Die Welt befindet sich im Wandel, wobei Europa stagniert, während Asien auf der Überholspur ist. Markus Spieker hat in seiner vierjährigen Arbeitszeit als Asien-Korrespondent diesen Wandel hautnah verfolgt und erzählt uns in „Übermorgenland“, gestützt auf eine christlich-abendländische Weltsicht,
wie unsere Zukunft aussehen könnte. Hierbei verzichtet er bewusst auf Theorien, sondern belegt seine…mehrDie Welt befindet sich im Wandel, wobei Europa stagniert, während Asien auf der Überholspur ist. Markus Spieker hat in seiner vierjährigen Arbeitszeit als Asien-Korrespondent diesen Wandel hautnah verfolgt und erzählt uns in „Übermorgenland“, gestützt auf eine christlich-abendländische Weltsicht, wie unsere Zukunft aussehen könnte. Hierbei verzichtet er bewusst auf Theorien, sondern belegt seine Prognosen anhand von persönlichen Begegnungen und Erfahrungen. Sei es die Christin Ruth Pfau, auch bekannt als „Engel von Karachi“, die sich jahrelang aufopferungsvoll in Pakistan um die Schwächsten gekümmert hat oder der Inder Devendra Agrawal, der im überbevölkerten Indien Säuglinge rettet. Es handelt sich vorzugsweise um positive Geschichten aus Asien, die in unserer negativ behafteten Nachrichtenwelt, die vermehrt auf Tote und Skandale setzt, kaum Beachtung finden. Damit gelingt es Spieker Weltgeschehnisse und politische Veränderungen bespickt mit kurzweiligen Unterhaltungselementen, sehr lesenswert und interessant zu verpacken. Das Buch liest sich – auch für Menschen, die wenig Ahnung von internationaler Politik und Zusammenhängen haben – sehr flüssig und ist leicht verständlich.
Erschienen ist „Übermorgenland“ im christlichen fontis-Verlag, was nahe legt, dass dem Christentum in dieser Weltvorhersage eine besondere Bedeutung zukommt. Stellenweise zieht Spieker die Trennlinien in den Anfangskapiteln zwischen den Religionen sehr scharf, dass man sich an Huntingtons „Kampf der Kulturen“ erinnert fühlt. Auffällig sind auch einige Passagen, in denen Spieker versucht Zusammenhänge herzustellen, die nicht eindeutig sind. So schreibt er zum Beispiel: „Während im überbevölkerten Indien der Säuglingsretter Devendra Agrawal mit Ehrungen überhäuft wird, feiert man im nachwuchsarmen Deutschland die Abtreibungsärztin Kristina Hänel, die vom Gesetzgeber mehr Werbemöglichkeiten für ihre Tätigkeit einfordert, als „Retterin – und zwar ausgerechnet im kirchensteuerfinanzierten evangelischen Magazin „Chrismon“ (S. 104). Hier kommt die Frage auf, inwiefern man pauschalisieren kann? So geht es bei dem indischen Säuglingsretter ganz klar darum, dass (Kinder-)Leben gerettet werden, doch ebenso tut es das in Deutschland. Denn hier geht es um das Recht auf Selbstbestimmung der Frau, auf körperliche Unversehrtheit und ebenso um Schutz des Lebens: So werden auch heute in Deutschland noch Frauen vergewaltigt oder kommen mit einer Schwangerschaft nicht zurecht, so dass sie keine Vertrauten haben und ihr Kind (aus Verzweiflung) eher töten, bevor sie es in eine Babyklappe tun. Die Möglichkeit einer Abtreibung bewahrt daher auch hierzulande Kinder davor, dass sie nicht erst im Fluss landen, wie die vielen armen Seelen in Indien, die wiederum vom Säuglingsretter Devendra Agrawal erst gerettet werden. Man möchte meinen, dass hier Birnen mit Äpfeln verglichen werden. Wer das nicht tut, sollte zumindest anerkennen, dass es hier nicht um wissenschaftliche Erkenntnisse geht, sondern um Spiekers ganz subjektive Meinung, die natürlich auch polarisiert.
Wer „Übermorgenland“ als ein rein populärwissenschaftliches Buch annimmt, dass sich nicht auf Theorien, sondern reine Empfindungen und Erfahrungen stützt, ebenso wie auf eine christliche Weltsicht, der kann mit Spieker auf eine wirklich interessante weltpolitische Reise in die Zukunft gehen. Flankiert werden die persönlichen Geschichten Spiekers mit schönen, aussagekräftigen Fotografien, die noch mal einen ganz anderen Einblick geben. Definitiv eine interessante Weltvorhersage, die leicht, locker und angenehm zu lesen ist, aber stets auch mit einem kritischen Auge betrachtet werden sollte.