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Albert Schweitzer war eine Kultfigur, ein ethischer Popstar der jungen Bundesrepublik. Tausende Schulkinder schrieben Briefe an den »Urwalddoktor«, hunderte Straßen wurden nach ihm benannt. Sein legendäres Spital »Lambarene« in Afrika avancierte zum symbolisch aufgeladenen Ort eines Heilungsgeschehens. Exemplarisch zeigt sich gerade am Mythos von »Lambarene« eine Suche nach der Bewältigung untilgbarer Schuld, entstanden durch die Shoah. Caroline Fetscher beleuchtet diesen zentralen Aspekt der Großgruppenpsyche der Bundesdeutschen nach 1945 (Teil I). Im Kontrast dazu erkundet die Autorin das…mehr
Albert Schweitzer war eine Kultfigur, ein ethischer Popstar der jungen Bundesrepublik. Tausende Schulkinder schrieben Briefe an den »Urwalddoktor«, hunderte Straßen wurden nach ihm benannt. Sein legendäres Spital »Lambarene« in Afrika avancierte zum symbolisch aufgeladenen Ort eines Heilungsgeschehens. Exemplarisch zeigt sich gerade am Mythos von »Lambarene« eine Suche nach der Bewältigung untilgbarer Schuld, entstanden durch die Shoah. Caroline Fetscher beleuchtet diesen zentralen Aspekt der Großgruppenpsyche der Bundesdeutschen nach 1945 (Teil I). Im Kontrast dazu erkundet die Autorin das reale, zeithistorische Lambaréné in Äquatorialafrika (Teil II). Erst die postkoloniale Perspektive offenbart vollends die Kluft zwischen Fiktion und Faktizität. Deutlich wird die enorme Dynamik der Projektionen auf ein imaginäres Afrika.
Teil I: Das fiktive Lambarene Prolog »Wir sind Deutsche und kein Kolonial-Volk« 1949: Drei Festakte, drei Kontinente Einleitung Albert Schweitzer, Lambarene und die Deutschen nach 1945: Genese und Gebrauch einer kollektiven Erzählung Biografisches Das Phänomen Eine »absolute Person der Zeitgeschichte« Rezeptionsreste und Neuansätze Quellenfülle, Rezeptionsdaten, Namenspate »Ein guter Arzt« für die Deutschen Lambarene als »Sehnsuchtsort« Im Land der mentalen Trümmer Material und Methode Frühe Kritik Studienaufbau 1 Transatlantische Allianzen Albert Schweitzer auf dem Goethe-Festival in Aspen/Colorado, 1949 Gesucht: Ein guter Deutscher Pläne für das Aspener Goethe-Bicentennial Gefeiert: »A good German« Von Afrika nach Aspen Schweitzers Ankunft in den amerikanischen Medien Helene Schweitzers Rolle Aspens Schweitzer und Schweitzers Goethe Schweitzers Goethe-Rede Dunkle Mächte, dämonische Menschen Ikonografie einer Tafelrunde 2 Kolonisierte Deutsche Ressentiments und Dilemmata im ethischen Notstandsgebiet Schicksalsuhr und Stunde Null Deutsche Dilemmata Trizonesier: Drangsalierte Eingeborene Der Fragebogen, 1951 Alltag in Abwehr Leiden am eigenen Los: Draußen vor der Tür (Re-)Agieren nach 1945 Instanzenlücke und Remoralisierung 3 »Ein Goethemensch feiert Goethe« Von Afrika über Aspen nach Deutschland 1949: Eine Parallelaktion Weimar, Schweitzer und Lambarene nach 1949 Die Spur des Aspener Schweitzer wird manifester »Wallfahrt zu Goethe« Goethe-Rekonstruktion mit und an Schweitzer: Stationen einer Parallelaktion Goethe und Schweitzer als Aufbauhelfer Von Lambarene nach Weimar Goethe und Schweitzer in Frankfurt am Main, 1949 Schweitzers Selbstparallelisierung mit Goethe Die Vaterlücke 4.1 Westdeutschlands tropischer Arztroman Etappen metaphorischer Transformation des Narrativs »Lambarene« beim erwachsenen Publikum nach 1945 Anrufung des großen Doktors Lambarene wird neu erfunden Rückkehr aus dem Urwald Der im »Dritten Reich« vermeintlich verbotene Denker Lambarene als Hintergrund-Szenario Hagiografie und Deutungshoheit Auf dem Weg zur wirkmächtigen Überhöhung Frühe Lambarene-Zeitzeugen Der Urwalddoktor von Lambarene, 1947 Das Spital im Urwald, 1948 Amerikanische Pilger beim Dschungel-Heiligen, 1948 Albert Schweitzer als Mensch und als Denker, 1949 Rudolf Grabs und Emil Lind: Publizistische Wegbereiter Menschenfreund in Lambarene, 1950 4.2 »Ziele eines edlen Menschentums« Von Bildbänden bis Massenpresse: Das populäre »Lambarene« der 1950er Jahre konstituiert sich »Psychologisch schwer leidendes Gebiet«: Schweitzer und der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, 1951 Der »Menschenfreund«: Albert Schweitzer und Du, 1954/55 Hybride Bilderwelten in der bundesdeutschen Massenpresse, 1954/55 Das Genie der Menschlichkeit »baut Lambarene«, 1955–1957 1960 »entwächst dem Urwaldchaos eine Ordnungswelt« 4.3 Lambarene – reloaded and decoded Unterwegs in semantischen Kammern der Nachkriegs-Tropen: Ein Deutungskatalog als Schlüsselbund zur Lambarene-Symptomatik Das Lambarene-Narrativ: Leitmotive und Kernmerkmale Ein politisierter, allerdings zu frommer Urwalddoktor: Der DDR-Schweitzer Eine neue und politische Arzt-Ikone in den Tropen: Che Guevara 4.4 »Kleine Mulatten mit weißen Seelen« Eine wohltägige Initiative der Nachkriegsjahre: Das »Dr. Albert Schweitzer-Kinderheim« in Wermelskirchen 5.1 »Jedes Lebewesen sucht bei Ihnen im Urwald Schutz« Ein moralisches Angebot: Kinder und Jugendliche schreiben an Albert Schweitzer in Lambarene Kinder- und Jugendbriefe als Quellen Archivfunde Publizierte Kinderbriefe Jugend ohne Jugend Schweitzer als Namenspate von Schulen Imaginierte Reziprozität, erhoffte Erlösung Lehrer und Schulen in den Nachkriegsjahren Bedrohliche Eltern und Dilemmata der