Die mittelalterlichen Bergkristallgefäße aus den islamischen Reichen der Abbasiden und Fatimiden sind herausragende Meisterwerke ihrer Epoche, einzig vergleichbar mit den Steinschneidearbeiten der römischen Kaiserzeit. Die Forschung betrachtete die Objektgruppe bislang weitgehend pauschal als Produkt der fatimidischen Kunst. Marcus Pilz hinterfragt diese mehr als 100 Jahre alte Zuschreibung kritisch und differenziert das erhaltene Material in einer vergleichenden ikonografischen und technischen Studie. Im Ergebnis stellt sich der Bergkristallschnitt nicht mehr als isoliertes Phänomen der islamischen Kunst des Mittelalters dar, sondern erweist sich als Teil einer dichten technischen Überlieferungstradition, die über das byzantinische und das sasanidische Reich bis in die Antike zurückreicht. Zugleich wird der Weg der Bergkristallobjekte von ihrer Entstehung in der islamischen Welt bis in die europäischen Kirchenschätze nachgezeichnet, in denen sie vielfach bis heute verwahrt werden.
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