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2 Kundenbewertungen

Lennard Salm ist fünfzig und als Künstler weltweit durchaus erfolgreich. Als seine älteste Schwester stirbt, kehrt er zurück nach Hamburg und in die Familie, der er immer entkommen wollte. So schnell wie möglich will er wieder zurück in sein eigenes Leben. Aber was ist das, das eigene Leben? Salms jüngere Schwester Bille verliert ihren Job, sein Vater nähert sich immer schneller der Hilflosigkeit. Einen funkelnden Winter lang entdeckt Salm, dass niemand jemals alleine ist. Er lernt seine Eltern und Geschwister neu kennen. Rolf Lappert erzählt vom Wunder der kleinen Dinge und von dem, was heute…mehr

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Produktbeschreibung
Lennard Salm ist fünfzig und als Künstler weltweit durchaus erfolgreich. Als seine älteste Schwester stirbt, kehrt er zurück nach Hamburg und in die Familie, der er immer entkommen wollte. So schnell wie möglich will er wieder zurück in sein eigenes Leben. Aber was ist das, das eigene Leben? Salms jüngere Schwester Bille verliert ihren Job, sein Vater nähert sich immer schneller der Hilflosigkeit. Einen funkelnden Winter lang entdeckt Salm, dass niemand jemals alleine ist. Er lernt seine Eltern und Geschwister neu kennen. Rolf Lappert erzählt vom Wunder der kleinen Dinge und von dem, was heute Familie bedeutet. Jedes Detail leuchtet in diesem zarten, großen Familienroman.

Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, HR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Rolf Lappert wurde 1958 in Zürich geboren und lebt in der Schweiz. Er absolvierte eine Ausbildung zum Grafiker, war später Mitbegründer eines Jazz-Clubs und arbeitete zwischen 1996 und 2004 als Drehbuchautor. Bei Hanser erschien 2008 der Roman Nach Hause schwimmen, der 2008 mit dem Schweizer Buchpreis ausgezeichnet wurde, und Auf den Inseln des letzten Lichts (Roman, 2010). Pampa Blues ist im Frühjahr 2012 erschienen.
Rezensionen

buecher-magazin.de - Rezension
buecher-magazin.de

Lennard Salm, kurz genannt Salm, lebt weit weg von Hamburg, seiner grauen Heimatstadt in der Nähe des grauen Meeres. Er hat Erfolg als Künstler und leidet doch an dem Gefühl, mit sich selbst uneins zu sein. Salm befindet sich irgendwo in Afrika am Meer, als ihn die Nachricht erreicht, dass seine Schwester gestorben ist, die in Hamburg lebte. Der fast 50-Jährige macht sich auf, seiner Schwester die letzte Ehre zu erweisen. Zu Hause wartet sein Vater Albert, dessen Geschichte Lappert ebenso beredt schildert wie Salms Auseinandersetzung mit den anderen Familienmitgliedern. Da ist seine Mutter, die ihre Familie schon lange hinter sich gelassen hat, um in die USA zu ziehen, da sind sein Bruder Paul und seine Schwester Billie, die scheinbar genauso wenig erwachsen werden will wie ihr weit gereister Bruder. Salm begreift, um Fuß im eigenen Leben fassen zu können, muss er sich den Familiengeheimnissen, dem Älterwerden und damit auch dem nahenden Tod des Vaters endlich stellen. Lappert mischt in Salms "Coming of Age" auch noch ein bisschen Sozialkritik. Die Stärke des Romans liegt jedoch in den Schilderungen von Atmosphäre, insbesondere bei den Beschreibungen von Landschaften. Egal, ob bei den Weiten des afrikanischen Meeres oder den Winterschatten über den Häusermeeren Hamburgs.

© BÜCHERmagazin, Margarete von Schwarzkopf (mvs)

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 08.02.2017

NEUE TASCHENBÜCHER
Schlingernde
Erinnerungen
„Die ersten zehn Tage in dieser Einöde hatte er im wattierten Zustand der Trunkenheit verbracht, in selbstmitleidigem, weltverachtendem Brüten“. Lennard Salm, Konzeptkünstler, sammelt an einem einsamen nordafrikanischen Strand das Treibgut ertrunkener Flüchtlinge. Plötzlich, durch den Tod seiner Schwester nach Hamburg zurückgerufen, packt er die wichtigsten Fundstücke, auch Fotos eines toten Kindes, in seinen Koffer, der nun irrtümlich im falschen Flugzeug um die Welt kreist. Während er in eine grau und winterlich abweisende Stadt zurückkehrt, konfrontiert mit seiner Familie, einem Panoptikum unglücklicher Schicksale, die ihn in einem nicht endenden Erzählstrom „besoffen schlingernder Erinnerungen“ überfluten.
In „Über den Winter“, (Nominierung beim Deutschen Buchpreis 2015) fordert Rolf Lappert dazu auf, sich auf seine minutiöse, pointierte manchmal fast quälend genaue Erzählweise einzulassen. In der alles, auch die urbane Kulisse, zur Metapher für das Leben des Helden wird. Aus dessen Trostlosigkeit der Versuch führt, sich auf eigene Entscheidungen einzulassen.
ROSWITHA BUDEUS-BUDDE
Rolf Lappert: Über den Winter. Roman. dtv, München 2017. 383 Seiten, 11, 90 Euro.
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de

