Endlich in einem Band: die schönsten Gedichte von Sibylle Berg. Für besinnliche Gebete am Esstisch, als Geschenk unterm Weihnachtsbaum, zum Vorlesen für die lieben Kinder am Abend, als lieben Gruß an den Ex-Freund oder den Hoffentlich-bald-Freund. Sozusagen ein Bukett für die schönste Zeit des Lebens: immer! Wenn wir von der Liebe sprechen, Dann meinen wir die Bank damit, Auf der wir alt und greis einst sitzen, Wir halten unsre Knochenhände, Er legt den Kopf in meinen Arm, Ich streichle ihn doch sehr behände, Das ist Herr Schmitt, er ist mein Mann. Es gibt Dinge im Leben, denen man nur mit Reimen begegnen kann. Dem rasanten Verfall von allem, außer einem selbst, dem Menschen, neben dem man jeden Morgen aufwacht. Nieselregen, Neonlicht, Nekrophilie. Sibylle Bergs Gedichte sind Gesänge an die große Sinnlosigkeit. Für die Figuren, die sie bevölkern, gibt es keine Rettung. Und trotzdem kann man nicht genug bekommen von diesen mal bitterbösen, mal mitfühlenden, immer aber furios-witzigen Texten, deren Balladen-Sound gnadenloses Ohrwurmpotenzial hat.
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Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
In den Abgrund einer durchkapitalisierten Welt blickt der amüsierte Rezensent Björn Hayer mit Sibylle Bergs Gedichten: Wie in ihrer Prosa sind es nicht "die armen Schweine" der Gesellschaft, die die Zügel in der Hand halten, sondern Patriarchat und Kapital. Die Figuren sind "depressive Solitäre", lesen wir, die ihr Leiden an den Verhältnissen in der Kneipe vergessen wollen und mit Suizid liebäugeln. Lachen muss der Rezensent trotzdem, wenn zuweilen auch aus "purer Verzweiflung". Die "Triggerwarnungen", die Berg unter jedes Gedicht gepackt hat ('Es geht irgendwie ums Geworfensein' oder 'Es enthält Pudel', zitiert Hayer), werden vielleicht nicht gegen die Finsternis der Welt helfen, dafür aber Bergs "grotesker Humor" und beißender Sarkasmus, die zuweilen auch Raum für etwas Zärtlichkeit und Melancholie lassen, hofft der Rezensent.
© Perlentaucher Medien GmbH
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