Studienarbeit aus dem Jahr 2014 im Fachbereich Romanistik - Italianistik, Note: 1,3, Freie Universität Berlin (Romanische Philologie), Veranstaltung: Renaissance und Barock in der Romania, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Renaissance gilt bis heute als Zeit des Umbruchs, der erneuten Rezeption antiker Schriften sowie der Erfindung und Entdeckungen, die um die zweite Hälfte des 14. Jahrhunderts bis Ende des 16. Jahrhunderts anzusiedeln ist. In der Epoche der Wiedergeburt werden die kulturellen Leistungen der Antike nach der dunklen Zeit des Mittelalters neu belebt. Das Menschenbild verändert sich im Zuge literarischer und philosophischer Schriften und wird zum Maßstab eines neuen Ordnungssystems, das das theozentrische Weltbild ablöst. In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts werden diese neuen Werte jedoch zunehmend verdrängt durch die gegenreformatorischen Bestrebungen der katholischen Kirche. Dieser kulturelle und zeitliche Umbruch zwischen der Renaissance und ihrer nachfolgenden Epoche des Barocks schlägt sich in der Gesellschaft und Literatur in Form von Unsicherheit und Zerrissenheit nieder. Einer der bedeutendsten Schriftsteller in diesem angespannten Umschwung, der diese innere Zerrissenheit zweier Zeiten selber empfindet und in seinen Werken zum Ausdruck bringt, ist Torquato Tasso (1544-1595). In seinem Hauptwerk "La Gerusalemme liberata" (dt. ‚das befreite Jerusalem‘), das er im Jahr 1575 vollendet aber erst 1581 mit seinem Einverständnis veröffentlicht, ist diese Zerrissenheit zwischen verschiedenen Zeiten und deren Werten besonders präsent. Der junge Tasso, der eben in diesem Übergang zweier Epochen aufwächst und den Konflikt der katholischen Kirche gegenüber ihren Widersachern miterlebt, verarbeitet in seinem christlichen Epos die gegensätzlichen Aspekte seiner Zeit. Die geschichtlich-politische Situation seines Landes transferiert Tasso dabei in die Zeit des ersten Kreuzzuges im Jahr 1099, in dem die Christen unter Goffredo di Buglione die heilige Stadt Jerusalem aus den Händen der Muslime befreien. Inwiefern dies im Zusammenhang mit dem Konflikt seiner eigenen Zeit steht, wird in der vorliegenden Arbeit herausgearbeitet, mit Fokus auf Residuen des Renaissance-Diskurses.