Perlentaucher-Notiz zur ZEIT-Rezension

Nach Meinung von Rezensent Lars Weisbrod ist Rolf Lappert gescheitert mit seiner Kritik am Prinzip Selbstverwirklichung. Dem Rezensenten scheint allzu deutlich, worauf der Autor hinauswill mit seinem Buch über einen 50-jährigen Konzeptkünstler, der zurückkehrt zu seinem pflegebedürftigen Vater und damit zu familiärer Verantwortung und Abhängigkeit. Besonders stört sich Weisbrod daran, dass Lappert ständig eine mittlere Beschreibungsebene einnehme. Dadurch fehle ihm "sowohl der Sinn für Genauigkeit als auch der für das große Ganze", der Effekt sei zunehmende Ermüdung beim Leser. Zwar würdigt der Kritiker auch das wegen seiner "soziohistorischen Vogelperspektive" für ihn schönste Kapitel des Romans - doch letztlich nur, um zu bemängeln, dass man dem Protagonisten seine innere Leere an keiner Stelle so wirklich glauben könne.

© Perlentaucher Medien GmbH

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.09.2015

Von Männern für Männer
Rolf Lapperts Roman "Über den Winter"

Wer Rolf Lapperts drei nach seiner längeren Schaffenspause veröffentlichte Romane betrachtet, findet darin Variationen eines Motivs: der einsame Wolf, der doch ohne seine Familie nicht auskommt. So ergeht es Wilbur in "Nach Hause schwimmen" (2008), der bei seinen Großeltern in Irland erstmals eine Heimat findet. So irrlichtert auch der Protagonist Tobey "Auf den Inseln des letzten Lichts" (2010), um seine Schwester wiederzufinden. Seine Vollendung findet dieses Motiv nun in Lapperts aktuellem Roman "Über den Winter", der auf der Shortlist für den Deutschen Buchpreis steht. Auch "Nach Hause schwimmen" schaffte es bis dorthin, wurde aber nicht ausgezeichnet.

"Über den Winter" ist nicht das stärkste Buch des 1958 geborenen Schweizers. Es ist übervoll mit stereotypen Vorstellungen von Männlichkeit. Da fallen gleich zu Beginn Sätze wie aus einem drittklassigen Western: "Seine Uhr hatte er vor Wochen beim Kartenspiel verloren." Im Bahnhofsviertel droht dauernd eine Schlägerei, und wenn schon kein anderer zuschlägt, schlägt man sich doch lieber selbst mit den Fäusten ins Gesicht, weil man gerade wehleidig zu werden droht und bereits ein Schluchzen hörbar geworden ist. Rolf Lappert, so viel ist schon nach wenigen Seiten klar, schreibt Bücher der Kategorie "Von Männern für Männer". Oder für Frauen, die sich an ausgelutschten Darstellungen von Virilität noch erfreuen können.

Der einsame Wolf ist diesmal Lennard Salm, ein Künstler, der sich in Gesellschaftskritik übt: Erwähnt wird eine seiner Aktionen in einer Berliner Galerie, "wo er mit Hilfe eines Pferdes von einem nahezu zugefrorenen See Eisbrocken herbeischleppte, diese über dem Feuer eines lärmenden und stinkenden Ölbrenners zu Wasser schmelzen ließ und mit dem Dampf eine Turbine antrieb, deren Strom einen Kühlschrank dazu brachte, Eis zu produzieren". Sein Kunstbegriff trennt ihn von seiner Verwandtschaft, zumindest bildet er sich das ein. Also mäandert Salm allein durchs Leben. Zu Beginn des Romans ist er neunundvierzig Jahre alt und lebt im Ferienhaus seines Mäzens Wieland, mit dem ihm eine etwas einseitige Freundschaft verbindet. Das Haus liegt in einer Urlauberkolonie an der Mittelmeerküste, deren Villen Namen tragen wie "Dream of Dresden" und "Mannheim Mansion". Am Strand werden die Habseligkeiten ertrunkener Flüchtlinge angespült, die Salm sammelt und in ein Kunstwerk verwandeln will - unter Skrupeln zwar, aber dennoch.

