Der tiefgefrorene Tote wird die Kölner Mordkommission um Hauptkommissar Westhoven und sein Team ordentlich beschäftigen. Allein schon die Identifizierung wird schwierig, kann man doch nicht mal genau sagen, wann der Tote wohl auf Eis gelegt wurde. Als eine alte Dame anruft, die glaubt, den Toten
gekannt zu haben, scheint es endlich vorwärts zu gehen. Sie wird jedoch nicht mehr zu ihrer Aussage…mehrDer tiefgefrorene Tote wird die Kölner Mordkommission um Hauptkommissar Westhoven und sein Team ordentlich beschäftigen. Allein schon die Identifizierung wird schwierig, kann man doch nicht mal genau sagen, wann der Tote wohl auf Eis gelegt wurde. Als eine alte Dame anruft, die glaubt, den Toten gekannt zu haben, scheint es endlich vorwärts zu gehen. Sie wird jedoch nicht mehr zu ihrer Aussage kommen, denn auf dem Weg zum Präsidium wird sie das Opfer einer schwarzen BMW-Limousine. Eine Taxifahrerin, die alles beobachtet hat, ist sich sicher: Das war kein Unfall, das war „met Avvsich“.
Wie man spätestens an diesen beiden Worten merkt, hat man es hier mit einem Regionalkrimi zu tun, der mit viel Lokalkolorit glänzt. Der Leser, der sich mit „Kölsch“ schwertut, braucht aber keine Verständnisprobleme zu fürchten. Die Ermittler sprechen sämtlich hochdeutsch und für alle auf Kölsch geäußerten Sätze gibt es unten auf der Seite eine Übersetzung. Ich mochte diese Passagen und finde, dass sie auch einiges über die Menschen aussagen, die sie äußern ;-)
»Ach nä, isch wullt nur ens frore, op se schon jet vun dä duden Frau wesse. Isch fahre ja schon des Öfteren Jäss zom ‚Goldene Kappes‘, ävver die levve all noch.«
Die Charaktere sind so, wie man sie kennt und erwartet – allesamt völlig normale Menschen mit völlig normalen privaten Problemen. Auf diese privaten Dinge wird auch eingegangen, aber nicht in dem Maße, dass sie die Handlung oder die Spannung ausbremsen würden.
Was das wirklich Besondere an diesem Krimi ist, ist sein hoher Grad an Realismus. Das Vorwort des Autors, der selber Polizeibeamter ist, warnt vor:
»Dieser Roman beruht auf Tatsachen. Die Ermittlungen und Vernehmungen orientieren sich an der Wirklichkeit des kriminalpolizeilichen Alltags. … Keine der genannten Personen ist so existent. Namensähnlichkeiten sind daher zufällig. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen Geschehnissen sowie mit lebenden oder verstorbenen Personen ist aber nicht immer rein zufällig. Der Roman soll vor allem ein Kriminalistenroman sein, der sich nah an der kriminalpolizeilichen Wirklichkeit orientiert. Deshalb sind einige Textpassagen bewusst streckenweise protokollartig.«
Bedeutet im Klartext für dieses Buch: Sämtliche Abläufe sind realistisch (was mir auch von einem lieben Mitmenschen, der „vom Fach“ ist, bestätigt wurde), es muss ziemlich viel mühselig und akribisch ermittelt werden, ich konnte keinen Logikfehler entdecken und das Ende ist schlüssig. Aber es kommt zu Textpassagen, bei denen schon mal der Beamtendeutschrauchmelder anfängt, zu piepen…
»Was dann folgte, war die übliche betroffene Routine der Spezialisten des Verkehrsunfallaufnahmeteams. Katrin Oehmchens Personalien wurden aufgenommen, und sie wurde standardmäßig befragt, ob sie etwas gesehen hatte. Für den Beamten war dies ein ganz normaler Unfall mit Fahrerflucht. Während er sich alles notierte, war der andere Polizist schon dabei, die Straße auszumessen und Farbmarkierungen auf die Fahrbahn zu sprühen.
Da der Notarzt zweifelsfrei den Tod von Erna Schmitz festgestellt hatte, durfte die Tote aus hygienischen Gründen nicht in den Rettungswagen gelegt werden. Sie wurde daher mit einer Mehrzweckplane abgedeckt, bis sie schließlich von einem Leichenwagen abgeholt und zur Rechtsmedizin gebracht wurde.
Der aufnehmende Beamte fragte Katrin Oehmchen zum Abschluss noch, ob sie Hilfe bräuchte, was sie aber verneinte, da sie erkannte, dass sie mit ihrer Mordtheorie auf taube Ohren stieß. Stattdessen machte sie sich auf den Weg zum KK 11.«
Der Autor legt viel Wert auf Realismus und lässt seine Ermittler, um das immer mal wieder zu betonen, darüber sinnieren, wie sich ihr Alltag von dem unterscheidet, was man aus dem Fernsehen und vielen Krimis kennt.
Fazit: Ein solider Krimi und super für jeden Leser, der besonderen Wert auf Realismus legt und „protokollartigen“ Passagen – so wie ich – mit einem Schmunzeln begegnen kann.