Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Philosophie - Philosophie des 19. Jahrhunderts, Note: 1,7, Humboldt-Universität zu Berlin, Veranstaltung: Friedrich Nietzsche: Seine frühe Ästhetik und Kulturtkritik, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Fragen nach dem Wesen und der Qualität unserer Bildung und Erziehung – als auch die Versuche ihrer Verbesserung – sind wohl so alt wie die Menschheit selbst. Ziel der modernen westlichen Erziehung ist der eigenständig handelnde und emanzipierte Mensch, der sein Leben gestalten und planen kann. Aus diesem Grund ist auch nichts so zeitgemäß wie die Kritik am Deutschen Bildungswesen: dies zeigen nicht zuletzt die seit einigen Jahren in Deutschland und Europa geführten Debatten um die PISA-Studie und den sogenannten Bologna-Prozess, durch die eine erregt geführte und noch immer anhaltende Bildungsdebatte um das deutsche Bildungssystem erneut entbrannt ist. Dieses Bologna-Prozess genannte Vorhaben zur Schaffung eines einheitlichen europäischen Hochschulwesens bis zum Jahr 2010 hat inzwischen etliche Kritiker wie den in dieser Arbeit zitierten Wiener Philosophen Konrad Paul Liessmann auf den Plan gerufen: dieser bringt in seinem Buch „Theorie der Unbildung: Die Irrtümer der Wissensgesellschaft“ die Befürchtung zum Ausdruck, dass das Studium zunehmend auf rein wirtschaftliche und berufsbezogene Kriterien reduziert und damit das vormalige Bildungsideal aufgegeben werde. Und auch Friedrich Nietzsche – um den es im weiteren Verlauf der Arbeit gehen soll – hat sich seinerzeit ausführlich und kritisch mit seiner zeitgenössischen Bildung und Erziehung auseinandergesetzt. Bereits in seiner Antrittsrede an der Universität Basel als Professor für alte Sprachen äußerte sich Nietzsche 1872 in seinen Basler Bildungsvorträgen „Ueber die Zukunft unserer Bildungsanstalten“ kritisch zu Bildungszielen und Bildungsniveau in den verschiedenen wilhelminischen Bildungsanstalten. In seiner Dritten unzeitgemäßen Betrachtung „Schopenhauer als Erzieher“ von 1874 stellt er dann den „demokratisierenden“ staatlichen Bildungsidealen des soeben gegründeten wilhelminischen Reiches seine „Ethik der Selbstverwirklichung“ entgegen. Sowohl Nietzsches explizite Kritik als auch sein alternatives Erziehungskonzept werden in dieser Arbeit einer ausführlichen Lektüre (Close-Reading-Verfahren) unterzogen. Im Fazit werden Rückschlüsse auf die heutzutage virulenten Bildungsdebatten im Zuge des Bologna-Prozesses gezogen