Nachkriegskinder 5.2 Der »Oganga« Albert Schweitzer und »Lambarene« als Stoff für junge Nachkriegsleser Eine Vorgeschichte: »Wir feiern in Afrika den Geburtstag des Führers« »Afrika« im deutschen Kinder- und Jugendbuch Ein Pelikan macht Karriere Ein Hamburger Junge im Urwald, 1952 Entlastende Autorität: Der weiße Oganga, 1954 Mütterlicher Vater der Waisen, 1954 Ein Mann der guten Tat und Herr Ojembo, 1955 An den Ufern des Ogowe mit dem Ojembo der DDR, 1956 Kompensatorische Subtexte der Kinder- und Jugendbücher Lambarene und Serengeti: Die Causa Grzimek 5.3 Georges Oyémbo Facetten einer afrikanischen Biografie hinter der Fiktion des »Ojembo aus Lambarene« Schweitzers Ojembo, der Urwaldschulmeister »Ojembo« lebt fiktiv weiter »Ojembo« und Oyémbo Le Maître Oyémbo Teil II: Das zeithistorische Lambaréné 6.1 Robert Hamill Nassau Lambaréné, Insel im Strom des Kolonialismus: Zur Geschichte eines »geschichtslosen« Ortes in Äquatorialafrika, 1874–1899 Im tropischen Niemandsland Eine Kleinstadt im Regenwald Gründung einer Missionsstation Nassaus Gabun Nguva und das gefährliche Theater am Fluss Lambaréné im Wandel Von Amerikas Ostküste an den Ogowe Adolinanongo, Anhöhe vor der Insel Lambaréné Frankreichs Interesse an Gabun erwacht »Ära Kângwe« Die erste Missionsstation am Ogowe Frühgeschichte der Kolonisierung Gabuns Doppelcharakter der Mission Aus Kângwe wird Andende De Brazza erneut auf dem Ogowe Alleinerzieher am Äquator Eine tropische Patchworkfamilie 1885: Reverend Good übernimmt Kângwe Ende der amerikanischen Missionen am Ogowe Pariser Emissäre inspizieren den Ogowe Aufstände am Ogowe Der Skandal um Nassau und Anyentyuwe 6.2 Félix Ombagho Lambaréné, Insel im Strom des Kolonialismus: Zur Geschichte eines »geschichtslosen« Ortes in Äquatorialafrika, 1892–1917 Variationen einer Eingebung 1915: Ehrfurcht vor dem Leben Die Französisierung von Lambaréné Félix Ombagho aus Igenja Ein französischer Lehrer: Charles Bonzon Eine Korrespondenz Lambaréné–Paris: Élie Allégret und André Gide Die Pariser Missionsgesellschaft Allégrets und Teisserès reisen mit Ombagho durch die Region »La crise douloureuse« Ombaghos Blick auf die Expedition von Allégret und Teisserès Missionsschulen und Kolonialapparat Briefe aus »Französisch-Kongo« Als Internatsschüler in der Schweiz Auslöschung der Familie Lantz und Schweitzers Ruf in die Tropen Im Dschungel revolutionärer Utopie: Maurice Robert Ombagho im Elsass und in Paris »Wäre ich weiß, würde man so nicht mit mir umgehen« Zeitenwende am Ogowe Ombagho verlässt die Region, »Le docteur« landet in Lambaréné Vom Missionar zum Ethnologen: Maurice Leenhardt Ombaghos späte Karriere Die memorierte Landkarte als soziale Matrix 7.1 Albert Schweitzers Afrika Der Weg des Urwalddoktors nach Lambaréné: Anmerkungen zur zeithistorischen Realität von Tat und Ort »Ich kann das Wort Congo nicht mehr hören, ohne zu erzittern« Antichambrieren in der Pariser Mission 1913–1917: Schweitzers erste Jahre vor Ort »Die armen Neger vor den weißen Raubtieren schützen« Administrative Ordnung im Dschungel Interimsphase und zweite Ausreise Ab 1924: Zweite Lambaréné-Phase und Helferkolonnen im Halbdunkel Das Hospital von Lambaréné im kolonialen Kontext Tiere im Urwald-Waisenhaus Adenauer, Apartheid und Schweitzer 7.2 Lambaréné und der Zweite Weltkrieg Jüdische und politisch verfolgte Hospitalmitarbeiter, Charles de Gaulles »bataille de Lambaréné« und Albert Schweitzer zwischen den Fronten Schweitzers Schweigen Helene Schweitzer Victor Nessmann Ladislas Goldschmid Rösli Näf und Emma Ott Roger Le Forestier Heinz Eduard Barrasch Anna Wildikann Richard Friedmann Warum schwieg Schweitzer? Der Zweite Weltkrieg in Lambaréné »Wie im Frieden lebend«: Das befreite Gabun 1940: »Ich beschliesse, den Operationstisch kugelsicher zu machen« 1941: »Wie viel Trost hat mir dieser Spruch gebracht!« 1942: »Viel Bach auswendig gelernt« 1943/44: »Welche Freude, das Spital wieder zu leiten« 1945: Stunde Null in Lambaréné 7.3 Afrikas Albert Schweitzer Afrikanische Rezeption, eine Feldforschung in Lambaréné und »La danse de Gaulle« Spurensuche in Gabun Feldinterviews in Lambaréné Schweitzer als magischer Elefant Joseph N’Dolo und der Aufstand für Bildung Porträts, Parallelzauber und das Schweitzer-Museum von Lambaréné »La danse de Gaulle« in Lambaréné 8 Die Kernfrage Der Friedensnobelpreisträger konfrontiert die Atommächte – und verblasst Oslo, 1954: Schweitzers Worte zu Krieg, Frieden und Vertreibung Nachbeben von Oslo Atomfrage und aufkeimende Kritik Schweitzer wird im Radio aktiv Adenauer in Sorge Lautloser Abschied Schweitzers Ende und ein Objekt am Himmel Epilog Albert Schweitzer und Lambarene: Ein Palimpsest der bundesdeutschen Nachkriegsgesellschaft Der alte Mann und die Mehrheit Plädoyer für ein Verfahren der Defragmentierung Paradebeispiel moderner Mythenbildung Heinz Rühmann als Missionar in Zentralafrika Moralische Referenzgröße Anhang Literatur Archive Abbildungen Dank
