Der Reformarchitektur des frühen 20. Jahrhunderts wurde in den letzten Jahrzehnten wenig Beachtung geschenkt. Sie galt vielen als Vorbote der Blut-und-Boden-Architektur des Dritten Reichs. Eine Revision dieses Bildes ist erforderlich: Diese Studie macht am Beispiel Lübecks deutlich, dass die Reformarchitektur der Jahre bis 1914 nicht mit der zum Teil reaktionär motivierten Heimatschutzarchitektur der späteren Jahrzehnte gleichzusetzen ist. Sie zeigt, wie sich Architekten in den letzten beiden Jahrzehnten des Kaiserreichs zwischen Tradition und Moderne, zwischen dynamischen wirtschaftlichen, technischen und sozialen Entwicklungen und dem Wunsch nach Tradition und Bewahrung bewegten, wie sie Wege fanden, mit den Umbrüchen ihrer Zeit umzugehen, Modernität und Tradition, Altstadt und Neubau zu verbinden. Diese Reformarchitektur ist unter vielen Aspekten ein Vorbote der Moderne. Ihre Maßstäbe und Werte sind heute in Zeiten des Strukturwandels der Innenstädte von aktuellem Interesse.
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