In seinem neuesten Buch über die Mafia „Treue“ gewährt uns Roberto Saviano, einer der besten Kenner der Mafia einen Blick auf ein wenig beachtetes Thema: auf deren Frauen. Dabei meint er nicht nur die Ehefrauen, sondern auch Mütter, Töchter und Geliebte. Allerdings enthält dieses Buch zwar zwölf
Geschichten über zwölf Frauen und deren Schicksale, ist aber kein Buch über Frauen als Patinnen, auch…mehrIn seinem neuesten Buch über die Mafia „Treue“ gewährt uns Roberto Saviano, einer der besten Kenner der Mafia einen Blick auf ein wenig beachtetes Thema: auf deren Frauen. Dabei meint er nicht nur die Ehefrauen, sondern auch Mütter, Töchter und Geliebte. Allerdings enthält dieses Buch zwar zwölf Geschichten über zwölf Frauen und deren Schicksale, ist aber kein Buch über Frauen als Patinnen, auch wenn das eine oder andere Mal eine Frau für eine kurze Zeitspanne, wenn der eigentliche Clanchef verhindert ist, die Zügel in der Hand hält.
Saviano schreibt über extremes Patriarchat, in dem Frauen keine Rechte sondern nur Pflichten haben, wie zum Beispiel möglichst viele Söhne zu gebären. Und es geht immer um Ehre und Treue. Daher, so der logische Schluss, verdient ein Homosexueller keinen Respekt und kann kein Anführer sein.
Saviano führt stellvertretend für die vielen Frauen, die dem extremen Ehrencodex der Mafia unterworfen einige plakative Beispiel an.
Schon der Einstieg ist fesselnd: Lou, ein notorischer Spieler, setzt seine Ehefrau als Spieleinsatz, verzockt sich (natürlich) und muss die Wettschuld einlösen, also seine Frau, nicht er. Die kontaktiert nach dieser gewalttätigen Nacht ihren Bruder. Das Urteil ist schnell gefällt: Lou ist unzuverlässig, wenn einer seiner eigene Ehefrau verkauft, verkauft er das nächste Mal geschäftliche Interna, also muss der gleich mehrfach treulose Lou weg.
Hier geht es nicht um die Ehre der Frau, sondern um die pure Ehre, um die Eier, um Respekt und um die Macht.
Da ist z. B. Vincenzina Marchese, deren erzwungene Heirat mit einem Vertreter aus einer rivalisierenden Mafiafamilie, den Frieden besiegeln soll. Nun ähnlich dynastisches Denken kennt man aus dem Adel. Berühmtes Beispiel ist die Hochzeit von Napoleon mit Marie Louise, der Tochter des unterlegenen Kaisers von Österreich, die den Freiden sichern soll. Vincenzina wird sich nach mehreren Fehlgeburten erhängen, weil sie ihrem ureigensten Zweck, gesunde Söhne zu gebären, nicht entsprechen kann.
Man kann das Leben der Frauen ganz einfach zusammenfassen:
„Ob Ehefrau, Tochter, Schwester, Geliebte, Freundin, Verwandt: Es gibt keine weibliche Existenz, die nicht von einem Mann abhängt und nicht in einer Beziehung zu einem Mann steht. Solange diese Beziehung besteht - in der Zeit, in der die Frau die Kingheit hinter sich lässt und als erwachsenes Wesen angesehen wird -, besteht die konkrete Gefahr, dass sie zur Beute eines unerwünschten Mannes wird.“ (S. 108)
Manchmal begibt sich eine Ehefrau und Mutter in die Höhle des Löwen, wie Teresa Managò, die nachdem ihr Ehemann ermordet worden ist, sich unter den den Schutz des Mörders stellt, um ihre Kinder zu schützen. Hilft das?
Andere wie Anna Carino, übernehmen interimistisch die Familiengeschäfte, während ihre Männer in Haft sind. Allerdings gibt es dann auch jene, die dann auspacken, wenn sie von der heimlichen Geliebten erfahren.
Roberto Saviano ist einer, der wohl am besten über die Mafia Bescheid weiß. Mit seinem Buch über den ermordeten Richter und Mafiajäger Giovanni Falcone (1939-1992) hat er weltweites Aufsehen erregt. Der Preis, den er dafür bezahlen muss, ist gewaltig. Seit Jahren lebt er unter Polizeischutz.
Fazit:
Gerne gebe ich diesem mutigen Buch, das uns Einblicke in weibliche Schicksale der männlich dominierten Welt der Mafia gibt, 5 Sterne-