Teil I: Das fiktive LambareneProlog»Wir sind Deutsche und kein Kolonial-Volk«1949: Drei Festakte, drei KontinenteEinleitungAlbert Schweitzer, Lambarene und die Deutschen nach 1945: Genese und Gebrauch einer kollektiven ErzählungBiografischesDas PhänomenEine »absolute Person der Zeitgeschichte«Rezeptionsreste und NeuansätzeQuellenfülle, Rezeptionsdaten, Namenspate»Ein guter Arzt« für die DeutschenLambarene als »Sehnsuchtsort«Im Land der mentalen TrümmerMaterial und MethodeFrühe KritikStudienaufbau1 Transatlantische AllianzenAlbert Schweitzer auf dem Goethe-Festival in Aspen/Colorado, 1949Gesucht: Ein guter DeutscherPläne für das Aspener Goethe-BicentennialGefeiert: »A good German«Von Afrika nach AspenSchweitzers Ankunft in den amerikanischen MedienHelene Schweitzers RolleAspens Schweitzer und Schweitzers GoetheSchweitzers Goethe-RedeDunkle Mächte, dämonische MenschenIkonografie einer Tafelrunde2 Kolonisierte DeutscheRessentiments und Dilemmata im ethischen NotstandsgebietSchicksalsuhr und Stunde NullDeutsche DilemmataTrizonesier: Drangsalierte EingeboreneDer Fragebogen, 1951Alltag in AbwehrLeiden am eigenen Los: Draußen vor der Tür(Re-)Agieren nach 1945Instanzenlücke und Remoralisierung3 »Ein Goethemensch feiert Goethe«Von Afrika über Aspen nach Deutschland 1949: Eine ParallelaktionWeimar, Schweitzer und Lambarene nach 1949Die Spur des Aspener Schweitzer wird manifester»Wallfahrt zu Goethe«Goethe-Rekonstruktion mit und an Schweitzer: Stationen einer ParallelaktionGoethe und Schweitzer als AufbauhelferVon Lambarene nach WeimarGoethe und Schweitzer in Frankfurt am Main, 1949Schweitzers Selbstparallelisierung mit GoetheDie Vaterlücke4.1 Westdeutschlands tropischer ArztromanEtappen metaphorischer Transformation des Narrativs »Lambarene« beim erwachsenen Publikum nach 1945Anrufung des großen DoktorsLambarene wird neu erfundenRückkehr aus dem UrwaldDer im »Dritten Reich« vermeintlich verbotene DenkerLambarene als Hintergrund-SzenarioHagiografie und DeutungshoheitAuf dem Weg zur wirkmächtigen ÜberhöhungFrühe Lambarene-ZeitzeugenDer Urwalddoktor von Lambarene, 1947Das Spital im Urwald, 1948Amerikanische Pilger beim Dschungel-Heiligen, 1948Albert Schweitzer als Mensch und als Denker, 1949Rudolf Grabs und Emil Lind: Publizistische WegbereiterMenschenfreund in Lambarene, 19504.2 »Ziele eines edlen Menschentums«Von Bildbänden bis Massenpresse: Das populäre »Lambarene« der 1950er Jahre konstituiert sich»Psychologisch schwer leidendes Gebiet«: Schweitzer und der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, 1951Der »Menschenfreund«: Albert Schweitzer und Du, 1954/55Hybride Bilderwelten in der bundesdeutschen Massenpresse, 1954/55Das Genie der Menschlichkeit »baut Lambarene«, 1955-19571960 »entwächst dem Urwaldchaos eine Ordnungswelt«4.3 Lambarene - reloaded and decodedUnterwegs in semantischen Kammern der Nachkriegs-Tropen: Ein Deutungskatalog als Schlüsselbund zur Lambarene-SymptomatikDas Lambarene-Narrativ: Leitmotive und KernmerkmaleEin politisierter, allerdings zu frommer Urwalddoktor: Der DDR-SchweitzerEine neue und politische Arzt-Ikone in den Tropen: Che Guevara4.4 »Kleine Mulatten mit weißen Seelen«Eine wohltägige Initiative der Nachkriegsjahre: Das »Dr. Albert Schweitzer-Kinderheim« in Wermelskirchen5.1 »Jedes Lebewesen sucht bei Ihnen im Urwald Schutz«Ein moralisches Angebot: Kinder und Jugendliche schreiben an Albert Schweitzer in LambareneKinder- und Jugendbriefe als QuellenArchivfundePublizierte KinderbriefeJugend ohne JugendSchweitzer als Namenspate von SchulenImaginierte Reziprozität, erhoffte ErlösungLehrer und Schulen in den NachkriegsjahrenBedrohliche Eltern und Dilemmata der Nachkriegskinder5.2 Der »Oganga«Albert Schweitzer und »Lambarene« als Stoff für junge NachkriegsleserEine Vorgeschichte: »Wir feiern in Afrika den Geburtstag des Führers«»Afrika« im deutschen Kinder- und JugendbuchEin Pelikan macht KarriereEin Hamburger Junge im Urwald, 1952Entlastende Autorität: Der weiße Oganga, 1954Mütterlicher Vater der Waisen, 1954Ein Mann der guten Tat und Herr Ojembo, 1955An den Ufern des Ogowe mit dem Ojembo der DDR, 1956Kompensatorische Subtexte der Kinder- und JugendbücherLambarene und Serengeti: Die Causa Grzimek5.3 Georges OyémboFacetten einer afrikanischen Biografie hinter der Fiktion des »Ojembo aus Lambarene«Schweitzers Ojembo, der Urwaldschulmeister»Ojembo« lebt fiktiv weiter»Ojembo« und OyémboLe Maître OyémboTeil II: Das zeithistorische Lambaréné6.1 Robert Hamill NassauLambaréné, Insel im Strom des Kolonialismus: Zur Geschichte eines »geschichtslosen« Ortes in Äquatorialafrika, 1874-1899Im tropischen NiemandslandEine Kleinstadt im RegenwaldGründung einer MissionsstationNassaus GabunNguva und das gefährliche Theater am FlussLambaréné im WandelVon Amerikas Ostküste an den OgoweAdolinanongo, Anhöhe vor der Insel LambarénéFrankreichs Interesse an Gabun erwacht»Ära Kângwe«Die erste Missionsstation am OgoweFrühgeschichte der Kolonisierung GabunsDoppelcharakter der MissionAus Kângwe wird AndendeDe Brazza erneut auf dem OgoweAlleinerzieher am ÄquatorEine tropische Patchworkfamilie1885: Reverend Good übernimmt KângweEnde der amerikanischen Missionen am OgowePariser Emissäre inspizieren den OgoweAufstände am OgoweDer Skandal um Nassau und Anyentyuwe6.2 Félix OmbaghoLambaréné, Insel im Strom des Kolonialismus: Zur Geschichte eines »geschichtslosen« Ortes in Äquatorialafrika, 1892-1917Variationen einer Eingebung1915: Ehrfurcht vor dem LebenDie Französisierung von LambarénéFélix Ombagho aus IgenjaEin französischer Lehrer: Charles BonzonEine Korrespondenz