Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, B, BG, CY, CZ, D, DK, EW, E, FIN, F, GR, H, IRL, I, LT, L, LR, M, NL, PL, P, R, S, SLO, SK ausgeliefert werden.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
© Perlentaucher Medien GmbH
Katharina Hackers neue Kurztextsammlung
Fünf Jahre ist es her, seit Katharina Hacker, die zuvor als Romanautorin bekannt war (und als solche mit "Die Habenichtse" 2006 den Deutschen Buchpreis gewonnen hat), eine kleine brillante Sammlung von "Minutenessays" veröffentlichte. Man sah diese winzigen Texte in der Tradition von Kawabata Yasunaris "Handtellergeschichten" und Oskar Maria Grafs "Minutengeschichten", doch Hacker schrieb im Gegensatz dazu mit in der Tat eher essayistischem Anspruch. Dann folgten von ihr wieder zwei Romane, einer für Jugendliche, einer für Erwachsene, doch als müsste sich die Schriftstellerin nach diesen Volumen-Ausschweifungen wieder aufs Extremste konzentrieren, hat sie neue Kurzüberlegungen angestellt, die - diesmal ohne Gattungsbezeichnung - als "Über Leben mit Tier" erschienen sind. Unpaginiert, als wäre selbst eine Seitenzahl zu viel der Ablenkung von den auf ihre Essenz gebrachten Gedanken und, ja, Liebeserklärungen an die animalischen Lebensbegleiter.
Einige dieser insgesamt 106 jeweils nicht mehr als eine Seite umfassenden Betrachtungen können komplett selbst in dieser Kurzbesprechung wiedergegeben werden. Etwa der Dreizeiler "Tja", der hier bewusst mit Verszeichen versehen wird, um die bisweilen geradezu lyrische Verdichtung und Formgebung, die Hacker ihren Texten angedeihen lässt, anzudeuten: "Der Tod eines Kaninchens bedrückte ein / Meerschweinchen, während er zwei Kaninchen / schwach zu erfreuen schien." Oder "Wolf": "Ob der Mensch des Menschen Wolf, / hängt jedenfalls nicht vom Wolf ab." Es gibt aber auch rein menschliche Ausführungen, also entgegen dem Buchtitel ganz ohne Tier. In "Verbündet" etwa heißt es: "Die Sprache ist unsere Verbündete / gegen unsere absterbenden Herzen, / gegen eine ärmlich werdende Welt."
Und wie schon vor fünf Jahren führt Katharina Hacker uns nicht nur in ihre intimsten Gedankengänge; sie weckt auch unsere Vorstellungskraft betreffs der Frage, welche dieser Miniaturen Keimzellen für mehr sein könnten. "Gewalt verschließt die Welt immer. Sentimentalität aber verschließt sie auch. Und Mangel an Phantasie." Kein Mangel daran bei Katharina Hacker. apl.
Katharina Hacker:
"Über Leben mit Tier".
Berenberg Verlag,
Berlin 2023.
112 S., geb., 20,- Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © Frankfurter Allgemeine Zeitung GmbH, Frankfurt am Main.