36,99 €
Statt 42,00 €**
36,99 €
inkl. MwSt.
**Preis der gedruckten Ausgabe (Gebundenes Buch)
Sofort per Download lieferbar
payback
0 °P sammeln
36,99 €
Statt 42,00 €**
36,99 €
inkl. MwSt.
**Preis der gedruckten Ausgabe (Gebundenes Buch)
Sofort per Download lieferbar

Alle Infos zum eBook verschenken
payback
0 °P sammeln
Als Download kaufen
Statt 42,00 €****
36,99 €
inkl. MwSt.
**Preis der gedruckten Ausgabe (Gebundenes Buch)
Sofort per Download lieferbar
payback
0 °P sammeln
Jetzt verschenken
Statt 42,00 €****
36,99 €
inkl. MwSt.
**Preis der gedruckten Ausgabe (Gebundenes Buch)
Sofort per Download lieferbar

Alle Infos zum eBook verschenken
payback
0 °P sammeln
  • Format: ePub

Ein Hamburger Arzt macht sich auf die Suche nach türkischen Kampfdrogen; drei Ostindienfahrer mixen in einer Apotheke auf Java ein »unerhörtes« Elixier; der Philosoph Leibniz sucht nach frühesten chinesischen Schriftzeichen; Spanier im peruanischen Potosí müssen sehen, wie in den Minen der Teufel angebetet wird; ein jesuitischer Missionar stößt in Isfahan auf einen östlichen Hermetismus; ein heterodoxer Abenteurer übergibt dem marokkanischen Botschafter ein geheimes Manuskript und ein Vaterunser-Sammler verzweifelt an den Vokabeln der afrikanischen Khoikhoi.
Was zeichnet diese vormodernen
…mehr

  • Geräte: eReader
  • ohne Kopierschutz
  • eBook Hilfe
  • Größe: 24.49MB
  • FamilySharing(5)
Produktbeschreibung
Ein Hamburger Arzt macht sich auf die Suche nach türkischen Kampfdrogen; drei Ostindienfahrer mixen in einer Apotheke auf Java ein »unerhörtes« Elixier; der Philosoph Leibniz sucht nach frühesten chinesischen Schriftzeichen; Spanier im peruanischen Potosí müssen sehen, wie in den Minen der Teufel angebetet wird; ein jesuitischer Missionar stößt in Isfahan auf einen östlichen Hermetismus; ein heterodoxer Abenteurer übergibt dem marokkanischen Botschafter ein geheimes Manuskript und ein Vaterunser-Sammler verzweifelt an den Vokabeln der afrikanischen Khoikhoi.

Was zeichnet diese vormodernen Pioniere der Globalisierung des 17. und 18. Jahrhunderts aus? Wie gelingt oder misslingt ihnen die Bezugnahme auf die fremden und fernen Gegenstände, mit denen sie sich beschäftigen? Wie sind die Ideen, die bei ihnen anlanden, durch Raum und Zeit gereist? In seinem neuen Buch deutet Martin Mulsow die Frühe Neuzeit als eine Zeit der Überreichweiten, als eine Epoche, in der Quellen und Nachrichten aus nah und fern sich überlagerten, ohne dass man mit dieser Verdoppelung zurechtkam oder sie manchmal auch nur bemerkte. Es war ein Zeitalter der riskanten Referenz, das Mulsow mitreißend und gelehrt vor unseren Augen entstehen lässt.


Dieser Download kann aus rechtlichen Gründen nur mit Rechnungsadresse in A, D, I ausgeliefert werden.

Autorenporträt
Martin Mulsow, geboren 1959, studierte Philosophie, Germanistik und Geschichte in Tübingen, Berlin und München. Er ist Professor für Wissenskulturen der Neuzeit an der Universität Erfurt und Direktor des Forschungszentrums Gotha. Zuvor war er Professor für Geschichte an der Rutgers University, Mitglied des Institute for Advanced Study in Princeton und Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Für seine Arbeit wurde er mit dem Anna-Krüger-Preis und dem Thüringer Forschungspreis ausgezeichnet. Mulsow ist Mitglied der Sächsischen und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.

Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.11.2022

Was hat es auf sich mit den türkischen Kampfdrogen?

Ergötzliche Geschichten mit Theoriezusatz: Martin Mulsow erkundet, wie in der Frühaufklärung Ideen in globalen Umlauf kamen.