Lambaréné-Paris: Élie Allégret und André GideDie Pariser MissionsgesellschaftAllégrets und Teisserès reisen mit Ombagho durch die Region»La crise douloureuse«Ombaghos Blick auf die Expedition von Allégret und TeisserèsMissionsschulen und KolonialapparatBriefe aus »Französisch-Kongo«Als Internatsschüler in der SchweizAuslöschung der Familie Lantz und Schweitzers Ruf in die TropenIm Dschungel revolutionärer Utopie: Maurice RobertOmbagho im Elsass und in Paris»Wäre ich weiß, würde man so nicht mit mir umgehen«Zeitenwende am OgoweOmbagho verlässt die Region, »Le docteur« landet in LambarénéVom Missionar zum Ethnologen: Maurice LeenhardtOmbaghos späte KarriereDie memorierte Landkarte als soziale Matrix7.1 Albert Schweitzers AfrikaDer Weg des Urwalddoktors nach Lambaréné: Anmerkungen zur zeithistorischen Realität von Tat und Ort»Ich kann das Wort Congo nicht mehr hören, ohne zu erzittern«Antichambrieren in der Pariser Mission1913-1917: Schweitzers erste Jahre vor Ort»Die armen Neger vor den weißen Raubtieren schützen«Administrative Ordnung im DschungelInterimsphase und zweite AusreiseAb 1924: Zweite Lambaréné-Phase und Helferkolonnen im HalbdunkelDas Hospital von Lambaréné im kolonialen KontextTiere im Urwald-WaisenhausAdenauer, Apartheid und Schweitzer7.2 Lambaréné und der Zweite WeltkriegJüdische und politisch verfolgte Hospitalmitarbeiter, Charles de Gaulles »bataille de Lambaréné« und Albert Schweitzer zwischen den FrontenSchweitzers SchweigenHelene SchweitzerVictor NessmannLadislas GoldschmidRösli Näf und Emma OttRoger Le ForestierHeinz Eduard BarraschAnna WildikannRichard FriedmannWarum schwieg Schweitzer?Der Zweite Weltkrieg in Lambaréné»Wie im Frieden lebend«: Das befreite Gabun1940: »Ich beschliesse, den Operationstisch kugelsicher zu machen«1941: »Wie viel Trost hat mir dieser Spruch gebracht!«1942: »Viel Bach auswendig gelernt«1943/44: »Welche Freude, das Spital wieder zu leiten«1945: Stunde Null in Lambaréné7.3 Afrikas Albert SchweitzerAfrikanische Rezeption, eine Feldforschung in Lambaréné und »La danse de Gaulle«Spurensuche in GabunFeldinterviews in LambarénéSchweitzer als magischer ElefantJoseph N'Dolo und der Aufstand für BildungPorträts, Parallelzauber und das Schweitzer-Museum von Lambaréné»La danse de Gaulle« in Lambaréné8 Die KernfrageDer Friedensnobelpreisträger konfrontiert die Atommächte - und verblasstOslo, 1954: Schweitzers Worte zu Krieg, Frieden und VertreibungNachbeben von OsloAtomfrage und aufkeimende KritikSchweitzer wird im Radio aktivAdenauer in SorgeLautloser AbschiedSchweitzers Ende und ein Objekt am HimmelEpilogAlbert Schweitzer und Lambarene: Ein Palimpsest der bundesdeutschen NachkriegsgesellschaftDer alte Mann und die MehrheitPlädoyer für ein Verfahren der DefragmentierungParadebeispiel moderner MythenbildungHeinz Rühmann als Missionar in ZentralafrikaMoralische ReferenzgrößeAnhangLiteraturArchiveAbbildungenDank
Teil I: Das fiktive Lambarene Prolog »Wir sind Deutsche und kein Kolonial-Volk« 1949: Drei Festakte, drei Kontinente Einleitung Albert Schweitzer, Lambarene und die Deutschen nach 1945: Genese und Gebrauch einer kollektiven Erzählung Biografisches Das Phänomen Eine »absolute Person der Zeitgeschichte« Rezeptionsreste und Neuansätze Quellenfülle, Rezeptionsdaten, Namenspate »Ein guter Arzt« für die Deutschen Lambarene als »Sehnsuchtsort« Im Land der mentalen Trümmer Material und Methode Frühe Kritik Studienaufbau 1 Transatlantische Allianzen Albert Schweitzer auf dem Goethe-Festival in Aspen/Colorado, 1949 Gesucht: Ein guter Deutscher Pläne für das Aspener Goethe-Bicentennial Gefeiert: »A good German« Von Afrika nach Aspen Schweitzers Ankunft in den amerikanischen Medien Helene Schweitzers Rolle Aspens Schweitzer und Schweitzers Goethe Schweitzers Goethe-Rede Dunkle Mächte, dämonische Menschen Ikonografie einer Tafelrunde 2 Kolonisierte Deutsche Ressentiments und Dilemmata im ethischen Notstandsgebiet Schicksalsuhr und Stunde Null Deutsche Dilemmata Trizonesier: Drangsalierte Eingeborene Der Fragebogen, 1951 Alltag in Abwehr Leiden am eigenen Los: Draußen vor der Tür (Re-)Agieren nach 1945 Instanzenlücke und Remoralisierung 3 »Ein Goethemensch feiert Goethe« Von Afrika über Aspen nach Deutschland 1949: Eine Parallelaktion Weimar, Schweitzer und Lambarene nach 1949 Die Spur des Aspener Schweitzer wird manifester »Wallfahrt zu Goethe« Goethe-Rekonstruktion mit und an Schweitzer: Stationen einer Parallelaktion Goethe und Schweitzer als Aufbauhelfer Von Lambarene nach Weimar Goethe und Schweitzer in Frankfurt am Main, 1949 Schweitzers Selbstparallelisierung mit Goethe Die Vaterlücke 4.1 Westdeutschlands tropischer Arztroman Etappen metaphorischer Transformation des Narrativs »Lambarene« beim erwachsenen Publikum nach 1945 Anrufung des großen Doktors Lambarene wird neu erfunden Rückkehr aus dem Urwald Der im »Dritten Reich« vermeintlich verbotene Denker Lambarene als Hintergrund-Szenario Hagiografie und Deutungshoheit Auf dem Weg zur wirkmächtigen Überhöhung Frühe Lambarene-Zeitzeugen Der Urwalddoktor von Lambarene, 1947 Das Spital im Urwald, 1948 Amerikanische Pilger beim Dschungel-Heiligen, 1948 Albert Schweitzer als Mensch und als Denker, 1949 Rudolf Grabs und Emil Lind: Publizistische Wegbereiter