Diplomarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Pädagogik - Familienerziehung, Note: 1,0, Bayerische Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Sprache: Deutsch, Abstract: In der heutigen Zeit nehmen Eltern verstärkt Beratung in Anspruch, weil sie sich mit ihrem Erziehungsauftrag überfordert fühlen. Gefühle wie Verzweiflung, Wut und Versagensängste sowie die Hoffnung, durch professionelle Ratschläge eine schnelle Hilfe zu erhalten, sind dominierend. Oft wird das Hilfeangebot jedoch erst sehr spät wahrgenommen, wenn sich eine Krisensituation so verfestigt hat, dass die Eltern am Ende ihrer Kräfte sind und sich nicht mehr im Stande fühlen, das Problem allein zu bewältigen. Die Angelegenheiten, mit denen sich Ratsuchende an eine Erziehungsberatungsstelle wenden, gestalten sich immer komplexer und vielschichtiger, was auf einen gestiegenen Hilfebedarf hinweist, der mitunter eine Folge des schnellen Wandels in der Gesellschaft darstellt. Um den Anspruch, Kinder und Eltern auf ihrem Lebensweg durch das gesellschaftliche Dickicht zu begleiten und zu unterstützen, gleichermaßen professionell und qualitativ erfüllen zu können, muss Erziehungsberatung immer auf dem neuesten Stand sein. Die in der Praxis bestehende, nahezu ausschließliche Alleinherrschaft der Psychologen in der Erziehungsberatung halte ich nicht für gerechtfertigt, da eine psychologisch ausgerichtete Beratungsarbeit vornehmlich durch psychotherapeutischen Methoden und Konzepten geprägt ist. Diese lassen eine eher durchstrukturierte Beratungssituation vermuten, in der dem Berater nur wenig Freiraum und Möglichkeit für ein klientenorientiertes Handeln bleibt. Vielmehr scheint sich (psychologische) Beratung verstärkt auf die Probleme von Ratsuchenden zu fokussieren und sich von den Menschen und ihrer je individuellen Lebensgeschichte zu entfernen. Der Pädagogik per se stehen keine spezifischen Methoden zur Verfügung, denn sie ist, dadurch dass sie in viele Lebensbereiche hineinreicht, nicht ohne weiteres fassbar. Pädagogen konzentrieren sich in ihrem Handeln auf ihr Gegenüber, auf den Menschen in seiner Gesamtheit - nicht nur reduziert auf seine Probleme, sondern mit all seinen Fähigkeiten und Eigenschaften - und machen ihn zum Ausgangspunkt der Beratung, der Erziehung, des Gesprächs, der zwischenmenschlichen Interaktion, mit dem Ziel, ihm zu Selbstständigkeit und Eigenverantwortlichkeit zu verhelfen. Die Frage ist: kann die Erziehungsberatung mit ihren jetzigen Sichtweisen und Methoden den vielfältigen Veränderungen gerecht werden und sich diesen anpassen oder sollte sie vielmehr ihre Arbeit hinsichtlich ihres momentanen Aufgabenverständnisses neu überdenken?
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