte.
Dass dieses Buch aus der Feder zweier Autoren stammt, habe ich an keiner Stelle gemerkt. Es liest sich absolut flüssig, ohne Brüche, und weist einen durchgängig sehr angenehmen, zum Plot passenden Schreibstil auf. Die Erzählperspektive wechselt kontinuierlich zwischen der Psychologin Merette, ihrer Tochter Julia und dem „großen Unbekannten“ selbst, was regelmäßig tiefe Einblicke in die Psyche der handelnden Personen ermöglicht.
Last but not least möchte ich noch einen kleinen „Wehrmutstropfen“ erwähnen: Die Autoren nutzen auch den Zufall für ihre Story. Wie im richtigen Leben auch, spielt oft der Zufall eine entscheidende Rolle. Doch mit der überraschenden Auflösung eines Handlungsteilstrangs haben es sich die beiden Autoren für meinen Geschmack ein bisschen zu leicht gemacht. Daher von mir an dieser Stelle in der Bewertung einen Stern Abzug.
FAZIT:
Packende Psychospiele in der Wildnis Norwegens mit überraschenden Wendungen – eine tolle Fortsetzung!