Menschenfreund in Lambarene, 1950 4.2 »Ziele eines edlen Menschentums« Von Bildbänden bis Massenpresse: Das populäre »Lambarene« der 1950er Jahre konstituiert sich »Psychologisch schwer leidendes Gebiet«: Schweitzer und der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, 1951 Der »Menschenfreund«: Albert Schweitzer und Du, 1954/55 Hybride Bilderwelten in der bundesdeutschen Massenpresse, 1954/55 Das Genie der Menschlichkeit »baut Lambarene«, 1955–1957 1960 »entwächst dem Urwaldchaos eine Ordnungswelt« 4.3 Lambarene – reloaded and decoded Unterwegs in semantischen Kammern der Nachkriegs-Tropen: Ein Deutungskatalog als Schlüsselbund zur Lambarene-Symptomatik Das Lambarene-Narrativ: Leitmotive und Kernmerkmale Ein politisierter, allerdings zu frommer Urwalddoktor: Der DDR-Schweitzer Eine neue und politische Arzt-Ikone in den Tropen: Che Guevara 4.4 »Kleine Mulatten mit weißen Seelen« Eine wohltägige Initiative der Nachkriegsjahre: Das »Dr. Albert Schweitzer-Kinderheim« in Wermelskirchen 5.1 »Jedes Lebewesen sucht bei Ihnen im Urwald Schutz« Ein moralisches Angebot: Kinder und Jugendliche schreiben an Albert Schweitzer in Lambarene Kinder- und Jugendbriefe als Quellen Archivfunde Publizierte Kinderbriefe Jugend ohne Jugend Schweitzer als Namenspate von Schulen Imaginierte Reziprozität, erhoffte Erlösung Lehrer und Schulen in den Nachkriegsjahren Bedrohliche Eltern und Dilemmata der Nachkriegskinder 5.2 Der »Oganga« Albert Schweitzer und »Lambarene« als Stoff für junge Nachkriegsleser Eine Vorgeschichte: »Wir feiern in Afrika den Geburtstag des Führers« »Afrika« im deutschen Kinder- und Jugendbuch Ein Pelikan macht Karriere Ein Hamburger Junge im Urwald, 1952 Entlastende Autorität: Der weiße Oganga, 1954 Mütterlicher Vater der Waisen, 1954 Ein Mann der guten Tat und Herr Ojembo, 1955 An den Ufern des Ogowe mit dem Ojembo der DDR, 1956 Kompensatorische Subtexte der Kinder- und Jugendbücher Lambarene und Serengeti: Die Causa Grzimek 5.3 Georges Oyémbo Facetten einer afrikanischen Biografie hinter der Fiktion des »Ojembo aus Lambarene« Schweitzers Ojembo, der Urwaldschulmeister »Ojembo« lebt fiktiv weiter »Ojembo« und Oyémbo Le Maître Oyémbo Teil II: Das zeithistorische Lambaréné 6.1 Robert Hamill Nassau Lambaréné, Insel im Strom des Kolonialismus: Zur Geschichte eines »geschichtslosen« Ortes in Äquatorialafrika, 1874–1899 Im tropischen Niemandsland Eine Kleinstadt im Regenwald Gründung einer Missionsstation Nassaus Gabun Nguva und das gefährliche Theater am Fluss Lambaréné im Wandel Von Amerikas Ostküste an den Ogowe Adolinanongo, Anhöhe vor der Insel Lambaréné Frankreichs Interesse an Gabun erwacht »Ära Kângwe« Die erste Missionsstation am Ogowe Frühgeschichte der Kolonisierung Gabuns Doppelcharakter der Mission Aus Kângwe wird Andende De Brazza erneut auf dem Ogowe Alleinerzieher am Äquator Eine tropische Patchworkfamilie 1885: Reverend Good übernimmt Kângwe Ende der amerikanischen Missionen am Ogowe Pariser Emissäre inspizieren den Ogowe Aufstände am Ogowe Der Skandal um Nassau und Anyentyuwe 6.2 Félix Ombagho Lambaréné, Insel im Strom des Kolonialismus: Zur Geschichte eines »geschichtslosen« Ortes in Äquatorialafrika, 1892–1917 Variationen einer Eingebung 1915: Ehrfurcht vor dem Leben Die Französisierung von Lambaréné Félix Ombagho aus Igenja Ein französischer Lehrer: Charles Bonzon Eine Korrespondenz Lambaréné–Paris: Élie Allégret und André Gide Die Pariser Missionsgesellschaft Allégrets und Teisserès reisen mit Ombagho durch die Region »La crise douloureuse« Ombaghos Blick auf die Expedition von Allégret und Teisserès Missionsschulen und Kolonialapparat Briefe aus »Französisch-Kongo« Als Internatsschüler in der Schweiz Auslöschung der Familie Lantz und Schweitzers Ruf in die Tropen Im Dschungel revolutionärer Utopie: Maurice Robert Ombagho im Elsass und in Paris »Wäre ich weiß, würde man so nicht mit mir umgehen« Zeitenwende am Ogowe Ombagho verlässt die Region, »Le docteur« landet in Lambaréné Vom Missionar zum Ethnologen: Maurice Leenhardt Ombaghos späte Karriere Die memorierte Landkarte als soziale Matrix 7.1 Albert Schweitzers Afrika Der Weg des Urwalddoktors nach Lambaréné: Anmerkungen zur zeithistorischen Realität von Tat und Ort »Ich kann das Wort Congo nicht mehr hören, ohne zu erzittern« Antichambrieren in der Pariser Mission 1913–1917: Schweitzers erste Jahre vor Ort »Die armen Neger vor den weißen Raubtieren schützen« Administrative Ordnung im Dschungel Interimsphase und zweite Ausreise Ab 1924: Zweite Lambaréné-Phase und Helferkolonnen im Halbdunkel Das Hospital von Lambaréné im kolonialen Kontext Tiere im Urwald-Waisenhaus Adenauer, Apartheid und Schweitzer 7.2 Lambaréné und der Zweite Weltkrieg Jüdische und politisch verfolgte Hospitalmitarbeiter, Charles de Gaulles »bataille de Lambaréné« und Albert Schweitzer zwischen den Fronten Schweitzers Schweigen Helene Schweitzer Victor Nessmann Ladislas Goldschmid Rösli Näf und Emma Ott Roger Le Forestier Heinz Eduard Barrasch Anna Wildikann Richard Friedmann Warum schwieg Schweitzer? Der Zweite Weltkrieg in Lambaréné »Wie im Frieden lebend«: Das befreite Gabun 1940: »Ich beschliesse, den Operationstisch kugelsicher zu machen« 1941: »Wie viel Trost hat mir dieser Spruch gebracht!