"Alle Poesie soll belehrend sein, aber unmerklich [...]. Die didaktische oder schulmeisterliche Poesie ist und bleibt ein Mittelgeschöpf zwischen Poesie und Rhetorik." J. W. v. Goethe (1903: 2) Dieses Zitat Goethes zeigt die Vielfalt der Möglichkeiten und Abstufungen, in denen sich das Didaktische in der Literatur entfalten kann. So beinhaltet seine Aussage, dass in einem sehr allgemeinen Sinn jedes literarische Werk ,lehrhaft' ist, unter der Bedingung, dass es eine an einen Hörer bzw. Leser gerichtete thematische Aussage beinhaltet. Unter Berücksichtigung des Themas dieser wissenschaftlichen Abhandlung ist zu berücksichtigen, dass nur solche Werke als Lehrdichtung zu verstehen sind, in denen die didaktische Intention des Autors einen bestimmten Grad an Deutlichkeit und Ausprägung erreicht. (Effe 1977: 11) Zu dieser Aussage wird später noch im Speziellen Bezug genommen, indem eine vertiefte Erklärung zum Termini ,Lehrgedicht', seiner Stellung in der Literaturwissenschaft und natürlich, wie der Titel bereits verrät, auch seiner historischen Entwicklung vorgenommen wird. Als Gattungsbezeichnung ist der deutsche Terminus ,Lehrgedicht' erstmals 1646 belegt. Es ist zu vermuten, dass der Begriff einer direkten Übersetzung des bei den antiken Grammatikern Diomedes und Servius verwendeten Begriffs (carmen) didascalicum entstammt.
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