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"Triest ist eine Abstellkammer der Zeit, jenes großen Trödlers, unter dessen Händen die Lorbeerkränze zu dürrem Laub werden und der Ruhm zu Plunder", schreibt Claudio Magris, einer der profundesten Kenner Triests. In seinen Büchern hat er uns mehrfach über den Corso Italia und die Piazza de l'Unità d'Italia begleitet und uns die Grandezza, aber auch die dunklen Seiten der Stadt erschlossen. Doch Triest hat sehr viel mehr. Das weiß auch sein Kollege Mauro Covacich, eine der jüngeren Stimmen der italienischen Literatur. In seinem Buch "Triest verkehrt" macht er sich auf, seine Heimatstadt in fünfzehn Spaziergängen kreuz und quer und bis zu ihren Ausläufern zu durchmessen. Natürlich begegnen ihm dabei die Herren Svevo und Joyce, die Literaten aus dem Caffè San Marco und die rastlose Kaiserin Sisi, die mit ihrer Entourage im Schloss Miramare abzusteigen pflegte. Im früheren Krankenhaus San Giovanni entdeckt Covacich die Spuren Franco Basaglias und seiner Ideen von einer Reform der Psychiatrie. "Phantasie an die Macht" hatte eine der damaligen Parolen gelautet: Sie wird zum heimlichen Motto des Bandes. Mit lässiger Erfindungsgabe und dem Witz des augenzwinkernden Autors ist Mauro Covacich unterwegs, um ein bislang weniger bekanntes Lebensgefühl zu orten: eine Vitalität nach Art des easy-going, wie man es aus Kalifornien kennt. Entsprechend beschwingt ist auch sein Ton. Er kehrt in Cosimos Vinothek ein, um die Menschen bei einem Spritz und einem Happen Mortadella zu belauschen, er landet im Karst, wo die Bora übers Land jagt und seine Gedanken auf den Kopf stellt, und findet sich schließlich auf den Strandpromenaden und am Meer wieder und vor der Weite des Horizonts. "Triest verkehrt" eben: hoch an der Zeit, sich den Blick auch mal verrücken zu lassen. Mauro Covacich schaut einem lächelnd zu: Ziel erreicht.
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"Triest verkehrt - Fünfzehn Spaziergänge in der Stadt des Windes" von Mauro Covacich. Wagenbach Verlag, Berlin, 2012. 138 Seiten. Broschiert, 10,90 Euro.
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