Als ihn die Nachricht vom Tod seiner älteren Schwester erreicht, reist Salm zu seiner Familie nach Hamburg. Dort trifft er auf seine jüngeren Geschwister Paul und Bille, die sich als Streber und Hippiebraut umschreiben lassen, auf seinen gebrechlichen Vater und seine inzwischen in Malibu lebende, unnahbare Mutter. Diese Konstellation birgt jede Menge Sprengstoff - doch die Geschichte spielt in Norddeutschland: Da erträgt man einander zunächst stoisch, erst später gelingt immerhin eine gewisse Annäherung.

Nebenfiguren zu charakterisieren mit ein paar starken Strichen, an der Grenze zur Karikatur: Das beherrscht Rolf Lappert perfekt. So heißt es über kulturbeflissene Bekannte der Familie: "Nach Jahrzehnten der Gegenwehr erschöpft und verbittert geworden, begegneten sie dem Verfall der Kultur mit Dünkel, durch den sie sich aus der geistlosen Masse herausgehoben zu fühlen schienen wie Adelige in einer Sänfte." Salms Schwester wird zwar viel zu spät, aber irgendwann dann doch treffend beschrieben mit "ihren Vergangenheitsbewältigungen, ihren Simon-and-Garfunkel-Kassetten, ihren kandierten Ingwerstücken und mitternächtlichen Joints". Andererseits gibt es viele lieblos träge Sätze, die selbst ihr Stakkato nicht in Schwung bringt. Die Geschichte droht gelegentlich zu ersterben und wird von Lappert zweimal mit der Brechstange wiederbelebt: Erst schießt in dem Theater, in dem Bille arbeitet, ein Schauspieler beim Vorsprechen um sich. Später steht mitten in Hamburg plötzlich ein herrenloses Pferd im Hinterhof. So seltsam willkürlich tauchen die Dinge auf, dass auch ein Besuch von Marsianern bei der Testamentseröffnung in die Nähe des Vorstellbaren rückt.

Obwohl Salm schließlich zu seinem Vater zieht und wieder eine enge Bindung zu seiner Schwester aufbaut, ist "Über den Winter" alles andere als eine sentimentale Liebeserklärung an die Familie. Manche Risse lassen sich nicht kitten, andere wachsen so überraschend schnell wieder zu, dass es wirkt, als hätte es nie eine Differenz gegeben. Da lässt Lappert sich erzählerisch viel entgehen, denn das Verhältnis der Figuren zueinander entwickelt sich kaum. Zwischen einigen Glanzpunkten herrscht Ödnis. Fast zu harmonisch gleitet Salm wieder ins Familienleben hinein und fährt sich dort in aller Gemütlichkeit fest. Am Ende ändert er sein Leben, was völlig irrelevant wirkt: Der einsame Wolf streift künftig eben durch andere Gefilde.

JULIA BÄHR

Rolf Lappert: "Über den Winter". Roman.

Hanser Verlag, München 2015. 384 S., geb., 22,90 [Euro].

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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"Ein schönes Buch, das von seiner melancholischen Grundstimmung und den vielen liebevoll gezeichneten Charakteren lebt." Jens Laloire, Weser Kurier, 25.10.15

"Rolf Lappert ist wieder ein äußerst atmosphärischer Roman mit überzeugenden Figuren gelungen." Mareike Ilsemann, WDR 5, 16.09.15

"Faszinierend, was er mit uns macht. Dass er uns an einen Ort versetzt, wo wir eigentlich nich hin wollen. ... Von Poesie durchdrungen, die mich sehr überzeugt." Christine Lötscher, SRF Literaturclub, 15.09.15

"Künstlerroman? Familienroman? Das Buch von Rolf Lappert ist beides. Es erzählt, wie sich ein Mann wandelt, zurückkehrt in die Familie und dort ein Zuhause findet - beeindruckend." Melanie Thun, NDR Kulturjournal, 07.09.15

"Rolf Lappert gelingt das fesselnde Porträt eines Mannes, der mit knapp 50 schließlich doch noch erwachsen wird." Heide Soltau, NDR Kultur, 01.09.15

"Ein sprachmächtiger Familienroman, der in seinem grandiosen Rückblenden und feinsinnigen, psychologisch austarierten Porträts an die Werke der grossen deutschen Erzähler des 19. Jahrhunderts erinnert. ... Ein wunderbar anrührender Roman." Sandra Leis, NZZ am Sonntag, 30.08.15

"Mit einer bildstarken Sprache zeichnet Rolf Lappert ein Bild der Gegenwart.. ... Rolf Lappert ist ein Seismograph der Gegenwart. Sein Familien- und Gesellschaftsroman zeichnet subtil die Vereinzelung in der Massengesellschaft nach." Guido Kalberer, Der Tages-Anzeiger, 25.08.15