Die Idee der sympathischen, lebensklugen Denise von Schoenecker sucht ihresgleichen. Sophienlust wurde gegründet, das Kinderheim der glücklichen Waisenkinder. Denise formt mit glücklicher Hand aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt. Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren. In Sophienlust herrschte fröhliche Wochenendstimmung. Die Kinder hatten ihren schulfreien Samstag und waren demzufolge ganz besonders ausgelassen. Selbst die kleine sechsjährige Trixi, die sonst immer so still war, beteiligte sich an den Spielen der Kinder, und Dominik von Wellentin-Schoenecker war schon am frühen Morgen von Schoeneich herübergekommen. »Na, heute kannst du ja wieder lachen«, sagte er zufrieden zu Trixi. »Heute kommt ja auch Viola«, erwiderte die Kleine. In ihrer Stimme schwang ein sehnsuchtsvoller Ton. Das unbeschreiblich ausdrucksvolle zarte Kindergesicht hatte sich gerötet, die hellgrauen Augen strahlten. Alle mochten Trixi, die nun schon fünf Wochen in Sophienlust weilte. Sie hatte den Kindern in dieser Zeit jedoch schon viel Stoff zum Nachdenken gegeben, ebenso den Erwachsenen. Denn ein Geheimnis umgab dieses Kind. Auch heute dachte Denise von Schoenecker darüber nach, wie eine junge, schöne und erfolgreiche Frau wie die Rechtsanwältin Viola von Dueren wohl auf den Gedanken gekommen sein mochte, ein fremdes Kind aus einem städtischen Waisenhaus zu nehmen, um es auf ihre Kosten in Sophienlust unterzubringen. Viola von Dueren hatte sich über den Grund nicht geäußert. Sie hatte ihnen dieses Kind mit mütterlicher Wärme anvertraut, und sie rief fast täglich an, um sich nach Trixis Befinden zu erkundigen. Außerdem kam sie jedes Wochenende, um Trixi zu besuchen. Denise hatte sich schon manchmal gefragt, ob es nicht ihr eigenes Kind sei, das sie aus einem unerfindlichen Grund hatte weggeben müssen, doch vieles sprach dagegen. So vor allem der Geburtsschein, der auf den Namen Beatrix Schüner lautete und demzufolge Trixi ein unehelich geborenes Kind war. Vielleicht war Trixis Mutter eine Freundin von Viola von Dueren gewesen oder eine Verwandte. Aber offen blieb die Frage, warum Viola, die doch so an diesem Kind interessiert war, es nicht ganz zu sich genommen, sondern es in Sophienlust untergebracht hatte.
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