Studienarbeit aus dem Jahr 2010 im Fachbereich Germanistik - Komparatistik, Vergleichende Literaturwissenschaft, Note: 1,0, Freie Universität Berlin (Institut für Religionswissenschaft), Veranstaltung: „Wie hast du`s mit der Religion?“ Eine religionswissenschaftliche Anfrage an die deutschsprachige Psychiatrie, Sprache: Deutsch, Abstract: Einleitung "[…] I could have written it myself had I been there. The letter shows so clearly the state of mind of a person who cannot for a moment think for herself. Sweet Annie was an innocent, who never gained back the ability to reason, who, over the seven years of her involvement, like me, could only deny reality and idealize the person who demanded, then took, her life." Zwanzig Jahre nach dem Massen(selbst)mord der neureligiösen Gruppierung Peoples Temple um Pfarrer Jim Jones veröffentlicht Deborah Layton, jahrelanges Mitglied der Gemeinschaft, ihre Autobiographie. Sie ermöglicht der Welt damit nicht nur einen detaillierten Einblick in den Auf- wie Abstieg des Volkstempels, sondern präsentiert mit Seductive Poison quasi ihre eigene, selbstständige Traumatherapie. Gemeint ist damit, dass sie durch die Verschriftlichung ihres Lebens sich gleichsam gezwungen sieht, dieses aufzuarbeiten, um es überhaupt in Worte fassen zu können. Ihr „arduous project“ zwang sie „to go deeper into the darkness than [she] thought [she] could” , ebenso wie es sie zwang, sich mit den Dämonen ihrer Alpträume auseinanderzusetzen. Sie selbst bezeichnet diese Aufgabe, d.h. in die Schatten ihrer Vergangenheit abzusteigen , als zeitweise nahezu „overwhelming.“ Denn „tormenting shame and guilt“ hatte sie über Jahre hinweg zum Schweigen gebracht. Woher die Schuld? Woher kommt die Scham? Und wieso empfindet die Autorin den Prozess des Schreibens als so überwältigend und abgrundtief? Die Antwort auf diese Fragen liegt in einer Auseinandersetzung mit dem Thema des Traumas, d.h. mit Traumatisierung und ihren Folgeerscheinungen, begründet: Laytons Biographie zeugt nicht nur inhaltlich, sondern auch sprachlich, ja sogar in ihrer Struktur von stark traumatisierenden Erfahrungen, die die Autorin, sei es am eigenen Leib als auch als Zeugin erlebt hat. Die vorliegende Arbeit wird sich im Folgenden also mit dem Begriff des Traumas sowie dem aktuellen Stand der Traumaforschung befassen. Darüber hinaus gilt es, Deborah Laytons Biographie inhaltlich, sprachlich und strukturell nach Merkmalen von Traumatisierung zu untersuchen, wobei darauf geachtet werden soll, ob sich, sozusagen Trauma-bedingt, womöglich eine ganz spezifische Poetik herauskristallisiert.