« 1942: »Viel Bach auswendig gelernt« 1943/44: »Welche Freude, das Spital wieder zu leiten« 1945: Stunde Null in Lambaréné 7.3 Afrikas Albert Schweitzer Afrikanische Rezeption, eine Feldforschung in Lambaréné und »La danse de Gaulle« Spurensuche in Gabun Feldinterviews in Lambaréné Schweitzer als magischer Elefant Joseph N’Dolo und der Aufstand für Bildung Porträts, Parallelzauber und das Schweitzer-Museum von Lambaréné »La danse de Gaulle« in Lambaréné 8 Die Kernfrage Der Friedensnobelpreisträger konfrontiert die Atommächte – und verblasst Oslo, 1954: Schweitzers Worte zu Krieg, Frieden und Vertreibung Nachbeben von Oslo Atomfrage und aufkeimende Kritik Schweitzer wird im Radio aktiv Adenauer in Sorge Lautloser Abschied Schweitzers Ende und ein Objekt am Himmel Epilog Albert Schweitzer und Lambarene: Ein Palimpsest der bundesdeutschen Nachkriegsgesellschaft Der alte Mann und die Mehrheit Plädoyer für ein Verfahren der Defragmentierung Paradebeispiel moderner Mythenbildung Heinz Rühmann als Missionar in Zentralafrika Moralische Referenzgröße Anhang Literatur Archive Abbildungen Dank
Teil I: Das fiktive LambareneProlog»Wir sind Deutsche und kein Kolonial-Volk«1949: Drei Festakte, drei KontinenteEinleitungAlbert Schweitzer, Lambarene und die Deutschen nach 1945: Genese und Gebrauch einer kollektiven ErzählungBiografischesDas PhänomenEine »absolute Person der Zeitgeschichte«Rezeptionsreste und NeuansätzeQuellenfülle, Rezeptionsdaten, Namenspate»Ein guter Arzt« für die DeutschenLambarene als »Sehnsuchtsort«Im Land der mentalen TrümmerMaterial und MethodeFrühe KritikStudienaufbau1 Transatlantische AllianzenAlbert Schweitzer auf dem Goethe-Festival in Aspen/Colorado, 1949Gesucht: Ein guter DeutscherPläne für das Aspener Goethe-BicentennialGefeiert: »A good German«Von Afrika nach AspenSchweitzers Ankunft in den amerikanischen MedienHelene Schweitzers RolleAspens Schweitzer und Schweitzers GoetheSchweitzers Goethe-RedeDunkle Mächte, dämonische MenschenIkonografie einer Tafelrunde2 Kolonisierte DeutscheRessentiments und Dilemmata im ethischen NotstandsgebietSchicksalsuhr und Stunde NullDeutsche DilemmataTrizonesier: Drangsalierte EingeboreneDer Fragebogen, 1951Alltag in AbwehrLeiden am eigenen Los: Draußen vor der Tür(Re-)Agieren nach 1945Instanzenlücke und Remoralisierung3 »Ein Goethemensch feiert Goethe«Von Afrika über Aspen nach Deutschland 1949: Eine ParallelaktionWeimar, Schweitzer und Lambarene nach 1949Die Spur des Aspener Schweitzer wird manifester»Wallfahrt zu Goethe«Goethe-Rekonstruktion mit und an Schweitzer: Stationen einer ParallelaktionGoethe und Schweitzer als AufbauhelferVon Lambarene nach WeimarGoethe und Schweitzer in Frankfurt am Main, 1949Schweitzers Selbstparallelisierung mit GoetheDie Vaterlücke4.1 Westdeutschlands tropischer ArztromanEtappen metaphorischer Transformation des Narrativs »Lambarene« beim erwachsenen Publikum nach 1945Anrufung des großen DoktorsLambarene wird neu erfundenRückkehr aus dem UrwaldDer im »Dritten Reich« vermeintlich verbotene DenkerLambarene als Hintergrund-SzenarioHagiografie und DeutungshoheitAuf dem Weg zur wirkmächtigen ÜberhöhungFrühe Lambarene-ZeitzeugenDer Urwalddoktor von Lambarene, 1947Das Spital im Urwald, 1948Amerikanische Pilger beim Dschungel-Heiligen, 1948Albert Schweitzer als Mensch und als Denker, 1949Rudolf Grabs und Emil Lind: Publizistische WegbereiterMenschenfreund in Lambarene, 19504.2 »Ziele eines edlen Menschentums«Von Bildbänden bis Massenpresse: Das populäre »Lambarene« der 1950er Jahre konstituiert sich»Psychologisch schwer leidendes Gebiet«: Schweitzer und der Friedenspreis des Deutschen Buchhandels, 1951Der »Menschenfreund«: Albert Schweitzer und Du, 1954/55Hybride Bilderwelten in der bundesdeutschen Massenpresse, 1954/55Das Genie der Menschlichkeit »baut Lambarene«, 1955-19571960 »entwächst dem Urwaldchaos eine Ordnungswelt«4.3 Lambarene - reloaded and decodedUnterwegs in semantischen Kammern der Nachkriegs-Tropen: Ein Deutungskatalog als Schlüsselbund zur Lambarene-SymptomatikDas Lambarene-Narrativ: Leitmotive und KernmerkmaleEin politisierter, allerdings zu frommer Urwalddoktor: Der DDR-SchweitzerEine neue und politische Arzt-Ikone in den Tropen: Che Guevara4.4 »Kleine Mulatten mit weißen Seelen«Eine wohltägige Initiative der Nachkriegsjahre: Das »Dr. Albert Schweitzer-Kinderheim« in Wermelskirchen5.1 »Jedes Lebewesen sucht bei Ihnen im Urwald Schutz«Ein moralisches Angebot: Kinder und Jugendliche schreiben an Albert Schweitzer in LambareneKinder- und Jugendbriefe als QuellenArchivfundePublizierte KinderbriefeJugend ohne JugendSchweitzer als Namenspate von SchulenImaginierte Reziprozität, erhoffte ErlösungLehrer und Schulen in den NachkriegsjahrenBedrohliche Eltern und Dilemmata der Nachkriegskinder5.2 Der »Oganga«Albert Schweitzer und »Lambarene« als Stoff für junge NachkriegsleserEine Vorgeschichte: »Wir feiern in Afrika den Geburtstag des Führers«»Afrika« im deutschen Kinder- und JugendbuchEin Pelikan macht KarriereEin Hamburger Junge im Urwald, 1952Entlastende Autorität: Der weiße Oganga, 1954Mütterlicher Vater der Waisen, 1954Ein Mann der guten Tat und Herr Ojembo, 1955An den Ufern des Ogowe mit dem Ojembo der DDR, 1956Kompensatorische Subtexte der Kinder- und JugendbücherLambarene