Wer zwischen den Staaten pendelt, pendelt zwischen den Identitäten! In einer ethnographischen Studie untersucht Anett Schmitz die dynamischen Prozesse der Gestaltung transnationaler Lebensentwürfe von jungen, bildungserfolgreichen (Spät-)Aussiedlern, die aus den ehemaligen Sowjetstaaten nach Deutschland migriert sind und aus Bildungs- oder beruflichen Gründen zwischen Deutschland und Russland pendeln. Aus einer transnationalen Perspektive zeichnet sie nach, wie die jungen (Spät-)Aussiedler ihre »multiplen« Identitäten zwischen Herkunfts- und Aufnahmeland entwerfen und welche individuellen Beheimatungsstrategien sie dabei verfolgen, um Bezüge zu beiden Ländern und Kulturräumen herzustellen. Die sozialen Netzwerke, die in solchen transnationalen Bezügen eine wichtige Ressource für die Gestaltung ihrer Lebensentwürfe darstellen, werden mittels der innovativen Netzwerkerhebungsmethode »Venn Maker« analysiert und graphisch dargestellt. Die Studie zeigt, dass die multiple Identität und Beheimatung nicht nur eine beliebige Bezugnahme auf Russland und Deutschland ist und kein Übergangsmodell zur temporären Positionierung und Verortung darstellt, sondern auch eine individuelle, identitätsstiftende Leistung zur Selbstfindung in (zirkulären) Migrationsprozessen.
»Schmitz beschreibt vorbildlich innovative Strategien zur computerunterstützten Netzwerk- und Inhaltsanalyse, welche die Interpretation qualitativ erhobener Daten erleichtern. Sie bietet mit ihrer Studie außerdem eine Fülle von Anhaltspunkten für weitere ethnologische Forschungen, insbesondere auch vor dem Hintergrund dauerhafter Remigrationsbestrebungen.« Sara Reith, Jahrbuch für deutsche und osteuropäische Volkskunde, 55 (2014) »Die gesammelten Erkenntnisse, die in einer klaren und verständlichen Sprache dargelegt werden, machen das Buch zu einer aufschlussreichen und lohnenswerten Lektüre.« Olga Frik, www.socialnet.de, 24.04.2014