Studienarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Soziologie - Beziehungen und Familie, Note: 1,0, , Sprache: Deutsch, Abstract: Aus unterschiedlichen Studien geht hervor, dass ein erheblicher Prävalenzunterschied psychischer Störungen in den Gruppen von Männern und Frauen vorliegt. Im Vergleich zu Männern sind Frauen statistisch häufiger von internalisierenden Störungen betroffen, leiden öfters an Neurosen, Angst- und Essstörungen sowie somatoformen Störungen. Auch hinsichtlich einer Medikamentenabhängigkeit findet sich ein höherer Anteil bei Frauen. Diese Prävalenzunterschiede können von vielen epidemiologischen Untersuchungen bestätigt werden, doch lassen sich in der Literatur zahlreiche Erklärungsansätze und Ursachenzuschreibungen finden. Oftmals beziehen sich die Hintergründe, die das geschlechtsspezifische Verhaltensrepertoire und die daraus resultierenden geschlechtsspezifischen Gesundheitskonzepte erklären sollen, jedoch lediglich auf genetische und neurobiologische Faktoren. Doch hinter den geschlechtsspezifischen Störungsbildern lassen sich auch Risikofaktoren identifizieren, die allein sozialepidemologisch erklärt werden können , bzw. biologische Ursachen ergänzen. Hinzukommend muss beachtet werden, dass in der Geschlechterforschung eine erhebliche Veränderung in den letzten Jahrzehnten stattgefunden hat. Die Herausforderung in der Untersuchung der geschlechtsspezifischen Störungsbilder liegt seither darin, Geschlecht als eine Dimension des Sozialen zu berücksichtigen. Der französische Soziologe Pierre Bourdieu machte in seinen Theorien darauf aufmerksam, dass die binäre Geschlechtsklassifikation, so wie sie in unserer Gesellschaft vorzufinden ist, ein Bestandteil sozialer Ordnung ist, die soziale Welt durch die klassifikatorische Denkweise und durch die Einteilung in weibliches und männliches Geschlecht geprägt ist. Unter dem Hintergrund dieser theoretischen Konzepte stellt sich somit die Frage, inwiefern die Klassifikation von Geschlecht, die Manifestierung von typisch männlichem und weiblichem Verhalten, bzw. der geschlechtsspezifische Habitus die Prävalenzunterschiede psychischer Störungen bei den sozialen Geschlechtern Mann und Frau reproduziert. Auf der Grundlage der Theorien Pierre Bourdieus und einigen epidemiologischen Studien soll im Folgenden der Zusammenhang zwischen typisch weiblichen Störungsbildern und dem Konstrukt des weiblichen Geschlechts untersucht werden.
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