Bachelorarbeit aus dem Jahr 2006 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2, Eötvös Loránd Tudományegytem, Sprache: Deutsch, Abstract: In jeder Epoche beschäftiget sich die Literatur mit dem Phänomen Traum und jedes Zeitalter hatte es im Geflecht seiner kulturellen Deutungsentwürfe eingefügt und entsprechend bewertet. In der Antike verstand man den Traum als ein Medium, durch das göttliche Botschaften zu empfangen seien. So gehörte der Traum zunächst dem metaphysischen Bereich an und diese Auffassung reichte bis in die Neuzeit hinein. Eine Änderung tritt in der Zeit der Aufklärung ein, da sich um diese Zeit auch eine radikal andere erkenntnistheoretische Sichtweise durchsetzt. „Der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit“ bedeutet auch, dass der Mensch nicht mehr unter den Einfluss höherer Mächte steht. So muss sich auch, der frühere bis in diese Zeit andauernde, Haltung gegenüber dem Traum ändern. Für die Auffassung der Aufklärung, das die Vernunft als höchstes Gut des Menschen ansieht und nur rein rational gestützte wissenschaftliche Systeme zulässt, bleibt für den Traum vorerst nichts anderes übrig als Ausgrenzung und Abwertung. Die Überzeugung der Antike, dass Träume als ein Vermittler zwischen Göttern und Menschen fungieren, wird einfach als ein Aberglaube abgetan. Doch an die Stelle der früheren von der Antike vertretenen Anschauung tritt vorerst keine neue Sichtweise, so bricht wie Stefan Niessen bemerkt hat, „über die Träume endgültig die Nacht herein.“ . Kant, einer der größten Philosophen der Spätaufklärung, erklärt den Traum ebenfalls als ein Gebiet dass wissenschaftlich nicht beobachtbar sei. Erst in der Romantik findet man neue Ansätze zum Traum. Bis der Traum während der gesamten Epoche der Aufklärung verdrängt wurde, erfährt er in der Zeit der Romantik seine erste Blütezeit. Traumerzählungen entstehen in denen der Traum nicht mehr als ein reines Stimmungselement im Werk fungiert. Schon in der Romantik wird die Frage der Narration mit Fragen der Traumlogik verbunden. Diese Auffassung wird dann um die Jahrhundertwende unter anderem durch Siegmund Freud wieder aufgeworfen und weitergeführt. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickeln sich dann mehrere Traumtheorien (unter anderem die von Karl Albert Scherner und Johannes Volkelt), doch erst Freud gelingt es den Traum durch die Psychoanalyse in ein wissenschaftliches System einzubringen, und ihn methodisch zu untersuchen . Dieser Arbeit liegt als zentraler Text das Werk Der Tod Georgs von Richard Beer-Hofmann zugrunde, das genau 1900 veröffentlicht wurde und in dem eine ausgedehnte Traumbeschreibung zu finden ist. Der Diplomarbeit ging die Fragestellung voraus, was für eine Rolle im genannten Werk der Traumtext haben kann. Die später formulierte These ist auf diese Fragestellung zurückzuführen, und auch alle anderen Fragen die an den Text gestellt werden wuchsen aus dieser ersten Frage heraus. So zum Beispiel, zu welchem Stilbegriff das Werk am ehesten einzureihen ist. Auch der strukturelle Aspekte wird hinterfragt; aus welchem Grund gibt es im Werk Textteile die wiederholt werden, wer ist überhaupt der Erzähler, und womit ist der Titel des Werkes zu erklären. Bei der Frage um den Aufbau und um die Struktur des Werkes drängt sich die Frage auf, warum das Werk gerade als ein Prosatext verfasst wurde.