Transsexualität und Feminismus - ein Beitrag zu einer brisanten und notwendigen Debatte. Mit diesem Sammelband wollen die beiden Herausgeberinnen aufklären. Aufklären über den Unterschied zwischen einem schwerwiegenden, psychisches Leiden erzeugenden Konflikt aufgrund der tiefen Überzeugung, im falschen Körper zu leben, und dem aktuellen Trend, bereits Geschlechterrollenirritation für »Transsexualismus« zu halten. Die Herausgeberinnen begrüßen den seit 40 Jahren möglichen rechtlichen und medizinischen Beistand bei diagnostizierter »Geschlechterdysphorie« - aber sie melden humanitäre und politische Bedenken an zu dem aktuellen Trend, bereits bei einer Rollenirritation zu schnell mit schwerwiegenden Hormonbehandlungen und Operationen zu reagieren. Nicht zufällig hat sich die Richtung der »Transition« (früher mehrheitlich vom Mann zur Frau) in den letzten Jahrzehnten statistisch umgekehrt, was unübersehbar damit zu tun hat, die Erwartungen an die einengende Frauenrolle nicht erfüllen zu können. Statt die Mädchen zu ermuntern, aus dem starren Rollenkorsett auszubrechen, wird der biologische »sex« der Genderrolle angepasst. In Alice Schwarzers und Chantal Louis' Sammelband melden sich Psychiaterinnen, Therapeuten, Pädagoginnen und Eltern jugendlicher Betroffener zu Wort, vor allem aber Betroffene selbst: Frauen, die Männer geworden sind, Männer, die Frauen geworden sind. Manche sind dabeigeblieben, andere haben »detransitioniert«.
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Rezensent Patrick Bahners liest den von Alice Schwarzer und Chantal Louis herausgegebenen Band als Streitschrift und Debattenbuch. Wie Schwarzer und ihre "Emma"-Kollegin Louis dem Transaktivismus begegnen, scheint ihm zwar angreifbar als Rückfall in den "anti-feministischen Naturalismus". Doch die klassische ideologiekritische Argumentation der Autorinnen ist laut Bahners dagegen gewappnet. Bahners lernt: Die Kritik am "Sein-Sollen" gehört zu den Prämissen des Feminismus, und das Gebot der Tatsachenerkenntnis in Sachen biologisches Geschlecht muss der Befreiung vorausgehen.
© Perlentaucher Medien GmbH
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Rezensentin Susanne Billig hält nichts von diesem Buch. Undifferenziert und unsympathisch findet sie, wie sich Alice Schwarzer hier mit eigenen Texten und Beiträgen von ExpertInnen in die Debatte zur Transsexualität einschaltet. Eine Radikalisierung der Szene kann Billig nicht erkennen, vielmehr bauschten Schwarzer und ihre Mitstreiterinnen im Boulevardstil Einzelfälle auf, meint die Rezensentin, die auch den angeführten Fakten und Studien nicht trauen mag, ohne sie jedoch konkret zu widerlegen. Für Billig ist das Buch reine "Stimmungsmache".
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