Von Jürgen Osterhammel

Die amorphe Substanz "Wissen" wird greifbar, wenn sie sich in "Ideen" kristallisiert. Ideen sind zählbar und können meist als sprachliche Aussagen dargestellt werden. Über sie kann Metakommunikation stattfinden. Man kann etwas mit ihnen machen: sie diskutieren, verbreiten, unterdrücken und verwirklichen. Ideen werden von Menschen erdacht, weitergegeben und verändert. In historischer Zeit lassen sich ihre Urheber oft identifizieren und die Wege ihrer Ausbreitung verfolgen. Man hat die Entstehung und spätere Metamorphose einzelner Ideen rekonstruiert, sie in Kontexte eingebettet und ihre Wirkung, oft über lange Zeiträume hinweg, erforscht. Das kann man auch weltweit tun und erhält dann Kompendien von einflussreich Gedachtem, in denen Ideen und Ideensysteme nebeneinanderstehen und im günstigsten Fall miteinander verglichen werden. Die lückenlose Philosophiegeschichte ("History of philosophy without any gaps") von Peter Adamson, von der seit 2014 sechs Bände erschienen sind, wäre ein Beispiel für ein solches Vorgehen.

Die neuere Globalgeschichte, die alles andere als eine additive Weltgeschichte sein will, ist damit nicht zufrieden. Sie interessiert sich dafür, wie Ideen über große Entfernungen hinweg "zirkulieren" und sich dabei nicht selten berühren oder gar "verflechten". Wer so fragt, überwindet nicht nur eurozentrische Engstirnigkeit und erschließt sich, zumindest der Möglichkeit nach, die Fülle geistiger Kreativität in vielen Kulturen seit den Anfängen der Verschriftlichung, sondern folgt auch der hypothetischen Vermutung, alles könnte irgendwie mit allem zusammenhängen.

Martin Mulsow hegt große Sympathie für ein solches Programm. Aber er warnt mit einem Satz, der variantenreich immer wieder in seinem Buch auftritt: "Die Sache ist komplizierter!" Aus dieser Warnung spricht der unvergleichliche Kenner der europäischen Gelehrtenwelt des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts und zugleich der besorgte Theoretiker. Er fürchtet aus guten Gründen, dass es sich die Globalgeschichte mit ihrer Begeisterung für Mobilität, Transfer, Übersetzung und "hybride" Vermischung und Verschmelzung zu leicht machen könnte.

Wenn man annimmt, so referiert Mulsow die unpolemisch angezweifelte Gegenposition, dass "Ideen als Quasi-Entitäten die eigentlichen Akteure sind", dann gibt man auf, was kulturwissenschaftlich über die "Praxis" von Forschen und Schreiben bei Einzelnen und in Milieus und Netzwerken der Gelehrsamkeit bekannt ist. Und wenn man die kolossalen Schwierigkeiten unterschätzt, die der Fernwanderung von Ideen entgegenstehen, dann ist man schlichtweg naiv.

Ideenmobilität über Zivilisationsgrenzen hinweg - das ist eine der Botschaften dieses Buches - hat es viel häufiger gegeben, als wir bisher wissen; die Forschung hat noch ungeahnte Möglichkeiten vor sich. Zugleich ist solche Mobilität extrem störanfällig. Sie wird von Zufällen der Überlieferung, abgebrochenen Transmissionsketten, Missverständnissen (die den Beteiligten selbst verborgen blieben) und Nichtbegegnungen regiert. Mulsow hält eine globale Ideengeschichte keineswegs für illusorisch. Im Gegenteil. Sie wird umso aufregender, je mehr sie, abseitigsten Spuren in der Überlieferung nachgehend, an konkreten Beispielen zeigen kann, wie voraussetzungsreich das ist, was in Festreden gerne als "Dialog der Kulturen" beschworen wird.

Das Buch lebt von solchen Beispielen, die doppelbödig als Geschichtserzählungen eigenen Rechts - eine "Mischung von Detektivroman und durchbrochener Romanze" - und als Theoriefutter präsentiert werden. Acht Fallstudien behandeln den Hermetismus, der sich nach Ägypten, Persien, Indien und in die jüdische Literatur verzweigte; die arabische und später bibelexegetische Suche nach einem "prä-adamitischen" Anfang der Geschichte; die europäische Obsession mit türkischen "Kampfdrogen" und anderen wundertätigen Substanzen; die geheime Internationale der Alchemisten, die sich nicht nur für Gold, sondern auch für Salpeter und den "Welt-Schleim" interessierten; Leibniz' Verwunderung über die chinesischen Bücher in seiner Bibliothek; den Häresietransfer vor allem zwischen christlicher und islamischer Sphäre, bei dem sich in einem "Umklappeffekt" die Ketzer der einen Seite in die Orthodoxen der anderen verwandelten; die Versuche einer frühen Proto-Religionswissenschaft, die Menschheit klassifikatorisch und kartographisch danach zu erfassen, in welchen Abmischungen von Schattenhaftigkeit sie zwischen dem Licht des Monotheismus und der glaubenslosen Finsternis der "Hottentotten" lebte; schließlich Oben und Unten, Himmel und Hölle in der Neuen Welt, wo das reale Inferno der Bergbaustadt Potosí (im heutigen Bolivien) hoch oben im Gebirge lag und der Teufel als herrscherlicher Jaguar auftrat.