und Serengeti: Die Causa Grzimek5.3 Georges OyémboFacetten einer afrikanischen Biografie hinter der Fiktion des »Ojembo aus Lambarene«Schweitzers Ojembo, der Urwaldschulmeister»Ojembo« lebt fiktiv weiter»Ojembo« und OyémboLe Maître OyémboTeil II: Das zeithistorische Lambaréné6.1 Robert Hamill NassauLambaréné, Insel im Strom des Kolonialismus: Zur Geschichte eines »geschichtslosen« Ortes in Äquatorialafrika, 1874-1899Im tropischen NiemandslandEine Kleinstadt im RegenwaldGründung einer MissionsstationNassaus GabunNguva und das gefährliche Theater am FlussLambaréné im WandelVon Amerikas Ostküste an den OgoweAdolinanongo, Anhöhe vor der Insel LambarénéFrankreichs Interesse an Gabun erwacht»Ära Kângwe«Die erste Missionsstation am OgoweFrühgeschichte der Kolonisierung GabunsDoppelcharakter der MissionAus Kângwe wird AndendeDe Brazza erneut auf dem OgoweAlleinerzieher am ÄquatorEine tropische Patchworkfamilie1885: Reverend Good übernimmt KângweEnde der amerikanischen Missionen am OgowePariser Emissäre inspizieren den OgoweAufstände am OgoweDer Skandal um Nassau und Anyentyuwe6.2 Félix OmbaghoLambaréné, Insel im Strom des Kolonialismus: Zur Geschichte eines »geschichtslosen« Ortes in Äquatorialafrika, 1892-1917Variationen einer Eingebung1915: Ehrfurcht vor dem LebenDie Französisierung von LambarénéFélix Ombagho aus IgenjaEin französischer Lehrer: Charles BonzonEine Korrespondenz Lambaréné-Paris: Élie Allégret und André GideDie Pariser MissionsgesellschaftAllégrets und Teisserès reisen mit Ombagho durch die Region»La crise douloureuse«Ombaghos Blick auf die Expedition von Allégret und TeisserèsMissionsschulen und KolonialapparatBriefe aus »Französisch-Kongo«Als Internatsschüler in der SchweizAuslöschung der Familie Lantz und Schweitzers Ruf in die TropenIm Dschungel revolutionärer Utopie: Maurice RobertOmbagho im Elsass und in Paris»Wäre ich weiß, würde man so nicht mit mir umgehen«Zeitenwende am OgoweOmbagho verlässt die Region, »Le docteur« landet in LambarénéVom Missionar zum Ethnologen: Maurice LeenhardtOmbaghos späte KarriereDie memorierte Landkarte als soziale Matrix7.1 Albert Schweitzers AfrikaDer Weg des Urwalddoktors nach Lambaréné: Anmerkungen zur zeithistorischen Realität von Tat und Ort»Ich kann das Wort Congo nicht mehr hören, ohne zu erzittern«Antichambrieren in der Pariser Mission1913-1917: Schweitzers erste Jahre vor Ort»Die armen Neger vor den weißen Raubtieren schützen«Administrative Ordnung im DschungelInterimsphase und zweite AusreiseAb 1924: Zweite Lambaréné-Phase und Helferkolonnen im HalbdunkelDas Hospital von Lambaréné im kolonialen KontextTiere im Urwald-WaisenhausAdenauer, Apartheid und Schweitzer7.2 Lambaréné und der Zweite WeltkriegJüdische und politisch verfolgte Hospitalmitarbeiter, Charles de Gaulles »bataille de Lambaréné« und Albert Schweitzer zwischen den FrontenSchweitzers SchweigenHelene SchweitzerVictor NessmannLadislas GoldschmidRösli Näf und Emma OttRoger Le ForestierHeinz Eduard BarraschAnna WildikannRichard FriedmannWarum schwieg Schweitzer?Der Zweite Weltkrieg in Lambaréné»Wie im Frieden lebend«: Das befreite Gabun1940: »Ich beschliesse, den Operationstisch kugelsicher zu machen«1941: »Wie viel Trost hat mir dieser Spruch gebracht!«1942: »Viel Bach auswendig gelernt«1943/44: »Welche Freude, das Spital wieder zu leiten«1945: Stunde Null in Lambaréné7.3 Afrikas Albert SchweitzerAfrikanische Rezeption, eine Feldforschung in Lambaréné und »La danse de Gaulle«Spurensuche in GabunFeldinterviews in LambarénéSchweitzer als magischer ElefantJoseph N'Dolo und der Aufstand für BildungPorträts, Parallelzauber und das Schweitzer-Museum von Lambaréné»La danse de Gaulle« in Lambaréné8 Die KernfrageDer Friedensnobelpreisträger konfrontiert die Atommächte - und verblasstOslo, 1954: Schweitzers Worte zu Krieg, Frieden und VertreibungNachbeben von OsloAtomfrage und aufkeimende KritikSchweitzer wird im Radio aktivAdenauer in SorgeLautloser AbschiedSchweitzers Ende und ein Objekt am HimmelEpilogAlbert Schweitzer und Lambarene: Ein Palimpsest der bundesdeutschen NachkriegsgesellschaftDer alte Mann und die MehrheitPlädoyer für ein Verfahren der DefragmentierungParadebeispiel moderner MythenbildungHeinz Rühmann als Missionar in ZentralafrikaMoralische ReferenzgrößeAnhangLiteraturArchiveAbbildungenDank
Rezensionen
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensent Johann Hinrich Claussen staunt, was die Journalistin Caroline Fetscher über Jahrzehnte an Material gesammelt hat und wie sie damit in ihrem Buch die einstige Kult-Figur entblättert. "Gründe und Abgründe" tun sich vor dem Rezensenten auf, wenn er liest, wie Albert Schweitzer sich in Afrika medial als guter Deutscher in den Mittelpunkt zu rücken wusste (obwohl er französischer Staatsbürger war). Fetscher, lobt Claussen, analysiere, in welche Wunde der Schuld Schweitzer damals sozialpsychologisch stieß, wie er sich mit seinem Krankenhaus in Lambaréné zur gütigen Vaterfigur stilisierte und gleichzeitig die Überlegenheit weißer Menschen propagierte. Dass Schweitzer mit seinem Tod 1965 völlig von der Bildfläche verschwand: Auch das durchleuchte Fetscher, schreibt der Rezensent, der sich offenbar über seine eigene Verklärung von Schweitzer nun sehr wundert.