Der Titel „Trabant“ hat mich zunächst ein wenig in die Irre geführt, denn ich dachte im ersten Moment an das in der DDR gebaute Automodell. Hätte auch gepasst zu einer Geschichte, die sich als Roadtrip ankündigt. Das Auto der Wahl bei der Fahrt durch halb Europa ist dann aber ein alter Opel
Corsa.
Die eigentliche Bedeutung des Titels klärt sich erst, wenn man tiefer in den Roman eintaucht: In…mehrDer Titel „Trabant“ hat mich zunächst ein wenig in die Irre geführt, denn ich dachte im ersten Moment an das in der DDR gebaute Automodell. Hätte auch gepasst zu einer Geschichte, die sich als Roadtrip ankündigt. Das Auto der Wahl bei der Fahrt durch halb Europa ist dann aber ein alter Opel Corsa.
Die eigentliche Bedeutung des Titels klärt sich erst, wenn man tiefer in den Roman eintaucht: In der Astronomie ist ein Trabant ein „kompaktes, natürlich entstandenes astronomisches Objekt, das sich in einer Umlaufbahn um ein anderes, deutlich massereicheres Objekt befindet“, also ein Mond oder ein Satellit. Und der Protagonist, dessen Name passenderweise auch noch Georg HIMMEL lautet und der alles liebt, was mit Raumfahrt und Astronomie zu tun hat, ist genau das: Ein Einzelkind, ängstlich, aber auch eigensinnig und verschroben, dem die Nähe zu seinen Eltern Sicherheit gibt, der seine Eltern umkreist, mal näher, mal ferner, aber dennoch immer in Referenz zu ihnen.
Aufgrund einer fehlgeleiteten SMS macht er sich auf den Weg von der anstehenden Hochzeit seines besten Freundes in Istrien bis nach München zu seinen Eltern. Auf der Fahrt lässt er verschiedene Kindheitserinnerungen Revue passieren. Wirklich rührend sind dabei die Passagen, die von verbindenden Momenten zwischen Vater und Sohn erzählen. Da bekommt der Titel noch eine andere Bedeutung, nämlich die des „Leibwächters“, des „Begleiters“ oder „Weggefährten“.
Sehr plastisch und erzählerisch geschickt ausgestaltet sind die sich in den Erinnerungen immer wieder einschleichenden Misstöne in der Beziehung der Eltern.
Der Spannungsbogen wird bis zuletzt aufrechterhalten (An wen sollte die SMS des Vaters eigentlich gehen und was steckt dahinter?) und am Ende kommt es zu einer verblüffenden, unerwarteten Auflösung.
Mein Fazit: Ein schön erzählter, ungewöhnlicher Blick auf Familie und die besondere Beziehung zu den eigenen Eltern. Manchmal vielleicht ein bisschen zu konstruiert (man merkt, dass der Autor erst am Anfang seiner schriftstellerischen Karriere steht), aber dennoch sehr lesenswert: fast cineastisch erzählte Szenen und lustige, außergewöhnliche Einfälle.
Das Cover entspricht der Seelenlage des jungen Mannes, um den es geht: ein „Himmelsgucker“.