In diesem Beitrag geht es um das Wissenschaftsverständnis von Erich Fromm. Er macht deutlich, dass auch für ihn die Biologie ganz wesentlich zur Konstitution des Menschen und seiner Psyche gehört. Deshalb seien Zuordnungen seines sozial-psychoanalytischen Ansatzes zu einem kulturalistischen oder rein gesellschaftlichen Verständnis des Menschen falsch. „Mein Ansatz war immer ein sozio-biologischer und in dieser Hinsicht von Freuds Ansatz nicht grundsätzlich abweichend.“ Allerdings überwindet Fromm die seit Descartes übliche Fokussierung auf das Individuum, das einer Gesellschaft gegenübersteht und sieht den Menschen auch biologisch schon immer als gesellschaftliches Wesen. In der meist kontroversen Diskussion zwischen einem psychologischen und einem neurobiologischen Verständnis des Menschen plädiert Fromm – durchaus aktuell – für einen Dialog.