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 22.03.2023Der gütige Deutsche Caroline Fetscher erklärt in ihrem Buch „Tröstliche Tropen“, woher die seltsame Verehrung von Albert Schweitzer rührt Um Albert Schweitzer ist es still geworden. Dafür gibt es Gründe. Der Kult um ihn und sein Spital in Lambaréné wurde im Nachkriegswestdeutschland so übertrieben – mehr als 200 Schulen und fast 700 Straßen hat man nach ihm benannt –, dass seit Langem niemand mehr etwas über ihn hören mag. Doch nun hat die Publizistin Caroline Fetscher eine umfang- und materialreiche Studie über die Schweitzer-Verehrung, ihre Gründe und Abgründe, vorgelegt. Viele Jahre hat sie sich damit beschäftigt. In den Neunzigern hat sie sogar Feldstudien in Lambaréné unternommen. Herausgekommen ist ein erschreckend-erhellendes Stück deutscher Zeit-, Mentalitäts- und Mediengeschichte. Man kommt beim Lesen aus dem Staunen und Schaudern kaum mehr heraus. Begonnen hat alles in Aspen, Colorado. Dort sollte 1949 der 200. Geburtstag von Goethe groß gefeiert werden. Als Ehrengast kam Schweitzer aus Lambaréné, eine mühsame Reise für den 74-Jährigen. Die medial geschürte Begeisterung über den „Goethe unserer Zeit“ wurde zu einer riesigen Welle, die bald auch Deutschland erreichte. Endlich hatte man wieder einen „guten Deutschen“ (der allerdings französischer Staatsbürger war), an dem man sich aus- und aufrichten konnte. Da er aus dem fernen Afrika kam, schien er von der eigenen katastrophalen Schuldgeschichte unberührt zu sein. Schweitzer wurde zum „Genie der Menschheit“ und Lambaréné zum Sehnsuchtsort verklärt. Bücher, Zeitschriften, Filme, Theaterstücke, Traktate und Unterrichtsmaterialien verbreiteten das neue Evangelium. Es war eine Flut erbaulicher Publikationen, die Fetscher sorgfältig recherchiert hat und einer ideologiekritischen Analyse unterzieht. Am unangenehmsten berühren einen die Briefe von Kindern und Jugendlichen, die die Schule in den Schweitzer-Kult eingeführt hatte. Etwa 70 000 von ihnen sind erhalten. Sehr überzeugend erklärt Fetscher die sozialpsychologische Funktion des Schweitzer-Kults. Sie verschaffte den Deutschen eine neue, gütige Vaterfigur, in deren Leben sie sich hineinträumen konnten. Das entlastete sie davon, sich der eigenen Biografie und der deutschen Schuld zu stellen. Von ihm wurden sie aber auch eingeführt in eine humane Moral der Ehrfurcht vor jedem Leben – eine notwendige Umerziehung. Zudem konnten sie über die Verehrung Anteil gewinnen an der Sühne, die dieser säkulare Heilige stellvertretend für sie in Afrika leistete. Dabei verschaffte der Mythos vom „weißen Retter“ ihnen ein wohliges Überlegenheitsgefühl gegenüber den Völkern, denen geholfen werden muss. So ließ sich der Vernichtungsrassismus der NS-Zeit durch eine Moralität wohlmeinender Herablassung ersetzen. Wer aber steckte hinter dem Schweitzer-Kult? Eine zentrale Steuerung scheint es nicht gegeben zu haben. Schweitzer selbst hätte sie in seinem Alter und von Lambaréné aus nicht leisten können, auch wenn er sich den Rummel gefallen ließ. Es war wohl eine spontane, kollektive Leistung, die einen Gesinnungsmarkt schuf, der über lange Zeit bedient werden wollte. Bis sich Übersättigung einstellte und der Bedarf schwand. Als Albert Schweitzer 1965 im Alter von 90 Jahren starb, hörte der Kult schlagartig auf. Der Urwalddoktor hatte seine Schuldigkeit getan und konnte begraben werden. Rückblickend fragt man sich: Musste das sein? Was wäre die Alternative gewesen? Brauchte es in einer so krassen Umbruchszeit nicht eine solche Figur? Es kann doch kein Zufall gewesen sein, dass sich die Deutschen damals ausgerechnet „ihren“ Schweitzer erfanden. Wie sonst hätte man ihnen ein humanes Ethos nahebringen sollen? Zugleich sieht man von heute aus überdeutlich die Schattenseiten dieses Syndroms, vor allem die Schuldverdrängung und die Vorstellung weißer Überlegenheit. So ist man froh, dass diese Geschichte vorbei ist. Allerdings sollte man es sich mit der Kritik am altbundesrepublikanischen Schweitzer-Kult nicht zu leicht machen. Wenn man sich manche Lifestyle-Klimaaktivisten ansieht – Schauspieler, Tierfotografen und andere Influencer, die öffentlichkeitswirksam die Natur auf anderen Kontinenten bewahren wollen –, begegnet man immer noch dem Mythos vom weißen Retter, der in der fernen Wildnis Reservate einrichtet und Bäume pflanzt, ohne groß Rücksprache mit den dort Lebenden zu halten. Schweitzer ist eben auch ein Ahnherr mancher NGO heute. Doch wenn man das muffig-kitschige Urwalddoktor-Image abzieht und auf Abstand zur vereinnahmenden Verehrung von damals geht, kann man bei Schweitzer durchaus eine radikale Existenz und einen tragischen Heroismus entdecken, die beide für den ernsthaften Teil der Klimabewegung von Interesse sein dürften. JOHANN HINRICH CLAUSSEN Er verschaffte den Deutschen eine neue Vaterfigur, in deren Leben sie sich träumen konnten Nach Albert Schweitzer sind in Deutschland mehr als 200 Schulen und fast 700 Straßen benannt. Foto: dpa Caroline Fetscher: Tröstliche Tropen – Albert Schweitzer, Lambarene und die Westdeutschen nach 1945. Psychosozial-Verlag, Gießen 2023. 820 Seiten, 70 Euro. DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de …mehr
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