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Freundschaft, Verrat und Verschwinden mit Tornado im Kopf: Bei Cat Patrick erzählt ein verhaltensauffälliger Teenager von einer dramatischen Suche.
Von Fridtjof Küchemann
Colette ist weg. Die ganze siebte Klasse ist wie betäubt, die engsten Freunde werden von der Polizei befragt, schnell ist Long Beach mit Vermisstenanzeigen plakatiert. Und Frankie fragt sich, was das Verschwinden der einst besten Freundin mit ihr zu tun hat. Genau gesagt: Sie vermeidet diese Frage. Immerhin war es Colette, die sich vor zwei Monaten über Frankie lustiggemacht hatte, nicht ahnend, dass die Freundin im Nebenzimmer jedes Wort mithört. Aber es war eben auch Colette, die am Donnerstagabend, kurz vor ihrem Verschwinden, doch wieder bei Frankie reingeschaut und nach dem gemeinsamen Tagebuch gefragt hatte, dass sie zu dritt, mit Frankies Schwester Tess, vor Jahren mit allem Möglichen vollgeschrieben hatten.
"Warum musst du nur so sein?", hatte Colette gefragt, als Frankie sie hatte abblitzen lassen. Jetzt fehlt nicht nur die einzige Freundin, die Frankie je hatte, sondern auch eine Seite aus dem Tagebuch, eine Seite, auf der die drei Mädchen damals verrückte Mutproben gesammelt hatten. Als dann die alten Aufnahmen dieser Mutproben auf dem gemeinsamen Video-Account verschwunden sind, dafür aber rätselhafte neue auftauchen, kann Frankie die Suche nach Colette unmöglich weiterhin allein der Polizei überlassen.
Es ist eine traurige, harte Geschichte, die Cat Patrick in "Tornado im Kopf" erzählt, und sosehr junge Leser auch mitfiebern werden, ob Frankie es schafft, Colette auf die Spur zu kommen und sie vielleicht zu retten: Das eigentlich Spektakuläre dieses Romans für angehende Teenager ist nicht die Geschichte, sondern ihre Erzählerin. "Mein Gehirn tickt ohnehin etwas anders", sagt Frankie auf der zweiten Seite beiläufig über sich, ein erster Hinweis, und die Autorin lässt sich Zeit, bis sich aus Szenen und Selbstbeschreibungen ein Bild ergibt, für das jugendliche Leser Begriffe wie Asperger-Syndrom vielleicht gar nicht mehr unbedingt brauchen.
Wie Frankie mit ihren widerstrebenden Gefühlen kämpft, wie sie um Liebe ringt und zugleich Nähe kaum ertragen kann, wie sie sich selbst zu kontrollieren versucht, um drohende Therapie und Medikamentierung zu verhindern, schildert Cat Patrick eindringlich und glaubwürdig. Den Lesern wächst das Mädchen schnell ans Herz. Frankie muss lernen, dass ihre Gefühle, so schwer es mit ihnen auch ist, mitunter eher weiterhelfen als ihr Verstand. Sosehr sie sich auf ihn bislang auch verlassen hat.
Cat Patrick: "Tornado im Kopf". Roman.
Aus dem Englischen von Petra Knese. Beltz und Gelberg, Weinheim 2021. 272 S., geb., 15,- Euro. Ab 11 J.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
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