Thomas Bernhard im oberbayrischen Traunstein: das ist eine Leidensgeschichte, die wir vor allem aus der Erzählung Ein Kind kennen. Der minderjährige Fremde, der von den Einheimischen verspottet, gequält, drangsaliert wird und dem nur die Flucht ins seinerzeit »heimgeholte« Salzburg bleibt. Ein Unternehmen, das, naturgemäß, ganz nach Bernhard'schem Muster, nur in der Katastrophe enden konnte. Aber wer hat je die Geschichte der Einheimischen, der Daheimgebliebenen, der Zurückgelassenen aufgeschrieben? Wie kommen die mit dem fremdem Kind zurecht? Wie haben sie, die Traunsteiner, die Zeit der am Himmel aufziehenden bleischweren Gewitterwolken großmächtigster Welterschütterungen gemeistert? Hier blitzt die andere Seite der Medaille auf. Die Geschichte derer, die sich nicht auf einem Steyr-Waffenradl, den Auberg hinunter aus dem verhassten Traunstein rasend, in die (ebenso verhasste) Heimat Österreich absetzen konnten. Ohne Trost durch die mitleidlose Sprache, die sie, von Thomas Bernhard einmal aufgepfropft, nie mehr losgeworden sind, mit der sie, ob sie wollen oder nicht, umgehen müssen, bis auf den heutigen Tag.
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