Ein wenig an die Schreibweise Hans Blumenbergs erinnernd, erlaubt es Martin Mulsow seinen Leserinnen und Lesern nur bis zu einem bestimmten Punkt, sich am polyglott gesammelten Material zu ergötzen. Das Buch hätte ein Kuriositätenkabinett werden können, ist aber keines. Immer wieder wird man sanft und ohne aufdringliches Prophetentum in die experimentelle Arbeit an einer Theorie hineingezogen, die sich bereits als Baustelle sehen lassen kann. Sie beruht auf Begriffen wie Kontext, Konstellation, Rahmen, Triangulation oder informationelle Lieferkette.

Das Kernkonzept ist das der "Referenz", also der Konstruktion von gedanklichen Bezügen auf Fernes, Fremdes und oft nur Geahntes. Solche Referenzen haben auch dann, wenn sie in Gestalt von "Tiefenbohrungen" in die zeitliche Ferne der Vergangenheit verweisen, nur bedingt mit "Gedächtnis" zu tun, einem Zentralbegriff der Kulturwissenschaften. Referenz- und Erinnerungsgeschichte, so Mulsows einprägsames Bild, verhalten sich zur realen Transmissionsgeschichte der reisenden Gelehrten und verschifften Manuskripte wie die beiden Stränge einer Doppel-Helix. Sie lassen sich nicht voneinander trennen.

Die Referenzen selbst sind Ausgriffe, Hypothesen, Würfe ins Dunkle. Das soll der aus der Funktechnik stammende Titelbegriff "Überreichweiten" andeuten. Im Jahrhundert zwischen etwa 1630 und 1730, um das es hauptsächlich geht, wussten europäische Gelehrte - Intellektuelle, wenn man will - schon ziemlich viel über den Rest der Welt, aber zu wenig, um ihre überschießende Phantasie methodisch zu zügeln und treffsichere Forschungsfragen zu stellen. Das war so von der Chemie bis zur Sprachwissenschaft, von der Pharmakologie bis zum Studium ägyptischer Mumien.

Die naturalisierte, dem Kreislauf des Wassers, Blutes oder Geldes nachempfundene "Wissenszirkulation" der Globalgeschichte - das sagt uns dieses außerordentlich anregende Buch - war eigentlich etwas ganz anderes, nämlich unentwegte Referenztätigkeit von Einzelnen und epistemischen Kollektiven. Weil diese Referenzierungen aber selbst eine Geschichte haben, ist die These vom haarsträubenden Fernspekulieren ("Überreichweite") als Pendant zur sprichwörtlichen "barocken Projektemacherei" eine begrenzt gültige Epochentheorie - und als nichts anderes gemeint. Was aber geschah nach der Frühaufklärung? Könnte man eine Geschichte der Referenzreichweiten schreiben, die keine simple - und im neunzehnten Jahrhundert im Weltmaßstab asymmetrische - Fortschrittsgeschichte von Wissenschaftlichkeit wäre?

Martin Mulsow: "Überreichweiten". Perspektiven einer globalen Ideengeschichte.

Suhrkamp Verlag, Berlin 2022, 718 S., Abb., geb., 42,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
…mehr

Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension

Rezensent Oliver Weber liest mit diesem Buch des Historikers Martin Mulsow eine sinnvolle Antwort auf die Frage, wie eine "globale Ideengeschichte" aussehen könnte, die sich von der eurozentristischen Perspektive löst. Es geht dem Autor nicht darum, aufs Neue die Irrtümer der europäischen Deutung der Weltgeschichte herauszustellen, so der Kritiker, sondern das "produktive Moment" von Fehlinterpretationen und kulturellen Missverständnissen, die bei der Zirkulation von Wissen entstehen, aufzuzeigen. Dafür hat Mulsow in seinem Buch spannende Fallstudien versammelt, schreibt Weber, die aus unterschiedlichen Perspektiven historische Schlüsselmomente schildern, in denen die Wissenkonzepte verschiedener Kulturen aufeinandertrafen. Trotz seiner "Gelehrsamkeit" ist die Lektüre nie zu theoretisch oder trocken, so der Kritiker, was sich Mulsows spezieller Erzähltechnik, einem Mix aus "Detektivroman und durchbrochener Romanze", verdankt. Der Rezensent kann sich nun besser vorstellen, wie eine Weltgeschichte der Ideen eines Tages geschrieben werden könnte.

© Perlentaucher Medien GmbH
»Wie könnte man eine 'globale Ideengeschichte' schreiben, ohne in Eurozentrismus zurückzufallen? Martin Mulsows Buch hat eine Antwort.« Oliver Weber Süddeutsche Zeitung 20230412