Im vorliegenden Werk befindet sich der blinde Ich-Erzähler, der identisch mit dem Autor ist, auf einer fiktiven Zugfahrt. Während dieser lässt er seine Gedanken schweifen und erinnert sich an Anekdoten aus seinem Leben. An geeigneten Stellen wird der Gedankenfluss ergänzt durch eingeschobene, abgeschlossene Texte. Nach der Lektüre weiß der Leser einiges über den Autor, einiges über die Blindenwelt und er musste mehrere Male schmunzeln oder sogar herzhaft lachen. Da es sich bei dem, der spricht, um den Autor handelt und die geschilderten Erlebnisse wahr sind, ist das vorliegende Werk autobiografisch. Das entsprechende Genre erfreut sich durchaus großer Beliebtheit (s. etwa Annie Ernaux oder Karl Ove Knausgård). Was die Bücher blinder Autoren angeht, so ist das von Simon Kuhlmann besonders geeignet, Vorurteile abzubauen. Die meisten Menschen wissen nicht viel über Blindheit, weswegen sie den hiervon betroffenen Personen entweder gar nichts zutrauen oder ihre Fähigkeiten überschätzen. Der Durchschnittsblinde ist jedoch weder völlig hilflos noch leistet er im Gegensatz zu Leuten wie dem blinden Bergsteiger Andy Holzer oder Sabriye Tenberken, die die erste Blindenschule in Tibet gegründet hat, nichts besonders Herausragendes. Das vorliegende Werk vermag dies zu verdeutlichen. Und als Beweis dafür, dass nicht nur Veröffentlichungen herausragender Blinder erfolgreich sind, seien zum Schluss noch John M. Hulls Aufzeichnungen mit dem Titel "Im Dunkeln sehen" erwähnt, in denen der Autor auch "nur" die Eindrücke und Gedanken schildert, die er nach seiner völligen Erblindung hat.
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