Studienarbeit aus dem Jahr 2012 im Fachbereich Soziologie - Arbeit, Ausbildung, Organisation, Note: 2,0, Philipps-Universität Marburg, Sprache: Deutsch, Abstract: Geknüpft an Namen wie Ulrich Beck oder Richard Sennett erlangte der Begriff der Individualisierung im Kontext eines spätmodernen, flexiblen Kapitalismus starke Popularität. Individualisierung, Risikogesellschaft und Kontingenz reihen sich als soziologisch-kulturwissenschaftlich aufgenommene Entwicklungskonzepte mit (beruflichen) Anforderungsprofilen an den Einzelnen ein, die mit Selbstverwirklichung, Authenzität, Unternehmergeist und Flexibilität Konsens geworden sind. Derart zeitdiagnostische Phänomensbeobachtungen werden vor allem in der sogenannten "Zweiten Moderne" verortet. Mit der Individualisierungsthese wird bei Ulrich Beck ein klares Charakteristikum der sogennanten "Zweiten Moderne" veröffentlicht. Aus soziologischer Perspektive ist der Begriff des Individuums als Analyseeinheit hingegen nicht neu. Während sich die Bearbeitung des Individualisierungskonzeptes bei Theoretikern wie Weber, Foucault und der kritischen Theorie als das Konzept eines "gefährdeten Individuums" systematisieren lässt, erörtern Systemtheoretiker und Holisten wie Durkheim, Luhmann und Parsons das Individuum als ein "gefährliches", potentiell destabilisierendes Element. Innerhalb dieser Konzeptionen ist das Verhältnis zwischen Individuum und Struktur von je unterschiedlichen Zwangs- und Freiheitsgraden gekennzeichnet. Ulrich Beck, in Einklang mit klassischen Autoren wie Simmel und Elias, entwickelte hingegen ein ambivalenteres Bild des Individualisierungsprozesses (Schroer 2001: 319ff). Diese Bild soll im Folgenden als zeitdiagnostische Grundlage unter der Fragestellung herausgearbeitet werden, inwiefern der Prozess der Individualisierung vor dem Hintergrund sich verändernder Marktbedingungen (Buchholz/Kurz 2006: 3ff) und Sozialstrukturen zu einer Diversifizierung und Kontingenzbewusstheit des eigenen Lebensentwurfes geführt hat. Eine mögliche Perspektive, um die Erodierung der Normalbiographie zu analysieren, eröffnet sich in der Annahme, dass durch die Überbetonung des Selbst Struktursemantiken der Selbstverwirklichung das biographische Narrativ in der reflexiven Moderne maßgeblich prägen, die als beruflicher und privater Zwang wahrgenommen werden. Die gleichzeitige Entbettung aus sinnstiftenden Institutionen und Solidariätsverbänden stellt das Individuum damit vor Herausforderungen der Strukturierung des eigenen Lebenslaufs.
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